Bayreuther Afrikastudien: Internationale Tagung zur Swahili-Forschung feiert 30jähriges Jubiläum
Das Swahili-Kolloquium an der Universität Bayreuth, die bedeutendste internationale Tagung zu der jahrhundertealten Kultur- und Handelssprache in Ostafrika und in Küstenregionen des Indischen Ozeans, feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Vom 26. bis 28. Mai 2017 treffen sich namhafte Wissenschaftler aus 22 Ländern im Iwalewahaus der Universität Bayreuth, um aktuelle Ergebnisse, Trends und Herausforderungen der Swahili-Forschung zu erörtern. Das Kolloquium ist die weltweit größte Konferenz über eine afrikanische Sprache, bei der diese Sprache – neben Englisch – zugleich die Konferenzsprache ist. Es wird alljährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Eine Besonderheit des Swahili-Kolloquiums ist seine interdisziplinäre Ausrichtung. Seit drei Jahrzehnten verknüpft die Tagung Forschungsaspekte aus den Sprach-, Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaften. „In dieser thematischen Vielfalt spiegelt sich die Tatsache wider, dass das Swahili eine lebendige, sich ständig weiterentwickelnde Sprache ist, die in einem weitverzweigten Sprachraum viele kulturelle und gesellschaftliche Bereiche durchdringt“, erklärt Prof. Dr. Clarissa Vierke, Professorin für Literaturen in afrikanischen Sprachen an der Universität Bayreuth. „Die weltweite Vernetzung des Swahili und seiner Sprecher bildet einen zunehmend wichtigen Schwerpunkt der Forschung. Immer stärker kommt der Swahili-Sprachraum als Ganzer in den Blick, dem nicht nur die afrikanischen Länder Kenia, Uganda, Tansania, Burundi, Ruanda und die Demokratische Republik Kongo angehören, sondern zum Beispiel auch die Diasporagemeinschaften in Südasien, dem Mittleren Osten und in Europa. Inwiefern neue Medien die herkömmlichen Begrenzungen eines Sprachraums überwinden und eine ‚virtuelle Geographie‘ schaffen können, ist eine spannende Frage, die es sich gerade am Beispiel des Swahili zu untersuchen lohnt“, meint die Bayreuther Afrikanistin, die die Jubliäumstagung koordiniert.
Swahili-Forschung: eng verbunden mit der Entstehung der Afrikanistik
Das Swahili-Kolloquium wurde 1987 an der Goethe-Universität Frankfurt von der Afrikanistin Prof. Dr. Gudrun Miehe ins Leben gerufen, die 1992 an die Universität Bayreuth wechselte und die Tagung ‚mitnahm‘. Ursprünglich handelte es sich um eine Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag der Einführung von Swahili-Unterricht an deutschen Hochschulen. Carl Gotthilf Büttner hatte 1887 die erste Professur für Swahili an dem im selben Jahr gegründeten ‚Seminar für orientalische Sprachen‘ in Berlin übernommen. Es war die erste akademische Stelle mit Bezug zu afrikanischen Sprachen in Deutschland überhaupt. „Dies zeigt, wie eng die Swahili-Forschung und das Entstehen der Afrikanistik in Deutschland miteinander verbunden sind. Nicht nur wegen kolonialer, sondern vor allem wegen philologischer Interessen wurde das Swahili mit seiner langen Schrifttradition vor dem Ersten Weltkrieg eine wichtige, ‚orientalische‘ Sprache. Noch heute ist Swahili die am meisten gelehrte afrikanische Sprache an deutschen Universitäten“, betont Prof. Miehe, die dem Bayreuther Swahili-Kolloquium seit ihrer Emeritierung weiterhin eng verbunden ist.
Weitere Informationen zum Jubiläumskolloquium 2017:
www.afrikanistik.uni-bayreuth.de/de/colloq/swahili_colloq/
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