2. Runder Tisch für Geflüchtete am 16. Juni 2016 in der Handwerkskammer für Oberfranken
Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt: Wohnsituation ist entscheidend!
„Die Wohnsituation von jungen Asylbewerberinnen und –bewerbern ist ein zentraler Erfolgsfaktor für das erfolgreiche Absolvieren einer Ausbildung und die damit einhergehende Integration in den Arbeitsmarkt“, so Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der HWK für Oberfranken. „Vor allem für Jugendliche in Gemeinschaftsunterkünften ohne geregelte Nachtruhe und mit heterogenen Altersstrukturen wird die Wohnsituation schnell zum Ausbildungshindernis.“ Wo in diesem Bereich aktuell Probleme in Oberfranken bestehen und wie sich die Situation verbessern könnte, war Ziel des „2. Runden Tisches für Geflüchtete“ zu dem die Handwerkskammer am 16. Juni 2016 rund 30 Akteure eingeladen hatte.
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner erläuterte mit konkreten Beispielen, welche Verbesserung seit dem letzten Runden Tisch erzielt werden konnten. So sind an verschiedenen Orten neue Stellen zur Integration von Geflüchteten geschaffen worden; für die Kleiderkammer in Bayreuth bestehen deutlich verbesserte Rahmenbedingungen und auch bei den Aufenthaltsräumen für Geflüchtete in der Erstaufnahme und der Gemeinschaftsunterkunft geht es voran. Sie bat aber darum, dass die Jugendämter ihren Ermessenspielraum nutzen und Flüchtlinge, die einen Ausbildungsplatz haben, nicht mit Vollendung des 18. Lebensjahres aus den Wohngruppen in die Gemeinschaftsunterkünfte schicken, sondern ihnen mehr Zeit geben.
Auch aus Sicht der Regierung hat sich in den letzten Monaten viel getan, wie Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz feststellte. Vor allem die Berufsintegrationsklassen seien erfolgreich und böten gute Chancen auf eine anschließende Ausbildung. „Dennoch brauchen wir für viele Jugendliche passgenaue Lösungen, damit der Übergang in die Ausbildung funktioniert. Vor allem, wenn sich mit Eintritt in die Volljährigkeit die Wohnsituation ändert. Doch die Regierung ist bereit in Kooperation mit den zuständigen Ämtern Lösungen zu erarbeiten.“
„Peer-Group-Effekte sind aus Sicht der Berufsschulen besonders wichtig“, erklärte Dr. Manfred Müller, Schulleiter der Berufsschule 1 in Bayreuth. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich schulische Leistungen verbessern, erhöht sich, wenn Jugendliche mit ähnlichen Zielen und einer ähnlichen Situation gemeinsam lernen und berufspädagogisch betreut werden“, so Müller weiter.
Auch Sebastian Peine, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof, betont die Notwendigkeit einer intensiven Betreuung. „80 % der Geflüchteten kommen ohne Formalqualifikation nach Deutschland. Viele Betriebe sind bereit in die Ausbildung dieser Menschen zu investieren. Viele brauchen hierzu allerdings Begleitung: nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Wohnunterkunft.“
Eine mögliche Lösung, um die Wohnsituation für motivierte Jugendliche zu verbessern, könnten eigene Wohngruppen für Geflüchtete sein, die sich in Ausbildung befinden. Als Ergebnis des 2. Runden Tisches soll nun ein solches Pilotprojekt unter Beteiligung der Träger von Wohngruppen (z. B. Jean-Paul-Verein Bayreuth, Condrobs e.V.) und von HWK, IHK und der Arbeitsagentur gemeinsam angestoßen werden.
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