125 Jahre Lokalbahn Forchheim – Ebermannstadt
Seit der erste Lokalbahnzug auf dieser Strecke ins Untere Wiesenttal fuhr und damit das Land der Romantik wenigstens zu einem großen Teil dem Fremdenverkehr erschloss, sind nunmehr genau 125 Jahre vergangen.
Die Eröffnungsfahrt am 25. Mai 1891 war damals ein großes Ereignis für die Stadt Forchheim und vor allem für die Fränkische Schweiz selbst. Es war ein Freudentag im wahrsten Sinne des Wortes für die ganze Gegend und zwar – was überraschen mag – nicht einmal so sehr, weil man mit den Aussichten auf einen stärkeren Fremdenverkehr spekulierte. Im Gegenteil: die Postkutschenfahrten und die privaten Wagenfahrten mit dem ein- oder zweispännigen ‚Kütschla‘ waren zu jener Zeit ihrer romantischen Begleitumstände halber nicht nur sehr beliebt, sondern sie genügten mit Müh und Not auch für die bescheidenen Bedürfnisse des Fremdenpublikums, das sich in den neunziger Jahren und vorher ziffernmäßig ja nur in mäßigem Umfang in der Fränkischen Schweiz einfand.
Das Fuhrgewerbe in Forchheim und in Ebermannstadt hatte damals, vor 1891, goldene Zeiten, die für die ‚Ermastodter‘ Roß- und Kutschenbesitzer (und Wirtshäuser) auch nach Eröffnung der Lokalbahn geblieben waren. Ja, man möchte sagen, dass dieses goldene Zeitalter für die Ebermannstädter von jenem Tag an, da der erste Lokalbahnzug von Forchheim in diesem Städtchen eintraf, erst richtig begann. Denn nun war Ebermannstadt ja Endstation. Die Fremden, die weiter in die Fränkische Schweiz reisen wollten, nach Streitberg und Muggendorf, nach Behringersmühe und Gößweinstein, waren gezwungen, sich in Ebermannstadt eine der auf dem dortigen Bahnhofsplatz haltenden Ein- und Zweispänner zu bedienen. Sie taten es ganz gern, man hatte damals ja auch noch – im Gegensatz zu heute – Zeit zum Reisen und die Fahrt im ‚Kütschla‘ oder im gelben Postomnibus wurde von den allermeisten Reisenden als ein besonderes Vergnügen in Kauf genommen.
Die Ebermannstädter Gasthöfe, an ihrer Spitze der ‚Goldene Engel‘, des durch seinen Witz und Humor sowie durch sein ausgezeichnetes Spalter Bier rühmlichst bekannten dicken ‚Weinmüller‘, Weingroßhändlers, Schnapsbrenners und Apfelweinkelterers Wolfgang Müller, machten vor und nach dem Bau der Forchheimer Lokalbahn glänzende Geschäfte.
Im Grund genommen konnte die Bevölkerung der Fränkischen Schweiz bereits ein 150jähriges Bahnjubiläum begehen. Denn es sind nun über 150 Jahre her, seit man sich in der Öffentlichkeit zum ersten Male mit dem kühnen Gedanken eines Bahnbaues von Forchheim durch das untere Wiesental beschäftigte. Wie bei den meisten Lokalbahnprojekten ging es auch hier. Es vergingen Jahrzehnte, bis der Bau im Bayerischen Landtag genehmigt wurde und man den ersten Spatenstich tat.
Seit man am 2. August 1844 die ‚königlich bayerische Ludwigs-Südbahn‘ Nürnberg – Forchheim – Bamberg und den im gleichen Jahr fertiggestellten Erlanger Burgberg-Tunnel eröffnet hatte, mehrten sich in der westlichen Fränkischen Schweiz immer mehr die Stimmen, die dem Bau einer Lokalbahn von Forchheim nach Ebermannstadt das Wort redeten und zwar in erster Linie im Interesse der einheimischen Bevölkerung. In den sechziger Jahren waren es besonders die Forchheimer, die eine Fränkische-Schweiz-Bahn haben wollten und zwar sollte eine Hauptlinie gebaut werden, von Forchheim durch die Fränkische Schweiz bis nach Bayreuth. Von Streitberg aus über die Hochfläche nach Wüstenstein und Plankenfels sowie von da durch das Truppachtal in Richtung Obernsees. Diese Projekt unterlag aber gegenüber dem Bahnbauprojekt durch das Pegnitztal von Nürnberg über Hersbruck und Pegnitz in Richtung Schnabelwaid, das 1877 verwirklicht wurde. Die jetzige Bahntrasse über Pinzberg, Gosberg, Wiesenthau, Kirchehrenbach und Pretzfeld konnte erst nach langwierigen Verhandlungen durchgesetzt werden, weil andere Interessenten die Führung der Trasse am rechten Ufer der Wiesent über Reuth, Weilersbach und Rüssenbach nach Ebermannstadt befürworteten, obwohl die Orte am linken Wiesentufer doch die bedeutenderen sind.
Die Lokalbahn Forchheim – Ebermannstadt verließ die an der Ludwigs-Südbahn von Bamberg nach Nürnberg gelegene Station Forchheim auf der Südseite und folgte der Richtung der Hauptbahn auf einen Kilometer Länge bis zum sogenannten Schwedengraben. Für das gemeinschaftliche Geleise der Linie nach Ebermannstadt und der 1892 eröffneten Lokalbahn nach Höchstadt a.d. Aisch sowie für die Rangiergeleise dieser Bahnen war auf der bezeichnenden Strecke, anschließend an den Bahnkörper der Ludwigs-Südbahn, eine eigene Trasse hergestellt worden. Außerdem wurden in Verbindung damit die Bahnbrücken über die Wiesent und den Schwedengraben auf der Hauptlinie verbreitert und die dazwischen vorhandenen Bahndurchlässe verlängert.
Ein grundlegender Umbau der Gleisanlagen in Forchheim erfolgte 1937. Danach fuhren die Züge in die Fränkische Schweiz auf der östlichen Bahnhofsseite ab und mussten die Hauptgeleise nicht mehr überqueren.
Kurz nach dem Schwedengraben überschreitet die Bahn den sogenannten Augraben und führt in östlicher Richtung zur Haltestelle Pinzberg, welche an der Staatsstraße von Erlangen nach Ebermannstadt angelegt ist.
Im weiteren Verlaufe überquert die Bahnlinie vor dem Ort Gosberg den Hirtenbach, an dessen rechtseitigem Ufer die Haltestelle Gosberg nordwestlich der Ortschaft errichtet ist.
Sodann wendet sich die Linie in nordwestlicher Richtung zur oben genannten Staatsstraße und folgt dem Verlauf derselben auf vollkommen selbständigem Erdkörper bis zur Haltestelle Wiesenthau.
Von da führt die Strecke dann in nördlicher Richtung zur Haltestelle Kirchehrenbach, welche westlich vom gleichnamigen Orte und in unmittelbarer Nähe desselben am Verbindungsweg von Kirchehrenbach nach Weilersbach angelegt ist.
Jetzt wendet sich die Linie nach Osten, kreuzt den Ehrenbach und führt, im allgemeinen die nordöstliche Richtung einhaltend und der Bodengestaltung, den Grundstücksgrenzen und Feldwegen genau folgend, sowie mehrere Arme des Trubach überquerend, zur Haltestelle Pretzfeld, an der Nordwestseite des gleichnamigen Ortes.
Sodann kreuzt die Bahn einen von Pretzfeld aus in das rechtseitige Gelände des Wiesenttales führenden Ortsverbindungsweg, überschreitet den Hauptarm der Trubach und folgt denn in nordwestlicher Richtung einem Feldweg. Kurz vor dem Bahnhof Ebermannstadt überquert die Bahn nochmals die Staatsstraße nach Erlangen.
Nachdem von höchster Stelle die Sicherstellung einer künftigen Weiterführung der Bahn in nordöstlicher Richtung angeordnet war, wurden dieselbe noch bis über das Wiesenttal projektiert und mit den Besitzern der dazwischen liegenden Grundstücke Verfügungsbeschränkungen notariell vereinbart.
Die Weiterführung der Bahn nach Heiligenstadt gelang 1915, bis Muggendorf 1922, bis Gößweinstein 1927 und die bis Behringersmühle gar erst 1930.
Inzwischen wurden die von Ebermannstadt nach Heiligenstadt und Behringersmühle gehenden Strecken von der Deutschen Bahn stillgelegt. Letztere wird von der Dampfbahn Fränkische Schweiz weiterbetrieben. Vor fünf Jahren ging die Betriebsführung zwischen Forchheim und Ebermannstadt in die Hände der agilis-Verkehrsgesellschaft über.
Auszug aus „Günther Klebes – Links und rechts der Wiesenttalbahn“
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