Sonntagsgedanken: Die lebende Brücke
Drei Bauarbeiter sind in schwindelerregender Höhe auf dem Dach eines Wolkenkratzers tätig. Da bemerken sie zu ihrem Entsetzen, dass unter ihnen ein Feuer ausgebrochen ist. Die Fluchtwege sind versperrt. Hubschrauber können wegen des starken Windes nicht herbeifliegen. Die Feuerwehr braust mit Tatütata heran, kurbelt die Drehleiter hoch und der Retter kommt ihnen ganz nah. Doch, oh Schreck! Die Leiter ist zu kurz. Nur knappe zwei Meter fehlen. Da stellt sich der Feuerwehrmann auf die oberste Sprosse und streckt sich zur Dachrinne hoch. Nun klettern die drei an ihm hinunter und können sich über die Leiter retten. Ihn aber verlassen die Kräfte, er lässt los und stürzt ab.
So macht es Christus für uns: Er starb, damit wir leben dürfen. Wäre Christus nur ein Philosoph gewesen wie Sokrates, ein Psychologe wie der heute so gepriesene Carl Gustav Jung oder ein Prophet wie Mohammed, dann würden die beiden Feinde des Menschen, die keine Weisheit überwinden kann, die Schuld und der Tod, auch hinter unserem Leben den Schlusspunkt setzen. Viele Menschen aber wollen das nicht einsehen, indem sie meinen, keinen Retter nötig zu haben. Doch sie verharmlosen den Schrecken des Todes, den Ernst der Schuld, die wir nicht auf andere abschieben dürfen, auf die Erbanlagen, die Erziehung, den Zeitgeist oder neuerdings das Internet. Ich muss nicht in philosophische Höhen emporklettern, muss nicht indianisch oder buddhistisch meditieren. Mögen Psychologen den Menschen im konkreten Fall auch helfen können, das Verhängnis von Schuld und Tod hat Christus aufgesprengt. Weil Gott mich unbedingt liebt, weil nichts mich von ihm trennen kann, darf ich zu mir stehen, nicht trotzig, nicht wirklichkeitsfremd, sondern ganz ehrlich und doch fröhlich, denn Gottes neue Welt kann mir niemand rauben.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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