Sonntagsgedanken: Außen Hui, …!

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Vom Philosophen Gellert, der uns auch wunderbare Kirchenlieder hinterlassen hat, erzählt man sich folgende Anekdote: Eine Gräfin wollte den jungen Gelehrten als Privatlehrer ihres Sohnes einstellen. Der Dienst sollte nicht schwer sein, aber gut bezahlt werden. Am Ende des Einstellungsgesprächs meinte die edle Dame vertraulich: „Für Sie wird das eine Kleinigkeit sein. Bringen Sie meinem Sohn Mathematik bei, aber nur ein wenig für den Hausgebrauch. Lehren Sie ihm Französisch, damit er sich einigermaßen verständigen kann; und die Zehn Gebote oder der Kleine Katechismus Luthers können ja auch nichts schaden. In die Kirche gehen soll er schon, aber machen Sie ihn nicht zu einem Betbruder.“ Gellert erwiderte: „Gnädige Frau, wenn das so ist, sollten sie lieber einen Anstreicher verpflichten.“ Er verzichtete auf Geld und Prestige und verließ die Gräfin.

Gellert hat Recht: Nur ein Anstrich von Bildung, von Höflichkeit, von Glaube genügt nicht. Gerade die Halbgebildeten können nervig werden, Leute, die zwar nichts wissen, aber sich viel einbilden. Die Höflichkeit darf sich auch nicht nur darauf beschränken, auf Partys oder in der Talkshow eine gute Figur zu machen, sie muss sich gerade in Krisensituationen bewähren, wenn es darum geht, Bedürftigen zu helfen, Verzweifelte zu trösten, Streitende zu versöhnen oder sich einem bösartigen Menschen entgegenzustellen.

Besonders verheerend wirkt der schöne Anstrich in der christlichen Gemeinde, wenn also jemand fromm tut, ohne es zu sein. So eine Person macht den Glauben, ja die ganze Kirche unglaubwürdig, und gerade heute in ohnehin schon kirchenkritischen Zeiten sollten wir Christen darauf achten, dass bei uns Wort und Tat übereinstimmen.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind