Kunstmuseum Bayreuth: nur noch diese Woche: Ausstellungen „Freie Gruppe“ und „Werner Froemel“!
„last call“: nur noch diese Woche sind die beiden Ausstellungen
- Die „Freie Gruppe von Bayreuth“ (bis So, 26.2. im Kunstmuseum Bayreuth /Altes Barockrathaus) und
- „Werner Froemel: Vertraute Fremde“ (bis zum 24.2. in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus) zu sehen.
Beide Ausstellungen widmen sich der Bayreuther Kunstszene nach 1945:
Die „Freie Gruppe“ bestand 1951 – 1981 zwischen „Neu-Bayreuth“ und der Gründung des Bayreuther Kunstvereins. Ihr Name war Programm. Die Gründungsväter der Gruppe Ferdinand Röntgen, Friedrich Böhme, Rudolf Jakubek und Prof. Sawo Iwanow verbanden hier nachdem Krieg gestrandete Künstler mit Kollegen aus Bayreuth und der Region zwischen Hof, Bamberg und Coburg in jährlichen Sommerausstellungen.
Der Bayreuther Kulturpreisträger Werner Froemel, der bereits 1957 bei der „Freien Gruppe“ ausstellte, wurde später deren Förderer. Er hinterließ ein umfassendes gegenständliches Werk. Sein graphischer Nachlass wird als Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung im Kunstmuseum Bayreuth bewahrt.
Diese Doppelausstellung und zwei begleitende Publikationen konnten dank der großzügigen Förderung von Barbara Froemel, der Oberfrankenstiftung, der Voith von Voithenberg Stiftung und der Freunde des Kunstmuseum Bayreuth realisiert werden.
Wir laden herzlich zu einem letzten Rundgang durch die Bayreuther Kunstgeschichte ein!
Und zum Abschluss, am kommenden Sonntag, dem 26.2.2017, um 15 Uhr, bieten Philipp Schramm M.A. und Dr. Beatrice Trost im Kunstmuseum Bayreuth noch eine allerletzte Führung durch die Ausstellung „Freie Gruppe“ an: „Unter uns – Ungesagtes zur „Freien Gruppe“.
Die Freie Gruppe Bayreuth
Zwischen „Neu-Bayreuth“ und der Gründung des Kunstvereins
In den frühen Jahre nach 1945 formierten sich allerorten Künstlervereinigungen, die sich eine Erneuerung der Kunst auf die Fahnen geschrieben hatten. Die bekanntesten sind hier sicherlich „ZEN 49“, „junger westen“, „Quadriga“, oder die „Alfterer Donnerstag-Gesellschaft“. Von vielen Vertretern dieser Gruppen bewahrt das Kunstmuseum Bayreuth Arbeiten in seinen Stiftungen und Sammlungen. Auch in Bayreuth gab es eine solche Gruppe. Die „Freie Gruppe Bayreuth“ hatte nicht von ungefähr ihre Blütezeit zwischen „NeuBayreuth“ und der Gründung der Universität und des Kunstvereins. 1951 von Friedrich Böhme, Sawo Iwanow, Rudolf Jakubek und Ferdinand Röntgen als loser Zusammenschluss von einheimischen und nach dem Krieg hier in Bayreuth gestrandeten Künstlern – und einigen wenigen Künstlerinnen – gegründet, gestaltete diese Gruppe die Bayreuther Kunstszene für 30 Jahre – bis zur Gründung des Bayreuther Kunstvereins 1981.
Nach der nationalsozialistischen Kunst war es endlich möglich, frei zu malen. Und das Spektrum der Künstler war weit: Es gab expressionistische und surreale Bilder, Farbmateriestrukturen breiteten sich auf Leinwänden und anderen Bildträgern aus, auch Keramiken und Holz- bzw. Bronzeskulpturen wurden ausgestellt.
Manche der Künstler waren in München, Dresden (bei Albiker), Leipzig oder Berlin (bei Orlik) akademisch ausgebildet, andere begannen ihr Werk als Autodidakten. Die meisten der ausgestellten Werke waren gegenständlich und beschäftigten sich mit philosophischen, psychologischen und religiösen Themen. Mythologische Szenen, Landschaften und Menschenbilder dominierten die Ausstellungen.
Die Ausstellungen fanden im Sommer, während der Festspielzeit, an unterschiedlichen Orten statt. Das Bedürfnis nach Kunst war groß und der Besuch war enorm. Und es gab auch gute Verkäufe. Von Anfang an kaufte auch die Stadt Bayreuth Kunstwerke für die Büros der Mitarbeiter an. Viele dieser Bilder befinden sich mittlerweile im Kunstmuseum Bayreuth, das sich seit einigen Jahre der Erforschung der Freien Gruppe Bayreuth gewidmet hat und nun – dank der großzügigen Förderung durch Barbara Froemel, die Oberfrankenstiftung, die Voith von Voithenberg Stiftung und die Freunde des Kunstmuseum Bayreuth e.V. die Forschungsergebnisse in einer Ausstellung im Alten Barockrathaus und einer begleitenden Publikation präsentiert.
Werner Froemel: „Vertraute Fremde“
Seit 2011 bewahrt das Kunstmuseum Bayreuth die Werner Froemel Sammlung der Oberfrankenstiftung – mit insgesamt 2.163 Zeichnungen und Druckgraphiken den gesamten graphischen Nachlass des Künstlers.
Werner Froemel (1927 – 2009) stellte sein erstes Gemälde bereits 1957 im Rahmen der „Freien Gruppe Bayreuth“ aus, die die Bayreuther Kunstszene nach 1945 aufbaute, prägte und gestaltete. Doch spät erst widmete sich Froemel der Bildenden Kunst allein.
Freundschaftsbeziehungen verbanden ihn mit den Gründern der „Freien Gruppe“, vor allem mit Friedrich Böhme. In den siebziger Jahren gehörten auch viele Künstler der jungen Generation der Gruppe – zum Beispiel Peter Coler oder Barbara Gröne-Trux – zu seinen engen Freunden. Mit Wo Sarazen / Werner Baumann verband ihn eine besondere Beziehung. Froemels Engagement für die „Freie Gruppe Bayreuth“ ging weit über den künstlerischen Austausch mit Gleichgesinnten hinaus. 1976 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des gleichnamigen Vereins, dem 1981 der Bayreuther Kunstverein folgte.
Künstlerische Erfolge stellten sich bald ein: Froemel stellte in Nürnberg, München und an anderen Orten aus. Beim Neubau des Bayreuther Klinikums erhielt er den Zuschlag, im Rahmen der Kunst am Bau eine mehrteilige Skulptur für die Kinderklinik zu entwerfen. Und 1990 schließlich wirkte er im Gastatelier des deutschen Künstlerhauses der Villa Romana in Florenz. Seit dieser Zeit verband ihn ein auch freundschaftliches Verhältnis zu dem damaligen Leiter der Villa Romana Joachim Burmeister.
Als Künstler war Froemel Autodidakt, in der Salzburger Sommerakademie prägte ihn vor allem Oskar Kokoschka. Der Künstler war ein sehr guter Menschenbeobachter. Seine Bildwelt ist von Menschendarstellungen geprägt. Dies belegt auch sein graphischer Nachlass im Kunstmuseum Bayreuth. Hier finden sich zahlreiche ausgeführte Zeichnungen und Skizzen nach Modellen (vor allem aus der Zeit der Sommerakademie), aber auch von Freunden und Kollegen und von oft unbekannten Menschen. Menschendarstellungen dominieren auch sein druckgraphisches Werk. Zuweilen finden sich im Nachlass auch Vorzeichnungen zu später ausgeführten Gemälden. Nicht immer sind Froemels Zeichnungen allerdings bestimmten Personen zuzuordnen. Hier besteht noch großer Forschungsbedarf.
Ein Anfang ist nun – dank der großzügigen Förderung von Barbara Froemel, der Oberfrankenstiftung, der Voith von Voithenberg Stiftung und der Freunde des Kunstmuseum Bayreuth – gemacht. Im Rahmen eines zweiteiligen Forschungsprojektes über die Freie Gruppe Bayreuth und der Beziehung Werner Froemels zu dieser Gruppe erforschte Ingrid Wambsganz die Werner Froemel Sammlung im Kunstmuseum Bayreuth. Der Titel der Publikation „Vertraute Fremde“ ist einem Ausspruch Froemels entnommen, der sich auf seine Arbeiten bezieht, die ihm – fertiggestellt – zu „vertrauten Fremden“ wurden. Wir haben dies zum Anlass genommen, einen unmittelbaren Bezug zwischen dem Werk und dem Leben des Künstlers herzustellen, der für viele Jahre einen Mittelpunkt der Bayreuther Kunstszene darstellte.
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