Gedanken zu Allerheiligen am 1. November
An diesem Tag erinnern wir uns an die Gesamtheit der „Heiligen“, die je auf ihre Weise durch ihr Leben und Wirken, häufig auch durch ihren Märtyrertod den christlichen Glauben bezeugten. Wir Lutheraner rufen nicht die „Heiligen“ um ihren Beistand in der Not an, um ihre Fürsprache vor Gott. Wir alle sind „heilig“ durch unsere Taufe. Gleichwohl brauchen wir Vorbilder im Glauben.
Der Dichter Günter Eich erzählt uns in einem Hörspiel folgende Geschichte: Der Märtyrer Festianus kommt in den Himmel. Aber er fühlt sich dort nicht wohl, weil er viele nicht findet, die er auf Erden gemocht hat. Der heilige Laurentius, gebildeter und angesehener als Festianus, klärt ihn auf: Die Anderen haben das Paradies nicht verdient. Da steigt Festianus hinab zur Hölle, wo er seine Freunde findet und er bleibt dort bei ihnen.
Mich beeindruckt dieses Hörspiel. Wir Christen sollen uns nicht ins stille Kämmerlein zurückziehen, in den kleinen Kreis der angeblich oder wirklich Frommen. Die Anderen brauchen unsere Hilfe, unseren Rat, ein gutes Wort. Wir sollen uns vor Hochnäsigkeit hüten, niemanden verurteilen, auch einmal gegen den Strom schwimmen, denn so schreibt ebenfalls Günter Eich:
„Nein, schlaft nicht,
während die Ordner der Welt geschäftig sind!
Seid misstrauisch gegen ihre Macht,
die sie vorgeben, für Euch erwerben zu müssen!
Wacht darüber, dass Eure Herzen nicht leer sind,
wenn mit der Leere der Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder,
die man aus Eurem Munde nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand,
nicht Öl im Getriebe der Welt!“
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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