Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth (fimt): Tagung in Nürnberg
Leichte Muse im Wandel der Zeiten
Tagung zum Forschungsprojekt Inszenierung von Macht und Unterhaltung – Musiktheater in Nürnberg 1920-1950
Mit Exotik, Witz und Erotik begeisterte die (Jazz-)Operette das Publikum der 1920er Jahre. Unter dem Hakenkreuz wurde diese einst frivole Unterhaltungsgattung zum Mittel politischer Propaganda umfunktioniert – auch und vor allem in Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage.
Adolf Hitler, ein erklärter Liebhaber der Gattung, wies der Operette neue Aufgaben zu und so musste sie sich anders gewanden: Die Stücke jüdischer Autoren und Komponisten wurden verboten und das Unterhaltungsgenre propagandistisch genutzt. Opernhaftes Operetten-Singen ersetzte den frechen Kabarett-Ton, neue Stücke erschienen auf dem Spielplan. Kamen diese Veränderungen anfangs fast unbemerkt daher, so erfüllten sie doch in den schwerer werdenden Zeiten des Nationalsozialismus ihre Funktion: weg von Ironie, politischem Witz und musikalischem Großstadtton, hin zu eher traditionalistischer Atmosphäre und Weltflucht.
Mit diesem Werdegang des musikalischen Unterhaltungstheaters von der Weimarer Republik bis in die NS-Zeit beschäftigt sich das Symposium Leichte Muse im Wandel der Zeiten. Neben den Vorträgen von namhaften Spezialisten des Genres erwartet die Besucher zudem ein Konzert, in dem vergessene, unbekannte, aber auch vermeintlich bekannte Melodien der Operette der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erklingen werden.
Als Auftaktveranstaltung des Forschungsprojektes Inszenierung von Macht und Unterhaltung – Musiktheater in Nürnberg 1920-1950, das die Instrumentalisierung des Musiktheaters in Nürnberg als Propagandainstrument der NS-Kulturpolitik untersucht, präsentiert die Tagung außerdem einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung.
Der Eintritt ist frei.
In Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg und dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände – Museen der Stadt Nürnberg
Termin und Ort:
Sonntag, 12. Juni 2015, 11-17 Uhr (s.t.)
Staatstheater Nürnberg, Gluck-Saal
Programm
- 11 Uhr Begrüßung
- 11.15 Uhr
Prof. Dr. Anno Mungen, Universität Bayreuth
Einführung zum Forschungsprojekt - 11.30 Uhr
Prof. Dr. Nils Grosch, Universität Salzburg
Populäres Musiktheater im „Dritten Reich“: Paradigmen und Fragen der Forschung - 12.15 Uhr (!)
Daniel Reupke M.A., Universität Bayreuth
Quellen zur Operette am Nürnberger Stadttheater 1920 bis 1945: Eine Bestandsaufnahme. - 13-14 Uhr Mittagspause
- 14 Uhr
Dr. Carolin Stahrenberg, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
„Zu 100% deutsch – zu 100% anders?“ Stichproben zu Kontinuitäten und Brüchen im populären Musiktheater der 1930er-Jahre - 14.45 Uhr
Dr. Kevin Clarke, Operetta Research Center Amsterdam
„Ich reiß mir eine Wimper aus und stech‘ dich damit tot!“ – Die Entnazifizierung der NS-Operette zwischen 1945 und 2015 - 15.30 Uhr
Leise erklingen Glocken vom Campanile
Musikalisches Programm mit Hans Kittelmann (Tenor), Kurt Schober (Bariton) und Andreas Paetzold (Klavier) - 16.15-17 Uhr
Abschlussdiskussion
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