Der Neue Wiesentbote

Der Streit um den Ablass gilt gemeinhin als der Grundkonflikt schlechthin, der zum Ausgangspunkt der Reformation wurde. Es erstaunt daher, wenn der emeritierte Kirchengeschichtlicher Prof. Dr. Bernd Hamm in seinem Vortrag am Dienstag, den 14. März um 19.30 Uhr im Evangelischen Bildungswerk (Seminarraum im Hof), Richard-Wagner-Straße 24, in Bayreuth über Ablass und Reformation eine „Gemeinsamkeit oder Verwandtschaft der Motivationen und Argumentationen der einander so feindselig gegenüberstehenden Lager“ feststellen kann. Er eröffnet damit im Jahr des Reformationsjubiläums eine völlig neue und spannende Diskussion.

Berndt Hamm sucht einen neuen Zugang zum spätmittelalterlichen Ablasswesen, indem er das Verhältnis von Ablass und Reformation nicht nur in der gewohnten Weise als Konfrontationsgeschichte beschreibt, sondern es vor allem auch als einen erstaunlichen historischen Zusammenhang tiefgehender Gemeinsamkeiten versteht. Erstaunlich sind diese Kohärenzen deshalb, weil sie das übliche Bild von Ablass und Reformation grundlegend revidieren. Die Darstellung des Autors skizziert eine Reform- und Innovationsdynamik, die vom ausgehenden Mittelalter in die Reformation hinein weiterlief und doch zugleich den radikalen Bruch der Reformation mit der Kirche der Ablässe bewirkte. Der volle und prägnante Titel des Buches könnte daher lauten: Das Evangelium des Ablasses und das Evangelium der Reformation – die Geschichte eines erstaunlichen Zusammenhangs und eines fundamentalen Zerwürfnisses.

Veranstalter sind die Katholische Erwachsenenbildung Bayreuth, der Freundeskreis Bayreuth der Evangelischen Akademie Tutzing und das Evangelische Bildungswerk Bayreuth. Die Teilnahme ist offen für alle Interessierten, der Eintritt ist frei.