Artikelserie Energiewende ja – aber wie? 54. Energiewende durch Druck von unten – Allgemeines

Goliath Poldermolen. Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Goliath Poldermolen. Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Energie ist eine der Grundvoraussetzungen für Leben auf unserer Erde. Leben, pflanzliches und tierisches, braucht Energie. Dabei kommen alle Lebensformen auf der Erde zur Sicherung ihrer Existenz mit einem Minimum an Energie aus. Sie decken ihren Energiebedarf ausschließlich aus den, sich ständig erneuernden, Energieformen, erzeugt durch die täglich eingestrahlte Sonnenenergie – ausgenommen der Mensch. Dieser hat gelernt fossile Energiespeicher anzuzapfen. Im Zuge der Industrialisierung entstand ein Wirtschaftszweig, der – zusätzlich zu der Sonnenenergie – Energie in beliebigen Mengen zur Verfügung stellte. Dieses Angebot führte zu einem ungebremsten, ständig wachsenden Energiebedarf, zu ständigem Hunger nach mehr Energie, und letztlich zu Energieverschwendung.

Abgesehen von den daraus resultierenden negativen, unsere Umwelt und die Natur zerstörenden Nebenwirkungen, kann dieser immense Energieverbrauch nicht unendlich fortgeführt werden, denn diese fossilen Energiespeicher gehen irgendwann zur Neige. Ihre Ausbeutung wird bereits aufwändiger und kostspieliger. Es wird Zeit, sich an die natürlichen, täglich neu vorhandenen Energiequellen zu erinnern, und diese zu nutzen. Das notwendige Wissen haben wir. Die Technik steht in ihren wesentlichen Teilen zur Verfügung, und wird weiter entwickelt.

Dieser etwas philosophische Exkurs ist ab und zu notwendig, um das eigentliche Ziel der Energiewende nicht aus den Augen zu verlieren: weg von den fossilen Energiespeichern, hin zu den erneuerbaren, natürlichen Energiequellen. Dies bedeutet aber nicht, wie es von Energiewendegegnern häufig kolportiert wird: „zurück in die Steinzeit“. Unser heutiges Wissen und unsere Technik ermöglichen es, dieses Ziel zu erreichen und einen hohen Lebensstandard zu erhalten. Ein wesentliches Mittel hierzu ist, Energie nicht unnötig zu verschwenden. Dies war das Thema der letzten Artikel.

Dieses steht freilich den Geschäftsmodellen und Zielen der etablierten Energiewirtschaft, die uns bisher im Überfluss aus fossilen Energiespeichern versorgt haben, entgegen. Eine sehr aufwändige Technik, die nur durch ein koordiniertes Zusammenspiel mehrerer großer Wirtschafsunternehmen in einer Wertschöpfungskette möglich ist. Diese sind: Bergbau für die Gewinnung der fossilen Energieträger, Transport zu den Kraftwerken, Stromerzeugung, Stromtransport über das bundesweite Übertragungsnetz und regionale Stromverteilung zu den Stromverbrauchern. Teilweise waren diese Wirtschaftsunternehmen in einer Hand, insbesondere bei der westdeutschen Braunkohle, bei der die ganze Kette in einer Hand lag. Die ostdeutsche Braunkohle wurde nach der Gründung der neuen Bundesrepublik praktisch auch in eine Hand gelegt, z.B. Vattenfall. Viele Jahre wurde diese Monopolisierung akzeptiert, weil es bei solch einem “natürlichen Monopol“ (s.a. http://bit.ly/1SFglIz) wegen der hohen Fixkosten und niedrigen Grenzkosten nicht sinnvoll ist, den Markt auf mehrere Unternehmen aufzuteilen. Im Rahmen der Europäischen Harmonisierung der Märkte setzte sich jedoch die Auffassung durch, … dass natürliche Monopole nur auf den Teil der Wertschöpfungskette beschränkt werden, für den unter Beachtung der volkswirtschaftlichen Kosten ein Wettbewerb nicht sinnvoll ist. (s.a. http://bit.ly/26m59ol, Liberalisierung der Energiemärkte). Aus diesen Überlegungen entstand 1996 die erste EU-Richtlinie zur Elektrizitätsmarktliberalisierung, die 1998 in deutsches Recht umgesetzt wurde.

Damit wurde der Status eines „natürlichen Monopols“ im Strommarkt nur noch den Wertschöpfungsstufen Stromtransport und Verteilung zugebilligt. Die Segmente Bergbau, Transport der fossilen Energieträger und Erzeugung liegen zumindest bei der deutschen Braunkohle überwiegend noch in einer Hand. Die Segmente Erzeugung, Handel und Vertrieb unterliegen seitdem dem freien Wettbewerb. Sie erfolgen jetzt über die sog. Strombörse, an der auch jeder andere Stromerzeuger seinen Strom vermarkten kann. Diese politische Entscheidung hat für den Stromverbraucher weitreichende Konsequenzen. Hierzu mehr in der nächsten Folge.

Dieter Lenzkes
Bürger-für-Bürger-Energie
www.bfb-energie.de

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