Weihnachtskonzert der Kantorei St. Bartholomäus in Pegnitz

Am Sonntag, 11. Dezember, erklingt um 17 Uhr in der St. Bartholomäuskirche in Pegnitz eine Musik, die beinahe den Lauf der Musikgeschichte geändert hätte. Die Kantorei St. Bartholomäus führt unter der Leitung von Jörg Fuhr das „Magnificat in C“ des Darmstädter Hofkomponisten Christoph Graupner (1683 – 1760) auf. Es ist seine Bewerbungskomposition, die zur Berufung auf das Leipziger Thomaskantorenamt als Nachfolger von Johannes Kuhnau durch den Leipziger Stadtrat führte. Weil jedoch der Graf von Hessen Graupner nicht ziehen lassen wollte, sondern sein Gehalt ordentlich erhöhte, ging Graupner nicht nach Leipzig und nach vielen weiteren Absagen von um 1725 berühmten Musikern wurde am Ende Johann Sebastian Bach Thomaskantor. Viele von Bachs bedeutendsten Werken wären sonst womöglich nie entstanden.

Warum gerade dieses Stück damals so sehr überzeugte, kann man in diesem Konzert erleben: knappe Klangpracht ohne komplizierte Schnörkel, eingängige Melodien, schmissige Rhythmen und virtuose Elemente zeichnen das etwa 25-minütige Werk aus. Ihm zur Seite gestellt ist ein Weihnachtsoratorium aus dem Norden Deutschlands, vom zwar aus der Nähe von Leipzig stammenden, aber in Hamburg als Opernkomponist tätigen Reinhard Keiser (1674 – 1739). Sein im Untertitel „Dialogus über die Geburt Christi“ genanntes Werk schildert die „Freude deren Engeln und Menschen wegen der Geburth des Welt-Heilandes“ und wird bei der Uraufführung von der Presse als „diesesmahl evtraordinair-starck besetzte Music“ angekündigt. Das Werk dauert etwa 40 Minuten und beschreibt in drei Teilen zunächst den Heilsplan Gottes durch die Person Jesu unter Einbeziehung von Schöpfungsgeschichte und prophetischen Weissagungen. Im zweiten Teil geht es um die Gegensätze, die an Weihnachten offenbar werden: ein schwaches Kind soll das Heil der Welt sein, arme Hirten treffen auf den großen Gott, Licht und Finsternis prallen aufeinander. Der dritte Teil führt schließlich zur paradiesischen Perspektive: kein ferner Gott mehr, vor dem man sein Angesicht verhüllen müsste, sondern ein durch die Vermittlung Christi sichtbar gewordener Gott, zu dem die „Tür zum schönen Paradies“ aufgeschlossen erscheint.

Die Kantorei St. Bartholomäus singt unter der Leitung von Jörg Fuhr. Begleitet wird sie von der Capella Cracoviensis, dem führenden Barockorchester Polens. Solisten sind Marzena Lubaszka, Sopran; Raquel Luìs, Alt; Ewald Bayerschmidt, Tenor und Tobias Freund, Bass. Die Kantorei St. Bartholomäus wurde 2014 mit dem Kulturhauptpreis des Landkreises Bayreuth ausgezeichnet.

Eintrittskarten sind im Vorverkauf im Schreibwarengeschäft Wöckel in Pegnitz, Telefon 09241-5771 zum Preis zwischen 6 und 18 € erhältlich. Schüler und Studenten erhalten eine Ermäßigung von 5 €. Die Abendkasse ist ab 16 Uhr geöffnet.

Marzena Lubaszka studierte Gesang an der Musikakademie in Breslau und Italienisch an der Universität. Breslau. Meisterkurse bei Emma Kirkby, Peter Kooij und an der Händel-Akademie Karlsruhe vervollständigten ihre Ausbildung. Sie konzertiert regelmäßig mit dem Ensemble Harmonologia und der Capella Augustana sowie an der königlichen schottischen Akademie in Glasgow und arbeitete als Modell bei den Modewochen in Paris. In Pegnitz war sie zuletzt 2009 mit Werken von Antonio Vivaldi zu hören.

Die portugiesische Mezzo-Sopranistin Raquel Luís studierte Gesang an der Guildhall School of Music and Drama bei Rudolf Piernay und danach im National Opera Studio in London. Im Jahr 2010 debütierte sie als Hänsel in Teatro Nacional de São Carlos, Lissabon. Es folgten Soloengagements sowohl auf der Opernbühne als auch in Oratorien und Konzerten in Portugal, Spanien, England, Schottland, Irland und Deutschland. Sie sang im Bayreuther Festspielchor von 2007 bis 2013 und ist derzeit Mitglied des Chores des Staatstheaters Nürnberg.

Ewald Bayerschmidt war von 1975 bis 1977 Mitglied des Windsbacher Knabenchores. Er studierte Gesang an der Musikhochschule Würzburg und war Preisträger beim Gesangswettbewerb der Staatsoper Budapest. Meisterkurse bei Charlotte Lehmann, Anna Reynolds, Peter Schreier und Norman Shetler ergänzten seine Ausbildung. Als Solist und Chorsänger war er an den Theatern in Braunschweig, Ulm, aber auch in England und Frankreich tätig.

Tobias B. Freund aus Wendelstein bei Nürnberg studierte zunächst Lehramt am Gymnasium mit den Fächern Musik, Geografie und Beratungslehrer an der LMU und der Musikhochschule München und schloss dieses Studium im Herbst 2008 mit dem 1. Staatsexamen mit dem Schwerpunkt Gesang ab (bei Prof. Henriette Meyer-Ravenstein und Prof. Thomas Gropper). Anschließend studierte er Gesang in der Klasse von Prof. Arno Leicht an der Musikhochschule Nürnberg und beendete im Juli 2012 sein Studium als Diplomsänger für Oper, Oratorium und Lied.

Sängerische Erfahrung konnte er in zahlreichen Konzerten als Solist sammeln u.a. mit dem Ansbacher Kammerorchester, dem Oettinger Bachorchester, dem Bach-Collegium Nürnberg, der Philharmonie Greiz-Reichenbach und Bell`Arte Salzburg. Seine musikalischen Studien vertiefte er außerdem bei Meisterkursen mit Ruth Ziesak, Henriette Meyer-Ravenstein, Konrad Jarnot, Ulrich Eisenlohr, Helmuth Deutsch, und Andreas Staier.

Neben Gesang widmet sich Tobias B. Freund auch der Stimmbildung und Chorleitung in St. Bartholomäus in Nürnberg. Er erteilt Unterrichtet in Gesang/Stimmbildung (einzeln und für Chöre), Klarinette und Saxophon. Außerdem war er Stimmbildner für die C-Kirchenmusikerausbildung im Erzbistum Bamberg und vom Wintersemester 2011/2012 bis einschließlich Wintersemester 2012/2013 Dozent für Stimmbildung und Sprecherziehung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Tobias B. Freund ist Richard-Wagner-Stipendiat 2011.