Ausstellung „Herzensbilder“ im Wallfahrtsmuseum Gößweinstein

Symbolbild Religion
Kommunionurkunde

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Pünktlich mit Beginn des Herz-Jesu-Monats Juni präsentiert das Wallfahrtsmuseum Gößweinstein die Ausstellung „Herzensbilder“

Biologisch und emotional nimmt das Herz einen kaum zu übertreffenden Stellenwert ein, der sich sowohl im Profanen als auch Sakralen ausdrückt. Die Geschäftswelt reimt deswegen schon lange Herz auf Kommerz und wird nicht müde, uns mit Neukreationen von Geschenkgelegenheiten wie den Muttertag und den Valentinstag zu beglücken und dazu die passenden Nippes zu servieren.

Für die christliche Kultur hat das Phänomen eine soziale und mystische Seite. Auf der einen steht „Caritas“, die bedingungslos gebende Liebe. Sie zählt neben Glaube und Hoffnung zu den göttlichen bzw. theologischen oder christlichen Tugenden. Damit verbunden sind die Werke der Barmherzigkeit, die auch nach dem Heiligen Jahr 2016 zeitlose Richtlinien bleiben. Auf der anderen Seite steht die Herz-Jesu-Mystik, die ihren Ausgang von der Seiten- bzw. Herzwunde des gekreuzigten Jesus nahm und im Mittelalter eine deutliche Nähe zur Minne entwickelte.

Die Ausstellung beginnt mit Herzobjekten aus unserem Alltag und den vielzähligen, überwiegend positiven Redewendungen. Diesem aus dem Leben gegriffenen Auftakt folgt eine Station zur biologischen Bedeutung des Herzens mit der Möglichkeit sein Herz zu hören. Die kulturell unterschiedliche Auffassung des Herzens erhellt sich durch Schlaglichter auf die Stellung des Herzens in Magie und Mythologie, im Alten Testament und am Beispiel des ägyptischen Totengerichts. Eine Installation mit Figuren der neueren Herz-Jesu- und Herz-Mariä-Verehrung zeigt das Scheitern eines Massenkultes. Was im 17. Jahrhundert als eine liturgische Bewegung mit vielerlei Facetten bis in den Lebensalltag hinein begonnen hatte, musste bei fehlender Verinnerlichung vor dem Hintergrund zweier Weltkriege untergehen. Doch der Anfang des christlichen Herz-Kultes liegt viel früher. Er nimmt seinen Ausgang in der Seiten- und Herzwunde des gekreuzigten Jesu, die als sakramentaler Ursprung der Kirche gedeutet wird. Aus diesem Quell schöpfen die Mystiker und Visionäre des Mittelalters und erfahren den Tausch ihres Herzens bzw. eine göttliche Erneuerung ihres Herzens durch Gott oder seine Einwohnung in demselben: Erfahrungen, die noch mit Redewendungen wie das Herz verlieren, das Herz verschenken oder ein Herz und eine Seele sein, zu tun haben. Das Herz wird nicht zuletzt erlebt als Organ der Kommunikation mit Gott. Die Emblematik fasst verschiedene dieser Aspekte in Bilder, die auf heutige Betrachter zumeist befremdlich, aber auch belustigend wirken.

Im letzten Ausstellungsbereich deuten Caritas und Barmherzigkeit den Weg zu einem Leben mit Herz. Es betrifft unseren Umgang miteinander, ausgehend vom barmherzigen Samariter und dem verlorenen Sohn, den biblischen Beispielen für tätige Hilfe und Versöhnung. Profane und geistliche Liebesgaben runden das Thema ab. Wo einstige Liebeszeichen zu religiösen Opfergaben werden, deutet sich an, wie fließend der Übergang zur Transzendenz sein kann und auch, was dem heutigen Konsum vielfältiger profaner Herz-Objekte oft fehlt. Hier schließt sich der Kreis. Besucher sind eingeladen, sich mit ihren Wünschen und Sehnsüchten ins Herz-Buch zu schreiben. Lass dein Herz sprechen!

Die Ausstellung „Herzensbilder. Symbolik und Bedeutung des Herzens insbesondere in der christlichen Kultur“ (1. Juni – 22. Oktober) ist Dienstag – Sonntag, jeweils von 10-17 Uhr im Wallfahrtsmuseum Gößweinstein zu besichtigen.