Pulse of Europe: Das europäische Bamberg entdecken

Am 23. April fanden sich über 500 europabegeisterte Bamberger zur ersten hiesigen Kundgebung von Pulse of Europe zusammen. Seitdem ist vieles geschehen. Nun sucht das Bamberger Team der Europabewegung nach dem besten Weg in die Zukunft.

Seit jenem Novembertag nach der Wahl Donald Trumps, an dem ein Frankfurter Ehepaar zehn Forderungen formulierte, die zum Ausgangspunkt einer unabhängigen Bürgerbewegung in über 120 Städten aus 16 Ländern wurden, hat sich viel getan. Das sehen auch die Organisatoren des Bamberger Ablegers: Während die erste Bamberger Kundgebung noch auf den Tag der französischen Präsidentschaftswahlen fiel und viele die Angst vor einem Sieg Marine Le Pens umtrieb, erscheint Europa heute für den Moment in ruhigere Fahrwasser gerettet. Auch wenn die Sicherheit trügen mag, ist das ein Grund, sich zu freuen – da sind sich die Bamberger Pulsgeber einig.

Zugleich aber beobachten sie, dass die Teilnehmerzahlen der Pro-Europa-Kundgebungen seitdem drastisch zurückgingen: Fehlt die konkrete Gefahr, so sinkt die Bereitschaft vieler Menschen, für Europa auf die Straße zu gehen. „Es wäre aber ja völlig widersinnig, wenn wir als Bürgerbewegung jetzt darauf hoffen würden, dass wieder eine neue Gefahr auf den Plan tritt”, meint Moritz Schulz. Trotzdem sei man sich vollkommen einig, dass das Engagement der Pulsgeber für Europa heute und in Zukunft so nötig sei wie noch im April. Das sehe man in Bamberg ganz genauso wie im Rest der Bewegung, die sich mit einem Dachverein und einer Geschäftstelle in Frankfurt eingerichtet hat, um zu bleiben.

“Wir haben uns dann gefragt: Was heißt es, ganz konkret in Bamberg zur Zukunft Europas beizutragen?”, bringt Matthias Schönhofer das Problem auf den Punkt. Dabei gelangten die fünf Organisatorinnen und Organisatoren schnell zu einer gemeinsamen Zielvorstellung: Bamberger sollten auch in Zukunft über Europa reden. Und sie sollten Europa vor Ort in und an Bamberg wahrnehmen. Es sei doch gerade gut, wenn sich die Leute daran gewöhnten, dass jeden ersten Sonntag im Monat Europafahnen den Gabelmann schmücken. „Europa als Teil der ganz normalen Lebenswirklichkeit der Bürger – das ist doch gerade, was immer vermisst wird”, meint Ellen Bambach. Man wolle aufzeigen, wie europäisch Bamberg schon sei, ohne dass man es gemeinhin sehe.

So sollen auch zukünftig einzelne europäische Staaten jeweils das Rahmenthema der Kundgebungen vorgeben und Bamberger, die aus diesen Ländern kommen, als Gäste eingeladen werden. „Wir hoffen ja gerade, dass es nicht jeden Monat einen Anlass gibt, um auf der Straße für das Überleben der EU einzustehen”, gibt Wolf Lieb zu bedenken. Vielmehr wolle man den Sonntagstermin als eine kleine Bereicherung des Wochenendplans etablieren, die Unterstützer der europäischen Idee zusammen bringt und dem Thema Europa einen alltäglichen Platz im Veranstaltungskalender gibt. Dazu erwägen die Europaaktivisten auch, die Kundgebungen durch andere Veranstaltungen und Aktionen zu ergänzen. „Alles ist denkbar,“ meint Schulz. „Gerade hier suchen wir auch aktiv den Kontakt mit alldem, was es in Bamberg an Kultur und Engagement gibt.“

Vielleicht, gibt Jonas Glüsenkamp zu bedenken, sei eine europäische Identität ja gar nichts, was man erst herstellen müsste – sondern sozusagen eine Frage der Einübung. Für die Bamberger Pulsgeber steht deshalb fest: Sie wollen gemeinsam mit den Bambergern Bamberg entdecken – das europäische Bamberg.