Leserbrief: „Bamberg: erneuter Unfall an der Starkenfeldstraße“
Sehr geehrte Damen und Herren!
Erneut wurde eine vorschriftsgemäß den Radweg befahrende Radlerin an der Einmündung der Anna- in die Starkenfeldstraße angefahren (Fränkischer Tag, Druckausgabe vom 16. März; http://www.bamberger-onlinezeitung.de/2017/03/15/radfahrerin-angefahren-und-unfallflucht-begangen-2/#more-40916). Dieses Mal kam der (flüchtige) Unfallgegner offensichtlich aus der vorfahrtrechtlich untergeordneten Annastraße.
Der Vorfall belegt, daß die im vergangenen Jahr an diesem bekannten Unfallschwerpunkt vorgenommenen Veränderungen nicht an den offensichtlichen Ursachen der Gefährdung ansetzen. So liegen eigene Sonderwege und -spuren des Radverkehrs selbst bei besten Sichtverhältnissen nicht im Aufmerksamkeitsbereich vieler Kraftfahrer. Sie achten oft nur auf das, was sich in der (Kfz-)Fahrspur abspielt:
- Aus der bevorrechtigten Straße abbiegende Kraftfahrer kollidieren aus diesem Grund häufiger mit parallel fahrenden, aber geradeaus strebenden Radlern, als dies bei vergleichbaren Verhältnissen, aber die Fahrbahn benutzenden Radfahrern der Fall ist. Eigene Rechtsabbiegespuren, die links der Radler geführt sind, erhöhen das Risiko zusätzlich.
- Aus der wartepflichtigen Straße kommende Kraftfahrer ziehen vielfach bis an die Grenze der bevorrechtigten Kfz-Spur, bevor sie überhaupt einen Blick zur Seite werfen. Dann blockieren sie längst den querenden Radverkehr. Die Gefahr steigt weiter, liegt die Fahrradfurt abgesetzt von der Fahrbahn.
Auf Grund dieser Erkenntnisse wurde vor knapp zwanzig Jahren die Radwegbenutzungspflicht in der StVO auf rechtfertigungsbedürftige Ausnahmen beschränkt. Daß ein Großteil der örtlichen Verkehrsbehörden – auch in Bamberg – die Umsetzung verweigert(e), allenfalls äußerst zögerlich vollzieht, kam schon viele Radfahrer teuer zu stehen.
Leider erliegt auch die neue Initiative „Radentscheid“ – bei aller Berechtigung vieler ihrer Forderungen – dem Irrglauben, die Abtrennung des Radverkehrs erhöhe die Sicherheit. Die Initiatoren ignorieren das hohe Risiko an Kreuzungen, Einmündungen und Zufahrten. Die Forderung, den Kfz-Verkehr verträglich zu gestalten, sucht man bei ihnen hingegen vergeblich. Und die Stadt Bamberg hat soeben erst beschlossen, eine neue Gefahrenstelle zu schaffen: die Zufahrt vom Berliner Ring zum neuen Autohaus im Malerviertel.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig
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