Montessori-Miniköche in Rettern
Die Forchheimer Montessori Schule beteiligt sich seit einiger Zeit am europaweiten Projekt „Miniköche“; wir haben die Jungköchinnen und -köche bei ihrem Praxisunterricht begleitet.
Leo Kramperth (10) aus Streitberg ist in freudiger Erwartung. Er gehört dem Team der „Montessori-Miniköche“ an, die heute ihr gelerntes Theoriewissen endlich einmal „live vor Ort“ in einer echten Gastwirtschaft anwenden können. „Wir sind dankbar, dass wir mit dem Gasthaus Hubert in Rettern eine Gastwirtschaft gefunden haben, die für unsere Schüler im Rahmen einer Praxisausbildung Material, Personal und Räume zur Verfügung gestellt hat, damit die Miniköche üben können“, sagt Birgit Eberle, die sich gleichzeitig wünscht, dass sich noch mehr Gastronomen finden, die dies Aktion unterstützen. Zuhause darf der Zehnjährige, seitdem er sich am Projekt „Miniköche“ beteiligt nun auch öfters mal in die Küche. „Eigentlich kocht ja immer Mama, manchmal auch Papa, aber jetzt darf ich auch mal öfters ran“, erzählt der Zehnjährige. Was er bisher schon daheim gekocht hat? „Ich habe Nudeln gekocht, so asiatisches Zeug, Pute angebraten und Rührei gemacht“; erzählt Minikoch Leo.
Der Zehnjährige hofft, dass er auch bald seine Lieblingsspeisen alleine zubereiten kann. „Hähnchen, Meeresfrüchte und Schäuferla“; zählt er auf. „Ich mache bei den Miniköchen mit, weil ich noch mehr in der Küche lernen und neue Gerichte ausprobieren will und weil ich gerne esse“, erzählt der Zehnjährige. Was steht heute im Gasthof Hubert auf der Zubereitungsliste? „Kartoffelsuppe, Kartoffelpuffer und die Zubereitung des alkoholfreien Cocktails Sweet Victory“, erzählt Leo, der schon ganz heiß darauf ist, endlich mit dem Kochen loszulegen.
Doch bevor es in die Küche geht, müssen die acht Montessori-Miniküche noch ganz andere Vorbereitungen treffen. „Am Anfang steht nämlich das Tischeindecken“; erklärt Gastronomin Martina Schneider, aus der fünften Generation der Rettener Wirtsfamilie. Zum Eindecken der Tische müssen sich die Kinder Stoffhandschuhe anziehen, damit keine Fingerabdrücke auf dem Besteck zu sehen sind. Und wie werden die Servierten gefaltet? „Machen wir einen Weihnachtsbaum?“, will eine Miniköchin wissen. „Nein, die machen wir an Weihnachten, jetzt zeige ich euch einen doppelten Tafelspitz“; macht die erfahrene Gastronomin den Kindern die Serviertenfalttechnik vor.
Bevor es dann in die Küche geht, werden noch die Cocktails, bestehend aus Zutaten wie Ananassaft, Kirsch- und Zitronensaft gemischt und gemixt, dann geht es im Eiltempo in die große Küche, wo schon das komplette Küchenpersonal auf den Kochnachwuchs wartet. „Die Hygiene steht immer im Vordergrund“; erklärt Martina Schneider und deshalb werden erst einmal alle Kinder zum Händewaschen und -desinfizieren geschickt. Alle Miniköche mussten im Übrigen – wie auch ihre großen Vorbilder – sich im Rahmen einer Schulung im Landratsamt Forchheim ihr Gesundheitszeugnis abholen.
Dann geht es endlich los. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei und werden von den erfahrenen Köchinnen und Köchen angeleitet. Und am Ende? „Schmeckt richtig gut“, gerät Matthias Huberth von Sontowski und Partner, Schirmherr und Sponsor der Forchheimer Miniköche fast schon ins Schwärmen. Es werden Kartoffeln geschält und geschnitten, Gemüse geputzt und die Zutaten verarbeitet.
Was steckt jetzt aber genau hinter der Idee der Miniköche? Teamleiterin Birgit Eberle klärt auf: „Die Kinder sollen für das Thema Gesundheit durch richtige Ernährung in einer intakten Umwelt sensibilisiert werden“, so Eberle. Hierzu gehören insbesondere neben der systematischen Berücksichtigung des Umweltschutzes auch regionales Bewusstsein. Die Berufsbilder des Gastgewerbes sind dabei optimal geeignet die Themen Gesundheit, Ernährung und Umwelt miteinander zu verknüpfen. Die Kinder werden so spielerisch nicht nur mit den Themen, sondern auch mit der Bedeutung einer beruflichen Ausbildung vertraut gemacht. Dadurch haben die Jugendlichen bei einer künftigen Bewerbung für eine Ausbildungsstelle Vorteile.
Insgesamt ist das Projekt „Miniköche“, welches europaweit angeboten wird und an Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren gerichtet ist, auf zwei Jahre angelegt. Insgesamt sind 20 Monatstreffen jeweils nachmittags vorgesehen, die Themen wie kochen, servieren, eindecken, alkoholfreie Cocktails mixen, Lebensmittelkunde, Hygiene und gastronomische Fachbegriffe, sowie sieben theoretische Themenblöcke beinhalten. Nach den zwei Jahren legen die Miniköche eine Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Die IHK stellt allen Kindern ein offizielles IHK-Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme an einem zweijährigen Berufsvorbereitungsseminar aus, welches sie ihren Bewerbungen beifügen können und sich so Bewerbervorteile sichern können.
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