GAL Bamberg: Gastfamilien für geflüchtete Jugendliche

GAL beantragt Alternativen zur Heimunterbringung, die anderswo bereits Erfolg haben

Ca. 100 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind derzeit in Bamberg untergebracht, vor allem in betreuten Wohngruppen und einer stationären Einrichtung. Mit der Wolfsschlucht soll künftig sogar noch eine weitere Einrichtung hinzukommen, die jugendliche Flüchtlinge ohne Eltern aufnimmt.

Doch diese Unterbringungsform sollte nicht das „non plus ultra“ sein, meint jetzt Tobias Rausch von der GAL-Stadtratsfraktion. Sich alternativlos darauf zu versteifen, sei nicht nur eine bürokratische Haltung ohne Weitsicht und auch ziemlich kostspielig, sondern verbaue so manchem Jugendliche wohl anderweitige Integrationschancen. Rausch will erreichen, dass künftig unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auch in Bamberg in Gastfamilien untergebracht werden, so wie das in zahlreichen deutschen Städten, z.B. auch in Nürnberg, schon länger der Fall ist. Das Konzept der Gastfamilien werde nicht nur vom Bundesfamilienministerium empfohlen, sondern auch vom ‚Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge’ und dem Kompetenz-Zentrum Pflegekinder e.V. positiv bewertet, weiß Rausch, selbst Pädagoge.
Chancen werden von den Befürworter*innen vor allem hinsichtlich der Integration gesehen, weil die Jugendlichen voll in das Leben in einem einheimischen Haushalt eingebunden werden, während sich im Heim der Kontakt zumeist auf andere Jugendliche mit Fluchterfahrung beschränkt. Im Vergleich zur Heimunterbringung ist die Familienunterbringung zudem wesentlich günstiger.

„Eine Gastfamilie für einen geflüchteten Jugendlichen wird dabei wie eine Pflegefamilie im Sinne des Sozialgesetzbuches gewertet“, erklärt Rausch. „Sie vertritt den Flüchtling nicht wie ein Vormund, sondern hat ihre Handlungs- und Entscheidungsbefugnis in Alltagsdingen.“ So werde berücksichtigt, dass die geflüchteten Jugendlichen in überdurchschnittlichem Maße über Lebenserfahrung und Alltagsautonomie verfügen.

„Die Gastfamilien sind in der Regel erwachsene Begleiter*innen auf Zeit, sind häufig selbst Eltern mit erwachsenen Kindern, oft auch erfahren mit ehrenamtlichem Engagement im Flüchtlingsbereich“, berichtet Rausch und sieht gutes Potenzial, bei der Suche nach Gastfamilien in Bamberg eine Zielgruppe zu erreichen, die über herkömmliche Pflegefamilien hinaus geht.