GAL Bamberg: „Theatergassen – Abseits oder mittendrin?“
GAL-Rundgang nahm das städtebauliche Potenzial eines kaum beachteten Ensembles ins Visier
Eine Sitzmöglichkeit erhofften sich die Teilnehmenden beim GAL-Rundgang durch die Theatergassen vergeblich – und hatten damit schon eigene praktische Erfahrung damit gemacht, woran es dem kleinen Hof-Ensemble fehlt: Aufenthaltsqualität. GAL-Stadträtin Ursula Sowa führte im Rahmen des GAL-Ferienprogramms SOMMERGRÜN auf einem Spaziergang durch einen Teil der Bamberger Innenstadt, der zwar mittendrin liegt, aber doch irgendwie abseits und hinten wirkt.
Die Architektin Sowa erinnerte an die Planungsanfänge für die Theatergassen in den 80er Jahren: „Damals hatte man die Saniereritis – man wollte flächendeckend alte Gebäude abreißen und neue Quartiere schaffen.“ Die Theatergassen sollten als Passage mit Einkaufsläden im Erdgeschoß und Wohnungen in den oberen Geschoßen entstehen. „Aber schon bei der Durchwegung wurden grundlegende Fehler gemacht“, erläuterte Sowa und verwies auf die vier Eingänge in die Theatergassen, die sämtlich schmal, unauffällig und unattraktiv als dunkle Löcher durch Gebäude führen. „Kommt man dann so in die Theatergassen hinein, weiß man wieder nicht, wo es weitergeht, sondern steht desorientiert vor verwinkelten Möglichkeiten, was für eine Passage natürlich völlig kontraproduktiv ist. Da helfen auch bemühte Wegweisschilder nichts.“
Aber so richtig bleiben will man auch nicht, obwohl die Theatergassen mit ihrer kleinteiligen Struktur, mehreren kleinen Plätzen, keinerlei Autoverkehr und ruhigem Flair eigentlich durchaus Potential haben. Denn Bänke oder andere Sitzmöglichkeiten findet man heute überhaupt nicht mehr. Sie wurden ebenso entfernt wie der einzige Spielplatz am Ende einer Gasse – wegen Missbrauch, wie es heißt, der wiederum zu einer Belästigung der Anwohner*innen führte. Überhaupt ist der Interessenkonflikt zwischen den an ruhiger Wohnlage interessierten Bewohner*innen und einer Belebung der Theatergassen, die sich vor allem die anliegenden Geschäfte wünschen, „die größte Herausforderung für das kleine Viertel“, so formulierte es Sowa. Beide Seiten waren bei dem Rundgang vertreten und brachten ihre Argumente vor.
Einen Schub für die nächste Zukunft könnten die Sanierungsmaßnahmen am Rande der Theatergassen an der Langen Straße geben – die Gebäude gehören der Mediengruppe Oberfranken. Dort wünschen sich die Einzelhändler*innen, die sich jüngst verstärkt für ihren Standort engagieren, einen attraktiven Eingang in die Passage mit Hinweis auf ihre Ladenlokale. Gerne hätten sie auch ein Tages-Café mit Freischankfläche und ein paar Bänke. Ursula Sowa plädierte dafür, ein Rundum-Konzept für eine anwohnerverträgliche Aufenthaltssteigerung des Areals in Auftrag zu geben: „Kein Stückwerk aus Hinweistafeln und einzelnem Mobiliar – vielmehr brauchen die Theatergassen eine Zukunftsplanung aus einem Guss, die auch Nutzung, Flächenaktivierung und eine planerische Beteiligung der Anlieger beinhaltet.“
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