Sonntagsgedanken: Was glauben heißt
Der Pfarrer erklärt seinen Konfirmanden, was glauben bedeutet, folgendermaßen: Er nimmt einen Geldschein, hebt ihn hoch und fragt: „Glaubt Ihr, dass dieser Schein echt ist?“ Die Jugendlichen murmeln zustimmend. Der Geistliche fährt fort: „Glaubt Ihr, dass ich diesen Schein einem von Euch schenke?“ Nun blicken die Zuhörer ratlos. Da endlich steht eine Konfirmandin auf, geht nach vorn, holt sich den Schein ab und kehrt auf ihren Platz zurück. Sie hat begriffen, was glauben heißt: nämlich erstens aufhorchen, zweitens sich in Bewegung setzen, drittens empfangen und viertens mit dem Geschenk wieder an seinen Platz zurückkehren.
Es geht also nicht darum zu disputieren, welche Dogmen der Kirche man glauben müsse, sondern darum, dass wir in der Hektik des Alltags, in der Zerrissenheit unseres Herzens auf Gottes Wort hören, auf sein Eingreifen achten. Dann müssen wir uns in Bewegung setzen. Der Glaubende betrachtet sein Leben mit den Augen Gottes, erkennt Irrwege und richtet sich neu nach Gott aus, wie ein Kapitän früher den Kurs seines Schiffes nach den Sternen ausrichtete. Glauben heißt schließlich, sich von Gott mit seiner Liebe, mit dem „ewigen Leben“ beschenken zu lassen. Glauben ist also keine Leistung.
Wir brauchen Gott, uns selbst, den Mitmenschen nichts zu beweisen, müssen nicht um Anerkennung buhlen. Glauben heißt dann aber auch, die empfangene Gabe für den Alltag fruchtbar zu machen, sich mehr und mehr vom Heiligen Geist verwandeln zu lassen. Noch leben wir in der Welt, müssen zur Arbeit gehen, den Haushalt versorgen, müssen Steuern bezahlen, bleiben dem Leiden, dem Schuldigwerden unterworfen. Alles Irdische, Freud und Leid, wird vergehen, Gottes Liebe aber bleibt. Wer sich vom Glauben abwendet, gleicht dem Menschen, der das Supergewinnlos wegwirft. So dumm kann doch niemand sein!
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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