Sonntagsgedanken: Sehen, aber wie?

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Der König war alt und verbittert geworden. Viel hatte er erlebt, ja erlitten und so schrie er in seiner Wut, seiner Ratlosigkeit: „Die Priester reden ständig von Gott. Aber wo ist er? Ich will ihn sehen. Zeigt mir ihn oder ich lasse Euch alle aufhängen!“ Bestürzt standen die Geistlichen da, ihr Ende befürchtend. Da kam ein Hirte daher, trat vor den König und bot sich an, ihm Gott zu zeigen. Neugierig folgte ihm der Herrscher aufs freie Feld. Der Hirte zeigte nach oben auf die Sonne und sprach: „Sieh hinauf!“ Der König versuchte es, aber seine Augen tränten vor Schmerz und er musste sie abwenden. Der Hirte aber meinte: „Was hast Du? Die Sonne ist doch nur der schwache Abglanz Gottes und nicht einmal dieses Geschöpf kannst Du mit Deinen Augen anschauen. Suche Gott mit den Augen des Herzens!“

Ähnlich erging es einem Missionar, der den Papuas auf Neuguinea vom Evangelium erzählen wollte. Doch gab es in deren Sprache kein Wort für „Glaube“. Wie er so grübelnd dasaß, kam ein Häuptling zu ihm und sprach: „Ihr weißen Männer erzählt uns, dass Christus für uns gestorben und auferstanden sei. Aber habt Ihr ihn denn gesehen, Euere Väter oder Großväter? Wenn nicht, könnt Ihr auch nicht behaupten, dass er lebt!“ Inzwischen hatte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben und so kam dem Missionar eine Idee. Er sprach: „Du siehst die Sonne jetzt nicht mehr. Aber Du weißt, dass sie da ist, denn ohne Sonne gäbe es weder Licht noch Leben. So steht es auch mit dem Glauben an Jesus. Du siehst ihn zwar nicht, aber Du kannst seine Nähe, seine Macht spüren.“ Der Häuptling begriff und meinte: „Mit Deinen Augen hast du Jesus nicht gesehen, wohl aber sieht ihn Dein Herz.“ So hatte der Missionar auch das gesuchte Wort gefunden. „Glaube“ heißt: „Jesus mit dem Herzen sehen.“

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind