Sonntagsgedanken: Ein totgeschwiegener Zeuge des Christenglaubens

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Der evangelische Bischof Otto Dibelius ist heute in Vergessenheit geraten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er angefeindet, da man ihm vorwarf, den Nazis zu wenig widerstanden zu haben. Doch er musste eben seine Kirche durch dieses finstere Tal führen, musste alles tun, um die Kirche vor der Vernichtung durch die braunen Tyrannen zu bewahren. Ich denke, wir sollten weniger mit Fingern auf andere zeigen und lieber ernsthaft nachdenken, was wir damals getan hätten; und was tun wir überhaupt heute gegen Rechtsradikalismus und Ausländerhass, gegen das erschreckend weit verbreitete Mobbing?

Als Dibelius in die Großstadt zog, besuchte er die Mitbewohner seiner Mietskaserne. Die reagierten überrascht. Die meisten wollten ihre Ruhe haben. Der Mensch will sich einerseits frei entfalten, sich nicht binden, aber dieselben Menschen sehnen sich andererseits nach echter Gemeinschaft, dass jemand für sie da ist, wenn es ihnen schlecht geht. Gemeinschaft, ja Freundschaft brauchen aber vollen persönlichen Einsatz. Von nichts kommt nichts. Dibelius wusste, dass der Mensch beides braucht, Zeit für die Stille und für die Diskussion, Zeit für das Alleinsein und für die Gemeinschaft. Der Mensch lebt in Gegensätzen: Da geht es Rauf und Runter, da gibt es Werktage und Feiertage, Sommer und Winter. Diese Spannung müssen wir aushalten, sie wirkt befruchtend, Eintönigkeit macht tot. Nach Dibelius schenkt uns der christliche Glaube die Kraft, im Glück nicht hochmütig, im Alltag nicht gleichgültig, im Unglück nicht bitter und selbstmitleidig zu werden.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind