Rauch- und Mehlschwalben kehren zurück aus ihren Winterquartieren
Erschwerte Bedingungen für die Gebäudebrüter
Trotz des Wintereinbruchs an Ostern: Unsere Frühlingsboten sind endlich wieder über dem bayerischen Himmel zu sehen. Erste Rauch- und Mehlschwalben sind aus ihren afrikanischen Winterquartieren zurückgekehrt. Früher galten sie als Glücksboten für Haus und Hof – doch nun brauchen die ausdauernden Flieger selbst Glück bei der Wohnungssuche. Unterstützung bekommen die Flugkünstler seit letztem Jahr durch das LBV-Projekt „Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur“ und der gemeinsamen Aktion „Natur in der Stadt“ von LBV, dem Bayerischen Staatministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und anderen Verbänden.
Oft erwartet die ortstreuen Langstreckenzieher nach Tausenden Flugkilometern eine böse Überraschung bei ihrer Rückkehr: ihre Nester sind verschwunden und Netze oder Stacheln verwehren ihnen den Anflug an ihre Brutplätze. Sowohl Rauch- als auch Mehlschwalben nisten an beziehungsweise in Gebäuden. Wird ein Gebäude abgerissen, saniert oder gedämmt, verlieren die Schwalben häufig ihre Kinderstube. „Manche Menschen befürchten Schäden an der Fassade oder fühlen sich durch den Schwalbenkot gestört und schlagen deshalb nicht selten die Nester ab“, erklärt die LBV-Projektbetreuerin Lorena Heilmaier. Und das, obwohl die Nester ganzjährig durch das Bundenaturschutzgesetz besonders geschützt sind.
Mittlerweile sind beide Schwalbenarten in Bayern bedroht. „Die Rauchschwalbe steht auf der Vorwarnliste, die Mehlschwalbe wurde aktuell mit Kategorie 3 (gefährdet) der Roten Liste bewertet“, erklärt Dr. Norbert Schäffer, 1. Vorsitzender des Landesbund für Vogelschutz.
Um die Mehlschwalbe steht es besonders schlecht, da sie – selbst an Stellen, wo ihre Nester toleriert werden – kaum Baumaterial findet. „Bis zu 800 kleine Lehmklümpchen sammelt ein Mehlschwalbenpaar und mörtelt daraus ein halbrundes, bis auf ein kleines Einflugloch geschlossenes Nest unter dem Dachüberstand von Gebäuden“, weiß Lorena Heilmaier. Doch Lehmpfützen finden sie in den meist stark versiegelten Städten kaum noch.
Auch der Insektenmangel macht den Schwalben zu schaffen. Besonders zur Brutzeit benötigen sie viele Insekten, um die hungrigen Küken zu füttern. Schwalben ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Ausgedehnte Jagdgebiete mit artenreichen Wiesen und vielen Insekten werden aber immer seltener – in Städten wie auch auf dem Land. Aktuell macht ihnen da auch das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung – während Rauchschwalben noch in den Ställen nach Insekten jagen können, stellen längere Schlechtwetterperioden für Mehlschwalben ein riesiges Problem dar.
Der LBV wirbt dafür, den Glücksboten mehr Toleranz entgegenzubringen und betreibt, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das Projekt „Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur“. Ziel ist dabei auch der Schutz von Schwalben und anderen typischen Stadtvogelarten. Viele Probleme dieser Vögel lassen sich jedoch bereits durch Aufklärung und einfache Maßnahmen beheben. Lorena Heilmaier erklärt am Beispiel der Mehlschwalbe: „Das Anbringen eines Kotbretts 50 cm unter den Nestern verhindert die Verschmutzung der Fassade und darunterliegender Bereiche.“ So wird eine friedliche Koexistenz von Mensch und Schwalbe, wie sie seit hunderten Jahren existiert, wieder ermöglicht.
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