Nordbayerische Stadtwerke starten Petition: „Strom darf nicht zum Luxusgut werden!“

Steuern, Abgaben und Entgelte auf Strom steigen zum Jahreswechsel in Deutschland in neue Rekordhöhe. Weil bayerische Stromkunden besonders betroffen sind, haben 14 nordbayerische Stadt- und Gemeindewerke die Initiative „Energiewende bezahlbar“ gegründet und fordern in einem offenen Brief an die Bundesregierung und die bayerische Staatsregierung, dass die Kosten für die Energiewende reduziert und solidarisch auf alle Stromkunden verteilt werden. Auf der Webseite www.energiewende-bezahlbar.de können Verbraucher eine entsprechende Online-Petition an den Deutschen Bundestag unterzeichnen.

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hatte angekündigt, dass die Entgelte für die Nutzung seines bayerischen Übertragungsnetzes zum Jahreswechsel um 80 Prozent steigen werden. Darüber hinaus steigt auch die EEG-Umlage am Jahreswechsel auf ein neues Rekordniveau von 6,88 Cent je Kilowattstunde. Diese staatliche Umlage zur Förderung der Erneuerbaren Energien macht mittlerweile rund ein Viertel der Stromrechnung aus und belastet den durchschnittlichen 3-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.500 Kilowattstunden mit 204 Euro inklusive Mehrwertsteuer.

„Mit der erneuten Erhöhung von Steuern, Abgaben und Umlagen sowie der Kosten für den Ausbau der Netze wird Strom für immer mehr unserer Kunden zu einem Luxusgut“, sorgt sich Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg und Mitinitiator der nordbayerischen Stadtwerke-Initiative „Energiewende bezahlbar“: „Die Energiewende ist zwingend nötig. Wir sind uns einig, dass dafür smarte Stromnetze ausgebaut und neue Technologien integriert werden müssen. Doch die hohen Kosten hierfür sind ungerecht verteilt. Aufgrund von unzureichenden politischen Rahmenbedingungen fallen die Kosten für die Bürgerinnen und Bürger noch höher aus als nötig.“ Erschwerend komme hinzu, dass die privaten Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen über ihre Stromrechnung mit einem mehrstelligen Milliardenbetrag belastet würden, während besonders energieintensive Unternehmen von diesen Kosten verschont bleiben, kritisiert Fiedeldey.

In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer fordern die kommunalen Stromversorger, dass die Kosten für die Energiewende reduziert und solidarisch auf alle Stromkunden verteilt werden. Der Brief wurde von den Vorständen und Geschäftsführern der Unternehmen unterzeichnet und beinhaltet vier konkrete Forderungen:

  • Das Entgelt für die Stromübertragungsnetze in Deutschland soll für alle Regionen in Deutschland gleich sein.
  • Der Ausbau von Stromtrassen und die Errichtung von OffshoreWindparks müssen besser koordiniert werden.
  • Über eine Novelle des Erneuerbare Energien-Gesetzes muss die Umlagefinanzierung für erneuerbare Erzeugungsanlagen beendet werden.
  • Energieintensive Unternehmen dürfen nicht weiter von den Kosten der Energiewende befreit werden.

Verbraucher können sich an der Initiative beteiligen, indem sie eine Petition an den Deutschen Bundestag mitunterzeichnen. Die Petition ist unter dem Link www.energiewende-bezahlbar.de erreichbar. Die Stadtwerke-Initiative „Energiewende bezahlbar“ wird von folgenden Unternehmen getragen:

Stadtwerke Bamberg Energie- und Wasserversorgungs GmbH, SÜC Energie und H2O GmbH, Coburg, Stadtwerke Ebermannstadt Versorgungsbetriebe GmbH, Gemeindewerke Ebersdorf, Erlanger Stadtwerke AG, infra fürth gmbh, Licht- und Kraftwerke Helmbrechts GmbH, Stadtwerke Hollfeld, Stadtwerke Lichtenfels, EMB Energieversorgung Miltenberg-Bürgstadt GmbH & Co. KG, SWN Stadtwerke Neustadt GmbH, Neustadt bei Coburg, Stadtwerke Rödental, Gemeindewerke Stammbach, Stadtwerke Weiden

Der offene Brief im Wortlaut:

Strom darf nicht zu einem Luxusgut werden!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer,

zum Jahreswechsel steigen die Strompreise in Deutschland auf ein neues Rekordniveau. Ursache hierfür sind massiv steigende Steuern, Abgaben und Entgelte. Damit werden die Kosten der Energiewende auf alle Haushalte und kleinen und mittelständischen Unternehmen umgewälzt. Wegen der massiv steigenden Netznutzungsentgelte der „TenneT“ werden die bayerischen Stromkunden besonders stark belastet. Die Energiewende ist zwingend nötig, doch die hohen Kosten hierfür sind ungerecht verteilt. Die privaten Haushalte werden über ihre Stromrechnung mit einem mehrstelligen Milliardenbetrag belastet, während besonders energieintensive Unternehmen von diesen Kosten verschont bleiben.

Mit großer Sorge nehmen wir wahr, dass immer weniger Bürger ihre Stromrechnung bezahlen können. Strom darf nicht zu einem Luxusgut werden! Deshalb müssen die Kosten für die Energiewende reduziert und solidarisch auf alle Stromverbraucher verteilt werden.

Wir fordern:

  • Das Entgelt für die Stromübertragungsnetze in Deutschland soll für alle Regionen in Deutschland gleich sein.
  • Der Ausbau von Stromtrassen und die Errichtung von OffshoreWindparks müssen besser koordiniert werden.
  • Über eine Novelle des Erneuerbare Energien-Gesetzes muss die Umlagefinanzierung für erneuerbare Erzeugungsanlagen beendet werden.
  • Energieintensive Unternehmen dürfen nicht weiter von den Kosten der Energiewende befreit werden.

Freundliche Grüße

Klaus Rubach und Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer Stadtwerke Bamberg Energie- und Wasserversorgungs GmbH – Wilhelm Austen, Geschäftsführer SÜC Energie und H2O GmbH, Coburg – Jürgen Fiedler, Geschäftsführer Stadtwerke Ebermannstadt Versorgungsbetriebe GmbH und Werkleiter der Stadtwerke Hollfeld – Thomas Hader, Werkleiter Gemeindewerke Ebersdorf – Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzender, und Matthias Exner, kaufmännischer Vorstand, Stadtwerke Erlangen AG – Dr. Hans Partheimüller, Geschäftsführer infra fürth GmbH – Gerd Dilsch, Geschäftsführer Licht- und Kraftwerke Helmbrechts GmbH – Dietmar Weiß, Geschäftsführer Stadtwerke Lichtenfels – Christoph Keller, Geschäftsführer EMB Energieversorgung Miltenberg-Bürgstadt GmbH & Co. KG – Armin Münzenberger, Geschäftsführer SWN Stadtwerke Neustadt GmbH, Neustadt bei Coburg – Michael Eckardt, Geschäftsführer Stadtwerke Rödental – Thorsten Tietze, Geschäftsführer Gemeindewerke Stammbach – Christine Melischko, Geschäftsführerin Stadtwerke Weiden