Bamberger Schulbiene ist Beispielmodell für China
Chinesische Lehrer besuchen Schulbiene
Was ist guter Unterricht? Dieser Frage ging eine deutsch-chinesische Hochschul- und Bildungskooperation in der Lehrerbildung der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) in Bamberg nach.
Eine zehnköpfige Delegation aus Lehrkräften, Professoren und Projektmanager besuchte die Bienen-InfoWabe, die als außerschulischer Lernraum zur nachhaltigen Umwelterziehung als beispielhaft gilt. Zu dieser Einschätzung gelangte Yelva Larsen vom Institut für Erforschung und Entwicklung fachbezogenen Unterrichts (EE-feU) der Universität Bamberg, die damit auf eine Anfrage der HSS nach einem geeigneten Modell reagierte.
Sechs Lehrkräfte um Professor Chen Xiaoping der Zhejiang International Studies University (ZISU) sollen künftig Multiplikatoren an zehn Modellschulen der Provinz Zhejian sein. Sie sind Partner in einem HSS-Projekt zur Entwicklung der Umwelterziehung an chinesischen Grundschulen.
Unterstützt von zwei Dolmetscherinnen stellten Ilona Munique und Reinhold Burger das Konzept der Bamberger Schulbiene und die Stressless-Methode vor. Die Methode hat zum Ziel, in vier Schritten innerhalb zweiter Unterrichtsstunden zu einem angstfreien Kontakt mit der häufig als gefährlich empfundenen Bienenwelt zu finden. Ferner stellten sie ein Wildbienenhotel-Projekt mit der Wirtschaftsschule Bamberg vor, welches besonders die Gruppenarbeit und Recherchefähigkeit der Zehntklässler förderte.
Professor Jorge Groß, Direktor der EE-feU und geschäftsführender Leiter der Didaktik der Naturwissenschaften, sieht in der Zusammenarbeit mit der Initiative eine Win-win-Situation auf naturwissenschaftlicher wie pädagogischer Ebene. Und an diesem Tag auch an lukullischer, denn er half beim Streichen der Honigbrötchen. Die süße Belohnung wie auch die Besichtigungen der Bienen in der Schaufensterbeute und des Bienengartens lockerten den zweistündigen Vortrag auf. Sogar die größte Biene Europas, die blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) war neugierig auf die fernöstlichen Gäste. Sie fand sich termingerecht am reichlich blühenden Muskatellersalbei des Schau-Kräuterbeetes ein und wurde eifrig von den Gästen fotografiert.
Zustimmendes Nicken und Gelächter auf die Bemerkung „Wenn’s um Bürokratie geht, sind alle Länder wohl gleich.“ Vorgestellt hatten wir Förderbeispiele aus Bund (Umwelt im Unterricht) und Land Bayern („Imkern an Schulen“ und „Imkern auf Probe“) sowie das Fortbildungsangebot des Vereins Mellifera e. V. („Bienen machen Schule“). Damit auch alle anderen Schulen, Bildungseinrichtungen und Bürger in Bamberg, die keine Förderprogramme nutzen (können), dem Bienenthema etwas abgewinnen können, ist die Bienen-InfoWabe von der Privatinitiative „Bienen-leben-in-Bamberg.de“ unter der Trägerschaft des Imker und Bienenzuchtvereins Bamberg Stadt und Land e. V. eingerichtet worden.
Doch selbst mit der besten Didaktik und Methodik vermitteltes Wissen reicht nicht immer aus. Ebenso wichtig erscheint der Schulbiene die Grundmotivation hinter dem Lerngeschehen zu sein. Sie kann ihrer Meinung nach nur persönlich und empathisch ausgeübt werden. Motivatoren benötigen aber zuweilen auch selbst eine Dosis davon. Dass sich die chinesischen Gäste und ihre deutschen Gastgeber diese gegenseitig zu geben vermochten, war eines der erfreulichen Nebenziele der fachlichen und herzlichen Begegnung.
Hintergrundliteratur zum Projekt:
HSS-Projekt zur Entwicklung der Umwelterziehung an chinesischen Grundschulen
Die ZISU ist vom chinesischen Bildungsministerium beauftragt, die praktische Lehrerausbildung weiter zu professionalisieren und hat auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle inne. Die an der ZISU entwickelten und erprobten Konzepte strahlen auf die gesamte Bildungslandschaft der Provinz Zhejiang und darüber hinaus. Dem entsprechend stand in den letzten Jahren die Internationalisierung im Mittelpunkt der Hochschulentwicklung.
Quelle: Blickpunkt China, 3 (2016), Ausg. 2, S. 28.
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