Ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege – warum nicht im Fränkische Schweiz-Museum?
Schulabschluss, und was nun? Wer noch nicht genau weiß, wie es nun weitergehen soll, für den wäre ein Freiwilliges Soziales Jahr vielleicht bestens geeignet, noch etwas Zeit zu gewinnen und sich genau zu überlegen, welchen beruflichen Weg man einschlagen will. Schließlich stellt man bei der Berufswahl die Weichen für viele Jahre seines Lebens.
Ein Freiwilliges Soziales Jahr kann man auch in der Denkmalpflege absolvieren. Das Fränkische Schweiz-Museum in Tüchersfeld bietet hier beispielsweise eine Stelle für einen Jugendlichen an.
Die Aufgaben in einem Museum sind äußerst vielfältig und abwechslungsreich. Was es alles zu tun gibt erfährt man beispielsweise auf einem Blog, den die dort beschäftigten Jugendlichen ins Netz gestellt haben. Er ist unter der Webadresse www.fsmt.tumblr.com zu finden.
Wer wissen will, was das Freiwillige Soziale Jahr in der Denkmalpflege im Fränkische Schweiz-Museum für die bisherigen Absolventen gebracht hat, fragt am besten diese selbst:
Interview mit Jakob Ewert, der nun nach Abschluss des freiwilligen Jahres sein Studium aufgenommen hat
Wie kommt man darauf ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege zu machen?
In den meisten Fällen ist der Antrieb, ein Freiwilliges Jahr zu machen, die Möglichkeit zu haben relativ unverbindlich einen Einblick in die Arbeitswelt zu erlangen. So war das auch bei mir, denn nach dem Abitur wollte ich mich noch nicht für einen Lebensweg entscheiden, der nur schwer rückgängig zu machen ist. Ich entschied mich also für das FSJ, um ein Jahr Aufschub zu bekommen, der mir Zeit ließ mehr über mich und meine Interessen herauszufinden. Und auch wenn ich in Zukunft mein Leben nicht der Denkmalpflege oder der Museumsarbeit widmen werde, konnte ich trotzdem eine Entscheidung für die Gestaltung der kommenden Lebensjahre fällen.
Warum Tüchersfeld?
Ich hatte Zusagen für zwei Stellen, die mir gleich interessant erschienen und zwischen den ich nun abwägen musste. Letztendlich habe ich die Lebensumstände entscheiden lassen, wobei die Landschaft der Fränkischen Schweiz große Überzeugungskraft hatte. Dabei bereue ich nichts, denn auch das Arbeitsfeld, das mir hier geboten wurde, erwies sich wie erwartet als äußerst abwechslungsreich und spannend.
Was bedeutet „abwechslungsreich“ in deinem Fall? Was hattest du im Museum zu tun?
Arbeit gab es immer genug für mich. Die meiste Zeit habe ich wohl mit einer Sonderausstellung des Museums verbracht, bei der ab September ein Künstler aus der Region vorgestellt wird. Da es wenige Forschungen zu dem 1817 gestorbenen Kupferstecher gab, war es meine Aufgabe, so viel wie möglich über ihn herauszufinden. Dazu gehörte die Erstellung eines Werkverzeichnisses, Analyse der abgebildeten Motive, Recherche über seine Biographie und vieles Weiteres. Ein besonderer Höhepunkt war in diesem Rahmen ein Besuch des Kupferstichkabinetts in Coburg, wo ein großer Bestand der Werke Küffners vorhanden ist. Außerdem galt es Ideen zu finden, wie man das Thema ausstellungsfähig darstellen kann. Ich konnte dabei viel über Ausstellungskonzeption an sich lernen, bei der oft zunächst unwichtig erscheinende Details als wichtiger Teil der Präsentation fungieren kann. Wenn ich nicht mit dieser Ausstellung beschäftigt war, konnte ich spannende Einblicke in die Restaurierungs- und Inventarisierungsarbeiten des Museums erlangen. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit war auch das Fotografieren für diverse Zwecke. So habe ich einerseits tausende Inventar- und Dokumentationsfotos, aber auch Fotos für Publikationen und von Aktionen erstellt. Manche der Bilder ließen sich gut für die Social-Media Plattformen, die das Museum nutzt, verwenden, deren Aktualisierung auch in meiner Hand lag.
Was hast du dabei gelernt?
Vieles. Es war ja völlig neu für mich überhaupt für Geld zu arbeiten. Ich musste lernen, was Arbeitsalltag bedeutet. Ich habe erfahren, dass manche Dinge keinen Spaß machen, aber getan werden müssen, auf der anderen Seite war ich begeistert von den Freiheiten, selbst Schwerpunkte legen zu können. Des Weiteren habe ich große Einblicke in die Methoden der Museumsarbeit erhalten, was bei Ausstellungskonzeption beginnt und bis Restaurierung, Finanzierung, Organisation und Pädagogik reicht.
Gelernt habe ich außerdem die alte deutsche Schrift Sütterlin, die ich für die Transkription von alten Briefen benötigt habe.
Auch über mich selbst habe ich viel herausgefunden. Ich habe eine Entscheidung gefunden, worauf ich mich in Zukunft spezialisieren will. Und ich habe Fähigkeiten genauso entdeckt, wie persönliche Baustellen, an denen ich noch arbeiten muss.
Wie kann man sich über das FJD informieren?
Das FJD ist ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) und wird in sogenannten Jugendbauhütten organisiert. Jedes Bundesland hat seine eigene Jugendbauhütte, die nach dem Standort ihres Hauptsitzes benannt ist. Das Büro, das für Einsatzstellen in Bayern zuständig ist, befindet sich in Regensburg (Email Jugendbauhütte Regensburg: fsj.denkmal.by@ijgd.de). An der Internetpräsenz wird im Moment noch gearbeitet, wichtige Informationen gibt es auf der Homepage der ijgd (http://www.ijgd.de/dienste-in-deutschland/fsj-denkmalpflege.html).
Wie läuft so ein FJD allgemein ab?
Am Anfang musst du eine Bewerbung an die gewünschte Jugendbauhütte schicken. Man bekommt eine Einladung zu einer Informationsveranstaltung, bei der die Rahmenbedingungen geklärt und die Einsatzstellen vorgestellt werden. Dann entscheidest du dich für eine oder mehrere Stellen, bei denen du gerne arbeiten möchtest und schickst jeweils eine Bewerbung an diese, worauf du – wenn die Stelle noch frei ist – zum Gespräch eingeladen wirst.
Die meiste Zeit des Jahres wirst du in der Einsatzstelle verbringen, 6 Wochen auf das Jahr verteilt finden aber Seminare statt, bei denen alle Freiwilligen einer Jugendbauhütte zusammen ein Projekt im Bereich der Denkmalpflege verwirklichen.
Wem würdest du das Jahr empfehlen?
Das Freiwillige Jahr Denkmalpflege ist für jeden zwischen 16 und 26 geeignet, der unentschlossen ist, wie er sich die Zukunft vorstellt. Es ist ein sehr sinnvoller Aufschub, der einem die Möglichkeit gibt durchzuatmen und ganz entspannt mehr über seine Fähigkeiten und Interessen herauszufinden. Das Freiwillige Jahr Denkmalpflege ist sehr breit gefächert. Es wird von Handwerksbetrieben, Restaurierungswerkstätten und eben Museen angeboten.
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