Coffee to go again: Bamberger Grüne und Initiativen wollen Mehrweg statt Abfallberge
Der „Coffee to go“ gehört für viele Menschen im Alltag zur Selbstverständlichkeit. Doch der eigentlich unnötige Ressourcenverbrauch ist vielen nicht bekannt. 320.000 Pappbecher werden in jeder Stunde in Deutschland verbraucht und dann weggeschmissen. Doch es kann auch anders gehen. Darüber waren sich alle im Café „Mokka Makan“ einig.
Unter dem Titel: Bambergs Mülleimer quillen über – Jeden Tag ein bisschen Umweltschutz kann so einfach sein“, luden Lisa Badum Oberfränkische Spitzenkandidatin der Grünen und Initiatorin der „Coffee to go again – Kampagne“ Julia Post, in Kooperation mit den Inhaberinnen des Cafés „Mokka Makan“ zu einer Gesprächsrunde ein. „Wenn wir einen Coffee to stay verkaufen, bezahlen wir 19% Mehrwertsteuer. Doch wenn der Kaffee mitgenommen würde, hätten wir ab einem gewissen Milchanteil eine steuerliche Belastung von nur 7%.“ merkt Mokka Makan Inhaberin Ina Kudlich an. Ihre Kollegin Sonia Al-Kass ergänzt: „Das ist ein negativer Anreiz für Café-Betreibende etwas zu ändern – hier braucht es ein steuerliches Entgegenwirken.“
Die Ideen sind da – doch die Bequemlichkeit auch
Dass es mehr als ein Umdenken in der „To-go Mentalität“ braucht ist allen Anwesenden klar. Auch weiterhin ist der Einwegbecher günstig und bequem für KundInnen und gewinnbringend für die Unternehmen, wenn sich bei der Mehrwertsteuerregelung nichts ändert. Das Thema der Einwegbecher Vermeidung ist komplex und braucht gesamtgesellschaftliche Unterstützung.
Nadja Rakowski vom Agenda 21-Büro im städtischen Umweltamt: „Das Thema ist unter den Geschäften präsent und alle wollen was machen.“ Das Umweltamt unterstützt die Bemühungen im Kampf gegen Einwegverpackungen bereits mit verschiedenen Aktionen wie Beispielsweise durch eine Mehrwegbecher-Werbeaktion und durch laufende Gespräche mit VertreterInnen aus Handel, Verbänden und Organisationen, die sich aktiv im Bereich Mehrweg einbringe wollen.
Die positive Resonanz zum Thema Pappbecherreduzierung erfährt auch Julia Post. Ihr ist es wichtig mit dem Irrglauben aufzuräumen, dass Café-Betreibende keine selbst mitgebrachten Becher annehmen dürften. „Viele Cafés akzeptieren bereits mitgebrachte Mehrwegbecher der Kundschaft und fühlen diese wieder auf. Das ist rechtlich erlaubt!.“, so Post. Ähnliche Erfahrung hat auch die Initiative „Bambecher“. Eine Arbeitsgemeinschaft aus verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren, die die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Und gleichzeitig konkrete Maßnahmen zur Vermeidung der Pappbecher in Bamberg anstoßen wollen.
Wenn keine Pappbecher, was dann?
Unterschiedliche Konzeptideen den Kaffeebecherverbrauch zu reduzieren gibt es viele. Ob nun das eigenen Mitbringen von Mehrwegbechern, das Einführen einer Abgabe auf Pappbecher ähnlich wie bei Plastiktaschen oder aber ein flächendeckendes Pfandsystem, wie es in München bald kommen soll: Um das Ziel den der Einwegbecher in Bamberg zu reduzieren, bedarf es eine Kooperation aus Stadt, Initiativen und Bamberger Unternehmen. Julia Post ist sich sicher: „Die Stadt ist maßgeblich für den Erfolg eines Becher-Pfandsystems entscheidend. Sie muss es nicht selbst betreiben, aber durch vorhandene Mittel und Strukturen kann es zur Vernetzung, Koordination und Bewerbung einer langfristigen Lösung, wie ein Pfandsystem es wäre, beitragen“
Eine Lösung auch für die Landesebene? „Das bayerische Umweltministerium fängt gerade erst an, dem Thema seine Aufmerksamkeit zu widmen“ merkt die Grüne Spitzenkandidatin Badum an, „hier können die Kommunen lauter werden und den Prozess von unten anstoßen.“
Jeden Tag ein bisschen Umweltschutz kann so einfach sein
Die Debatte um eine einfache Lösung im Umgang mit Einwegbechern wird weitergehen. Doch bereits jetzt können KonsumentInnen dem Thema Müll- und Ressorucenvermeidung durch ihr Handeln ein Zeichen setzen.
Das seit mehr als vier Jahren bewusst nachhaltig ausgerichtete „Mokka Makan“ verzichtet konsequent auf Pappbecher und fährt positiv mit dem Konzept. Das Café hinter dem Rathaus ist zu einer Oase der Entschleunigung geworden. Al-Kass fällt auf: „Wenn die Leute einen to go bestellen und wir ihnen sagen, dass wir to go nur im Pfandbecher verkaufen, bleiben dann doch viele, anstatt zu gehen.“ Kudlich ergänzt: „Es ist auch eine Frage der Wertschätzung der ganzen Produktionskette eines Kaffees. Wenn alle so achtlos arbeiten würden, wie der Coffee to go oftmals achtlos getrunken wird, dann würde gar kein Kaffee mehr schmecken
Neueste Kommentare