Von München nach Berlin schneller als von Bayreuth, Hof oder Plauen
Inbetriebnahme der Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt Ende 2017 drängt Ostoberfranken und das Vogtland ins Bahnabseits
Die Vorstellung des künftigen Fahrplangerüstes für die Hochgeschwindigkeitsstrecke von München nach Berlin durch die Deutsche Bahn AG bei der jüngsten oberfränkischen Regionalkonferenz der Bayerischen Eisenbahngesellschaft in Lichtenfels verdeutlicht einmal mehr das ostoberfränkische Bahndilemma: Obwohl das östliche Oberfranken und das Vogtland geographisch auf halber Strecke von München nach Berlin liegen, wird die bayerische Landeshauptstadt paradoxer Weise künftig mit der Bahn schneller an Berlin angebunden sein. Die von der Deutschen Bahn AG geplanten Sprinter werden die Strecke in weniger als vier Stunden bewältigen. Dagegen werden die Verbindungen Oberfrankens und des Vogtlands nach Berlin meist deutlich länger – egal auf welcher Route. Denn die Nutzung der Neubaustrecke über Nürnberg, Bamberg oder Coburg bringt für Bayreuther Bahnkunden nicht die erhoffte Fahrzeitverkürzung.
„Dies ist die Quittung für frühere bahnpolitische Fehlentscheidungen“, sind sich die betroffenen Oberbürgermeister des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes aus Bayreuth, Marktredwitz, Hof und Plauen einig. „Es zeigt den dringenden Handlungsbedarf beim Streckenausbau, um akzeptable Reisezeiten nach Berlin erreichen zu können“ folgert Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Vor allem das Fehlen elektrifizierter Bahnstrecken in weiten Teilen Nordostbayern sei schuld an der Bahnmisere der bedeutenden Industrieregion.
Erforderlich ist nicht nur die rasche Elektrifizierung und Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale Nürnberg–Leipzig/Dresden, sondern auch der Oberfranken-Achse Bamberg/Coburg – Bayreuth/Hof. Erst mit diesen Investitionen in das Fernverkehrsnetz des Bundes können künftig elektrische Fernverkehrszüge durch die Region fahren und attraktive Zugverbindungen zu den wichtigen ICE-Halten Nürnberg, Bamberg und Coburg an der Hochgeschwindigkeitsstrecke entstehen.
Während die Franken-Sachsen-Magistrale bereits im Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes verankert ist, muss die Oberfranken-Achse im Bundestagswahljahr 2017 erst noch heraufgestuft werden. „Hierzu werden wir ein oberfränkisches Bündnis schmieden, um diesem Vorhaben den erforderlichen politischen Nachdruck zu verleihen“ kündigt der Vorsitzende des Planungsverbands Oberfranken-Ost, der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, an.
Bis diese Bundesprojekte fertig gestellt sind, müssen durch Fahrplanverbesserungen und punktuelle Baumaßnahmen die Fahrzeiten verkürzt und der Bahnbetrieb zuverlässiger werden. Hier sind die Bahn sowie die Länder gefordert. „Wir erwarten, dass diese dramatische Abkoppelung unserer Region vom modernen Bahnverkehr in Berlin, München, Dresden erkannt wird und alles daran gesetzt wird, um gegen zu steuern“, so die Rathauschefs unisono.
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