BN-Exkursion zeigte die Besonderheiten von Sandlebensräumen bei Dormitz
Knapp 2 ½ Stunden führte Leo Anwander vom Landschaftspflegeverband Forchheim 15 interessierte Teilnehmer bei einer Veranstaltung auf Einladung des BUND Naturschutz Neunkirchen a. Br. und Umgebung im Rahmen von BayernTourNatur am 23. Juli 2017 durch die Sandlebensräume in den alten Sandgruben von Dormitz. Wie der Geograph erläuterte, sind sie Teil der sogenannten Sandachse Franken, die sich in ihren Ausläufern von Bamberg im Norden bis nach Weißenburg im Süden erstreckt. Entstanden ist sie in der letzten Eiszeit. Damals wechselten sich mehrmals Kalt- und Warmzeitperioden ab, die unterschiedlichen Temperaturen und Niederschlagmengen führten zu einem Wechsel zwischen Ablagerung und Abtragung von Sand. So entstanden in den Tälern rechts und links der Flussläufe so genannte Terrassenstufen und Terrassensande, d.h. sich abwechselnde Schichten von Sanden, feinem Kies und tonigem Material.
Diese Sandlebensräume bieten einzigartige Möglichkeiten für die dafür spezialisierten Tier- und Pflanzenarten, wie z.B. das Filzkraut, das auch als das Edelweiß der Sandachse bezeichnet und mit seinem Namensvetter in den Alpen verwandt ist. Die hier vorkommenden Arten sind hervorragend angepasst an die extremen Bedingungen in Sandlebensräumen, die durch Trockenheit, Nährstoffarmut und, bei Sonne, durch starke Aufheizung geprägt sind.
In der stillgelegten Sandgrube wurden die Exkursionsteilnehmer vom Kleinen Feuerfalter begrüßt. Die Raupe dieses Schmetterlings bevorzugt Pflanzen, die sonnenexponiert stehen, und ernährt sich von den Blättern des Kleinen Sauerampfers. Der Dünen-Sandlaufkäfer ist ein tagaktiver Räuber mit großen Augen und furchteinflößendem Mundwerkzeugen. Er frisst Ameisen und Fliegen; auch seine Larven, die in Röhren im Boden leben, sind räuberisch. Den teilnehmenden Kindern erklärte Leo Anwander, warum dieser Käfer besonders lange Beine hat, nämlich um genug Abstand zwischen seinem Körper und dem im Sommer bis zu 60 Grad heiß Sand herzustellen. Zu sehen gab es auch die Blauflügelige Ödlandschrecke. Diese sehr seltene Heuschrecke hat kräftige Sprungbeine, ist hervorragend getarnt und auf dem Boden sitzend kaum auszumachen. Erst wenn sie auffliegt zeigt sie ihre leuchtend blau gefärbten Hinterflügel.
Während vor langer Zeit frei ziehende Tierherden sowie dynamische Prozesse wie z. B. Überschwemmungen und Erosion eine Verbuschung solcher Lebensräume verhinderten und später der Mensch mit seinen Nutztieren hierfür sorgte, muss heute der Mensch regelnd eingreifen, damit derartige Lebensräume erhalten bleiben.
Gleich nebenan, Richtung Kleinsendelbach, wurde vor kurzem der Sandabbau wieder aufgenommen. Nach den Einblicken in diesen speziellen Lebensraum stimmte es manche Teilnehmer der Exkursion nachdenklich, wie umweltschonend solche Maßnahmen überhaupt durchführbar sind und was beachtet werden muss, damit entsprechende Lebensräume anschließend entstehen und erhalten werden können.
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