Dr. Sabine Gernhardt wird Chefärztin der Palliativstation am Klinikum Bayreuth
Sie übernimmt die Leitung von Dr. Wolfgang Schulze, der die Station mitbegründet hat
Dr. Sabine Gernhardt ist neue Chefärztin der Palliativstation am Klinikum Bayreuth. Sie übernimmt die Leitung der Palliativstation, auf der Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten in den vergangenen 13 Jahren etwa 3500 Patienten behandelt, betreut und begleitet haben, von Dr. Wolfgang Schulze. Schulze, der zu den Gründern der Palliativstation am Klinikum Bayreuth gehört, geht zum Jahresende in den Ruhestand.
Zu den Zielen der neuen Chefärztin gehört es, dass auch Patienten, die nicht an einem Tumor erkrankt sind, künftig besseren Zugang zur Palliativmedizin bekommen. „In den Köpfen der Entscheider in den Krankenkassen muss sich noch stärker festsetzen, dass auch diese Patienten einen Anspruch auf eine palliative, symptomorientierte Behandlung am Lebensende haben sollen“, sagt Gernhardt. Ein weiteres Thema soll die frühe Integration von Tumor-Patienten in die Palliativmedizin sein. Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigt, dass die Lebensqualität und auch die Überlebensrate von Patienten, die frühzeitig mit der Palliativmedizin in Kontakt kamen, höher sind, als die jener Patienten, die eine rein onkologische Behandlung erhielten. „Für uns ist also nicht nur das Sterben ein Thema“, sagt die neue Chefärztin. „Wir können das Überleben verlängern.“ Dr. Sabine Gernhardt will sich zudem für eine Enttabuisierung des Themas Sterben einsetzen.
Dr. Sabine Gernhardt hat von 1991 bis 1998 an der Universität Jena Medizin studiert, 1999 folgte ihre Promotion. Von 1998 bis 2000 arbeitete sie in der Schweiz, danach folgten Tätigkeiten als Anästhesistin und Schmerztherapeutin in verschiedenen Kliniken (BG-Unfallklinikum Halle, Klinikum Darmstadt, Klinikum Kulmbach). In dieser Zeit wurde sie Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin und erwarb die Zusatzbezeichnungen „Spezielle Schmerztherapie“ und „Notfallmedizin“. Seit dem Jahr 2009 ist die heute 45-Jährige als Oberärztin und Leitende Oberärztin auf der Palliativstation der Klinikum Bayreuth GmbH tätig, hier erwarb sie die Zusatzbezeichnung „Palliativmedizin“.
Mit Dr. Wolfgang Schulze, Facharzt für Radiologie, Strahlentherapie und Palliativmedizin, geht einer der Mitbegründer und das bekannteste Gesicht der Palliativstation der Klinikum Bayreuth GmbH in den Ruhestand. Vor exakt 40 Jahren hat Schulze als Assistenzarzt in der Inneren Medizin und dann in der Radiologie mit Schwerpunkt Strahlentherapie/Nuklearmedizin in Bayreuth angefangen – zunächst im Städtischen Krankenhaus, dann in der Klinikum Bayreuth GmbH. 1985 wurde er Leitender Oberarzt an der Strahlenklinik am Klinikum Bayreuth und blieb dies bis in das Jahr 2016. Im Jahr 2002 gründete Schulze den Arbeitskreis Palliativmedizin Bayreuth, der das Konzept und den Bau der Palliativstation vorbereitete. Seit ihrer Gründung im Mai 2003 war Schulze Chefarzt der Palliativstation.
„Ohne die erhebliche Unterstützung der Bayreuther Hospizstiftung wäre all das nicht möglich gewesen“, sagt Schulze. Die Bayreuther Palliativstation gehörte zu den ersten hundert Stationen dieser Art in Deutschland. „Damals waren wir Exoten.“ Inzwischen hat sich die Zahl der Palliativstationen in Deutschland fast verfünffacht. Und nicht nur die Zahl, auch die Arbeit hat sich verändert: „Am Anfang ging es eher um Sterbebegleitung“, sagt Schulze. Durch die besser werdenden medizinischen Möglichkeiten habe die Beschwerdelinderung an Bedeutung gewonnen. Und die Pallaitivstationen hätten sich spezialisiert. Schulze besitzt ein Patent für eine präzise Bestrahlung bei Hirnmetastasen. „Unsere Station setzt einen Schwerpunkt auf die Symptombehandlung mit Strahlentherapie. Wir nutzen die Strahlentherapie für eine praktisch nebenwirkungsfreie Symptombehandlung. Wir brauchen keinen Tumor mehr zu heilen und müssen ihn deshalb auch nicht zu aggressiv behandeln. Und wir nutzen hypno-therapeutische Verfahren. Das ist eine sehr achtsame und sehr wertschätzende Methode.“
Schulze, der jahrelang dem Vorstand des Hospizvereins Bayreuth und dem klinischen Ethik-Komitee angehörte, hat sich in der Palliativmedizin einen Ruf erarbeitet, der über Bayreuth hinaus ausstrahlt. Im Verlauf seiner ärztlichen Tätigkeit hat er knapp 500 Vorträge gehalten, er gehört der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie und der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie an. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themen „Strahlentherapie in der Palliativmedizin“ und „Hypnose in der Palliativmedizin“. Und er hat sein Wissen weitergegeben. Schulze hat etliche Seminare für Palliativmedizin und für Hypnose in der Palliativmedizin gehalten und an die 100 Fortbildungsveranstaltungen des Arbeitskreises Palliativmedizin Bayreuth organisiert.
Stichwort Palliativmedizin
Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Palliativmedizin als einen Weg, der die Lebensqualität von Patienten und ihren Familien verbessert, die mit den Problemen bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind: durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, frühzeitige Erkennung, klare Einschätzung und Behandlung von Schmerzen und anderen Beschwerden körperlich, seelisch, sozial und spirituell.
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