Bienenschwarm auf dem Blühfleck im Judenäcker in Ebermannstadt

Bienenschwarm auf dem Blühfleck

Bienenschwarm auf dem Blühfleck

Vor etwas mehr als einer Woche hat der Bund Naturschutz die Initiative „Blühflecke“, die unter der Schirmherrschaft von Landrat Hermann Ulm steht, der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, darauf aufmerksam zu machen, dass die Lebensräume von vielen heimischen Arten durch eine zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft, monotone Gartengestaltung oder Mulchmahd von Wegerandstreifen verloren gehen. Auf einer Freifläche im Baugebiet Judenäcker gaben sich neben Herrn Landrat Ulm und Frau Bürgermeisterin Meyer die Vertreter des Bund Naturschutzes mit Stadtarbeitern ein Stelldichein. Dabei wurde auf der Fläche ein Schild montiert, das auf die besondere Bedeutung der Fläche hinweist.

Nach dem gestrigen Tag (Dienstag) könnte man nun beinahe glauben, dass Bienen lesen können. Genau auf der Fläche ließ sich am Dienstag zur Mittagszeit ein großer Bienenschwarm nieder. Dankenswerter Weise hat eine junge Familie aus dem Judenäcker (Familie Kriegl) uns über den Bienenschwarm informiert und die Fotos zur Verfügung gestellt. Man gewinnt dabei fast den Eindruck, dass die Bienen die Bedeutung der Aktion Blühflecke unterstützen wollten, um auf ihre Bedrohung und das zunehmende Bienensterben aufmerksam zu machen.

Hintergrundinformationen

Das Schwärmen der Bienen ist ein natürlicher Trieb des Volkes, um sich zu teilen und fortzupflanzen. Ausgelöst wird dieses Geschehen durch den geringer werdenden Platz im Bienenstock (Beute) oder den starken Nektareintrag, da alle Zellen mit Honig gefüllt werden und immer weniger Platz für die Brut bleibt. Der Imker sagt auch, dass das Brutnest „verhonigt“. Die Ammenbienen werden ihren Futtersaft nicht mehr los, und das Volk gerät in die Schwarmphase. Im Frühling werden von den Bienen dann am Rande der Brutwaben sogenannte „Weiselnäpfchen“ gebaut, aus denen sich neue Königinnen entwickeln können. Sobald das Signal zum Schwärmen erfolgt ist, ergießt sich meist um die Mittagszeit ein Strom von Bienen mit der Königin aus dem Stock. An Ästen, Laternen oder anderen geeigneten Stellen – in Städten kam es auch schon an Fahrrädern vor – bildet sich eine dichte Schwarmtraube (vgl. Foto).

Was passiert dann? Entweder kommt ein Imker rechtzeitig vorbei und schüttelt die Bienen in einen Sack, Behälter oder einen bereits vorgefertigten leeren Bienenstock (Beute), oder der Schwarm zieht mit Hilfe der Kundschafterbienen weiter, bis eine geeignete Behausung gefunden wird. Leider verhungern viele Schwärme, die nicht geborgen werden, da die Natur bei uns von Sommer bis Herbst oft nicht mehr ausreichend Nahrung zur Verfügung stellt. Hinzu kommt die Varroamilbe, die als Parasit den Bienen zusetzt. Trotzdem kann der Imker aber einige Methoden anwenden (z.B. rechtzeitig mehr Brutraum zur Verfügung stellen oder einzelne Brutwaben herausnehmen und zur Jungvolkbildung nutzen), um den Schwarmtrieb zu mindern. Den Schwarmtrieb eines Volkes komplett zu unterbinden ist meiner Meinung nach nicht erstrebenswert, da es Teil der Natur ist, dass Bienen schwärmen. Dies muss man als Imker akzeptieren und nicht als Verlust betrachten. Leider konnte der Schwarm aus dem Judenäcker gestern nicht eingefangen werden, da er schnell weiter zog. Vielleicht hat sich ja ein anderer Imker darüber freuen können. Herr Landrat Ulm als Schirmherr wird sich sicherlich über das Geschehen freuen und selbst ins „Schwärmen“ kommen. Die Bienen scheinen sich jedenfalls bedankt zu haben.

Christian Kiehr
Bund Naturschutz Ortsgruppe Ebermanstadt-Wiesenttal