Dem Bayreuther Kunstmuseum steht Zuwachs für seine Bestände ins Haus
Der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats entscheidet über drei Schenkungen im Gesamtwert von über 150 000 Euro
Dem Kunstmuseum Bayreuth steht bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ein bedeutender Zuwachs ins Haus: Der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats wird in seiner Sitzung am Mittwoch, 19. September, über die Annahme von drei Schenkungen im Wert von über 150.000 Euro entscheiden. Dabei geht es um 110 Arbeiten von Armin Sandig, um rund 300 Kunstwerke von Paul Eliasberg, um fünf Zeichnungen von Hannsjörg Voth sowie sechs Fotografien von Ingrid Amslinger.
Bereits im Juni dieses Jahres waren dem Kunstmuseum bedeutende Schenkungen im Wert von über 420.000 Euro übereignet worden.
Armin Sandig (geboren 1929 in Hof, gestorben 2015 in Hamburg) gehörte zur Gruppe ZEN 49, wurde jedoch nicht offiziell aufgenommen, weil er einigen Mitgliedern zu jung erschien. In den 1950er Jahren galt er als exponierter Vertreter des Informel. 1960 erhielt er das „Lichtwark-Stipendium“, 1972 den Edwin-Scharff-Preis, 1980 den Preis des Internationalen Zeichenwettbewerbs in Nürnberg und 1992 den Friedrich-Baur-Preis für Bildende Künste der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Seit 1972 war Sandig ordentliches Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, von 1975 bis 1980 deren Vizepräsident, von 1980 bis 2011 ihr Präsident, anschließend ihr Ehrenpräsident.
Mehr als drei Jahrzehnte unterrichtete Sandig Akt- und Portraitzeichnen an der Hamburger Fachhochschule für Architektur. 1989 wurde ihm von der Freien und Hansestadt Hamburg eine Ehren-Professur verliehen. 1947 wurde er mit dem Jean-Paul-Preis der Stadt Hof ausgezeichnet, 2002 folgte in Anerkennung seiner Arbeit das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Im Kunstmuseum Bayreuth waren Werke von Armin Sandig im Jahr 2007 im Rahmen einer umfangreichen ZEN-49-Ausstellung zu sehen. Eine Einzelausstellung mit dem Künstler war geplant, konnte wegen seines plötzlichen Ablebens aber nicht mehr weiterverfolgt werden.
Der materielle Schätzwert der von der Stiftung Armin-Sandig angebotenen Schenkung, die rund 110 Arbeiten aus dem graphischen Werk Sandigs umfasst, beläuft sich auf 28.000 Euro.
Noch umfangreicher ist das Konvolut von etwa 300 Zeichnungen und Graphiken aus dem Werk von Paul Eliasberg, das dem Kunstmuseum von der in Paris lebenden Tochter des Künstlers als Schenkung angeboten wurde. Eliasberg wurde 1905 als Sohn des um 1900 aus Russland emigrierten jüdisch-deutschen Autos und Übersetzers Alexander Eliasberg in München geboren. Er wuchs in einem literarischen Haushalt zusammen mit Paul Klee auf. Während des Zweiten Weltkrieges lebte er mit seiner Frau Jeanne Gedon und Tochter in Südfrankreich. Er war dort für die „Résistance“ tätig. Nach dem Krieg kam die Familie nach Paris zurück, wo Eliasberg 1947 die französische Staatsangehörigkeit annahm.
Eliasberg erlebte seinen künstlerischen Durchbruch um 1958 und war in den 1960er- und 1970er-Jahren ein viel geschätzter Künstler. Vor allem seine leuchtenden Aquarelle und fein gesponnenen Federzeichnungen, aber auch sein druckgraphisches Werk stellte er in den großen Museen von Bremen, Frankfurt, Hamburg und Hannover aus. Von 1966 bis 1970 lehrte er an der Frankfurter Städelschule. Er starb 1983 in Hamburg.
Der Schätzwert der 300 Zeichnungen, Graphiken, Druckplatten sowie eines kleineren, auf das Werk Eliasbergs bezogenen Konvoluts von Zeichnungen von Jeanne Gedon beläuft sich auf 114.000 Euro.
Außerdem entscheidet der Haupt- und Finanzausschuss über die Annahme einer Schenkung des Vereins der Freunde des Kunstmuseums Bayreuth. Dabei geht es um fünf Zeichnungen von Hannsjörg Voth und sechs Fotografien von Ingrid Amslinger im Wert von 10.000 Euro. Die Arbeiten stammen aus der jüngst im Kunstmuseum gezeigten Ausstellung „Hannsjörg Voth und Ingrid Amslinger – Jenseits der Zeit“ und waren vom Verein angekauft worden. Erst im Juni dieses Jahres hatte das Kunstmuseum aus dem Werk Voths eine Schenkung von 116 Zeichnungen im Wert von 174.000 Euro erhalten. Die jetzt angebotene Schenkung des Vereins der Freunde des Kunstmuseums soll diese Voth-Sammlung ergänzen.
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