Landkreis Bayreuth präsentiert sein Konzept für die Mobilität der Zukunft
Am 10.5.2017 wurde im Landratsamt Bayreuth das Elektromobilitätskonzept für den Landkreis vorgestellt, das in den letzten neun Monaten von der EcoLibro GmbH und der EMCEL GmbH erstellt worden war. Das Konzept „bietet erstmals einen belastbaren strategischen Rahmen für die systematische Beeinflussung eines den gesamten Verkehrssektor umwälzenden Prozesses“, so Landrat Hermann Hübner bei der Konzeptvorstellung. Zentraler Baustein ist ein Plan zum schrittweisen Ausbau des Landkreises mit Ladeinfrastruktur und zur Steigerung des Anteils von E-Autos in den untersuchten Flotten.
Für den Landkreis ergeben sich aus dem Konzept folgende vordringliche Handlungsansätze:
1. Aufbau einer öffentlichen flächendeckenden Ladeinfrastruktur im Zuge einer gebündelten Ausschreibung durch den Landkreis. Der Kreis übernimmt somit eine wesentliche Dienstleistungsfunktion für seine Kommunen. Durch die gebündelte Ausschreibung sind Kosteneinsparungen zu erwarten. Das Konzept geht davon aus, dass im Landkreis schon ab 2018 insgesamt 96 öffentliche Ladesäulen errichtet werden, wobei sich deren Zahl bis 2030 nicht erhöhen muss, weil Laden hauptsächlich im privaten Bereich (80%) und beim Arbeitgeber erfolgen wird.
Die Infrastruktur soll wie folgt auf die Gemeinden verteilt werden:
- Gemeinden bis 3500 Einwohner: 2 Ladesäulen
- Gemeinden über 3500 Einwohner: 4 Ladesäulen
- Pegnitz: 8 Ladesäulen.
2. Aufbau eines landkreisweiten einheitlichen Carsharing-Pools unter dem Dach eines Anbieters. Vordringlicher Handlungsbedarf besteht in der ersten Stufe in den Bereichen Kommunikation, Information und Sensibilisierung für das Thema Carsharing.
3. Der Landkreis transformiert seinen eigenen Fahrzeug-Pool, der sukzessive auf e-Cars umgerüstet wird, in ein eigenes Car-Sharing-Modell, wonach in den nicht ausgelasteten betrieblichen Zeiten sämtliche Fahrzeuge für anderweitige Nutzer zur Verfügung stehen.
4. Der Einsatz von Elektrobussen ist im Landkreis aufgrund der Streckenlängen und der topographischen Verhältnisse im Mittelgebirgsraum nur bedingt möglich und derzeit noch nicht wirtschaftlich darstellbar. Daher empfehlen die Gutachter den Einsatz von Brennstoffzellenbussen. Da hierfür jedoch sehr hohe Investitionen für Fahrzeuge und Wasserstofftankstellen erforderlich sind, werden Kooperationsmodelle zwischen den Verkehrsunternehmen (insbesondere für den Aufbau einer zentralen Tankstelle) unter Einbeziehung des ÖNPV-Aufgabenträgers Landkreis dringend angeraten.
5. Für die Umsetzung des Konzeptes ist die umfassende Abschöpfung der aktuellen Fördermöglichkeiten unabdingbar. Hierfür übernimmt der Landkreis die zentrale Moderation- und Antragsfunktion.
In seiner endgültigen Fassung wird das Elektromobilitätskonzept am 24.5.2017 auf der Website des Landkreises veröffentlicht. Das Konzept umfasst folgende Aspekte:
- Es stellt mögliche E-Mobilitätsachsen und -drehscheiben im Landkreis Bayreuth dar;
- Es identifiziert die unterschiedlichen Mobilitätsgruppen und beschreibt deren Ansprüche sowie Anreize für den Umstieg auf Elektromobilität, z.B. Tourismus, Berufsverkehr, gewerblicher Verkehr, Logistik, Unternehmensflotten, kommunale Flotten, ÖPNV, Radfahrer;
- Es formuliert einen Handlungsplan für den Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie einen Plan zur Steigerung des Anteils elektrisch betriebener Fahrzeuge in kommunalen Flotten, bei mobilen Versorgungsdiensten sowie im ÖPNV, jeweils mit zeitlich gestaffelter Finanzprognose;
- Es beschreibt differenzierte (E-)CarSharing-Modelle für die raumstrukturellen Gegebenheiten im Landkreis Bayreuth;
Anhand beispielhafter Untersuchungen kommunaler und gewerblicher Flotten wird dargestellt, welche Einsparpotenziale sich bei der vollständigen und partiellen Umstellung einer Fahrzeugflotte auf Elektromobilität ergeben.
Außerdem wurde untersucht, ob und unter welchen strukturellen und finanziellen Randbedingungen sich ÖPNV-Flotten auf Elektromobilität umstellen lassen.
Am Beispiel der geplanten Elektromobilitätstrasse Weidenberg – Warmensteinach wurde untersucht, inwieweit E-Mobilität (Fahrrad, aber auch Automobile) den ÖPNV sinnvoll ergänzen kann.
Um den Erfolg der Umsetzung zu evaluieren, wurde ein Evaluationssystem nach dem Smart Prinzip zu entwickeln (Spezifisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch, Terminierbar).
Während der Erstellungsphasen fand eine Reihe von Workshops statt, in welche die relevanten Zielgruppen (u.a. Elektrohandwerk, Kfz-Branche, Mobilitätsdienstleister, Wirtschaft, Tourismus) aktiv eingebunden wurden. Das Konzept wurde zu 80% mit Mitteln des Bundesverkehrsministeriums gefördert.
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