Vollversammlung der Handwerkskammer für Oberfranken am 28.11.2016

IHK-Präsident Heribert Trunk und HWK-Präsident Thomas Zimmer. Foto: Andreas Harbach
IHK-Präsident Heribert Trunk und HWK-Präsident Thomas Zimmer. Foto: Andreas Harbach

„Historischer“ Besuch: erstmalig spricht ein IHK-Präsident bei der HWK-Vollversammlung in Bayreuth

Neben der Integration von Flüchtlingen und der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung standen notwendige wirtschaftspolitische Reformen und die Digitalisierung im Mittelpunkt der Rede von Handwerkskammer-Präsident Thomas Zimmer vor der Vollversammlung am 28. November in Bayreuth.

Positive ökonomische Entwicklung für Reformen nutzen!

Thomas Zimmer: „Es ist dringend erforderlich, dass die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, insbesondere den Mittelstand, wieder in den Mittelpunkt der Politik rückt. Die Wirtschaftsweisen halten es in ihrem Jahresgutachten für falsch, mit zusätzlichen Staatsausgaben die Konjunktur weiter zu befördern. Die Vorgabe lautet ganz klar: keine neuen Schulden. Sie empfehlen steuerliche Anreize, um private Investitionen und Wertschöpfungen zu stimulieren. Dazu sollen die Einkommensteuer und Unternehmensbesteuerung reformiert und die kalte Progression voll abgebaut werden. Ich befürworte dies.“

Integration von Geflüchteten / Keine „Ausbildung light“ im Handwerk!

Doch auch das Thema der Integration von Geflüchteten bleibt nach wie vor weit oben auf der Agenda des oberfränkischen Handwerks. Dazu Präsident Zimmer: „Im laufenden Jahr hat sich zwar die Zahl der Zuwanderer deutlich verringert. Dennoch stehen wir weiter vor der Herausforderung, die Flüchtlinge in die Gesellschaft und das Arbeitsleben zu integrieren.

Durch das Integrationsgesetz auf Bundesebene wurde bei der Gestaltung des rechtlichen Rahmens für die Integration von Flüchtlingen ein deutlicher Fortschritt erzielt. Für das Handwerk von besonderem Interesse ist, dass Geduldete für die Gesamtdauer der Ausbildung ein Bleiberecht bekommen und anschließend noch mindestens zwei Jahre im erlernten Beruf eingesetzt werden können. Diese Regelungen müssen so weiter bestand haben. Betriebe, die junge Flüchtlinge ausbilden, brauchen einen verlässlichen und kalkulierbaren Rahmen.“

Dabei ist es genauso wichtig, so Zimmer, dass junge Flüchtlinge eine reguläre Ausbildung bekommen: „Wir erteilen einer Schmalspurausbildung oder einer Teilqualifikation eine klare Absage. Denn das Handwerk braucht qualifizierte Fachkräfte, die ihren ganzen Beruf beherrschen.“

Digitalisierung

„Die Digitalisierung durchdringt inzwischen alle Lebensbereiche und nimmt in Wirtschaft und Gesellschaft einen immer wichtigeren Raum ein. Mit unserem bundesweiten „Kompetenzzentrum Digitales Handwerk“ begleiten wir unsere Betriebe auf ihrem Digitalisierungsweg und wir wollen sie in Oberfranken für die Relevanz der Digitalisierung und für die unternehmerische Zukunft sensibilisieren. Unser Kompetenzzentrum fungiert dabei als Ideengeber und Werkstatt und wird ergänzt durch Leuchtturmbetriebe mit digitalen Vorzeigeprojekten bei denen andere Unternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung auch „live“ vor Ort erleben und erfahren können.“

IHK-Präsident Heribert Trunk zu Gast bei der Vollversammlung

Erstmalig in der Geschichte der Handwerkskammer war ein IHK-Präsident, nämlich Heribert Trunk, zu Gast bei der Vollversammlung. Trunk nutzte sein Grußwort, um zu betonen, wie wichtig die Zusammenarbeit von HWK und IHK, vor allem im Bereich der beruflichen Bildung, aber auch für Oberfranken ist: „Wir müssen die Wirtschaft der Region gemeinsam voranbringen. Ihr vom Handwerk habt keine Chance ohne uns von der Industrie – aber wir auch nicht ohne euch. Die berufliche Bildung müssen wir gemeinsam hochhalten. Für viele junge Leute ist es der bessere Weg, eine gute Ausbildung zu machen, als einen Bachelor an der Uni.“