Erklärung von Erzbischof Ludwig Schick zu „Amoris Laetitia“: „Katholiken dürfen dankbar sein für dieses Schreiben“

Symbolbild Religion

„Der Papst erweist sich als Realist“

(bbk) Zum heute veröffentlichen postsynodalen Schreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus gibt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick folgende Stellungnahme ab:

Das eigentliche Anliegen von „Amoris Laetitia“ ist, Ehe und Familie als schön, bereichernd, hilfreich und notwendig darzustellen. Ehe und Familie sind schön, weil sie die „Freude der Liebe“ ermöglichen, der Ehepaare zueinander, von Eltern und Kindern und zu weiteren Familienmitgliedern. Ehe und Familie sind bereichernd, weil sie allen, die zur Familie gehören, Solidarität, Gemeinschaft, Wohlwollen und Liebe schenken. Ehe und Familie sind hilfreich, weil sie allen, die zur Familie gehören, Hilfe, besonders in schwierigen Situationen, garantieren. Ehe und Familie sind notwendig, weil sie die Keimzelle für Staat und Kirche bilden. Der Papst erweist sich auch in Amoris Laetitia als Realist. Er weiß, dass Ehe und Familie heute besondere Aufmerksamkeit von Kirche und Gesellschaft brauchen, damit sie wirklich als dauerhafte Liebesgemeinschaft bestehen kann. Deshalb ist in dem Schreiben neben den grundsätzlichen Aussagen über Schönheit, Reichtum, Wert und Notwendigkeit der Ehe, ausgehend von den biblischen Texten und der Tradition der Kirche, für den Papst wichtig, dass Ehevorbereitung und die Familienbegleitung stärker in den Blick genommen werden. Staat und Gesellschaft, Arbeitgeber, Vereine und freie Träger sind aufgefordert, Ehe und Familie mehr zu unterstützen und ihnen den nötigen Halt zu geben.

Der Papst geht dabei auch eigens auf die konfessionsverschiedenen und religionsverschiedenen Ehen ein und verlangt besondere Aufmerksamkeit für sie.

Bei den sogenannten „irregulären Ehe- und Familiensituationen“, womit nicht zuletzt die Geschiedenen und Wiederverheirateten gemeint sind, gibt der Papst keine allgemeine Entscheidung. Das war auch nicht zu erwarten, nachdem was Papst Franziskus schon seit Beginn seines Pontifikates diesbezüglich gesagt hat. Geschiedene Wiederverheiratete gehören zur Kirche dazu und sind nicht exkommuniziert. Diese Aussage wiederholt Amoris Laetitia. Sie sollen ihren Platz in der Kirche haben und im kirchlichen Leben mitwirken. „Begleiten, unterscheiden und eingliedern“ sind die entscheidenden Begriffe. Bezüglich der Sakramente sollen die einzelnen Menschen und ihre je eigene Situation berücksichtigt werden.

Im Gespräch mit Seelsorgern und Mitchristen soll das jeweils Richtige und Angemessene für die Einzelnen gefunden werden. Dabei weist der Papst ausdrücklich noch einmal auf die Eheprozesse hin, die die Ungültigkeit einer Ehe feststellen können. Sie sollen vor allem schneller und kompetenter durchgeführt werden. Der ganze Text ist geprägt vom großen Thema von Papst Franziskus „Barmherzigkeit“, die immer nur individuell angewendet werden kann.

Die Katholiken dürfen Papst Franziskus sehr dankbar sein für dieses umfangreiche und theologisch, pastoral und spirituell sehr tiefgehende Schreiben über Ehe und Familie. Es enthält auch viele Aufgaben bezüglich Ehevorbereitung, Familienpastoral und Kindererziehung, sowie Katechese, Sakramentenfeier und Spiritualität; auch Anforderungen an Politik und Gesellschaft, bessere Rahmenbedingungen für Ehe und Familie zu gestalten. Es ist jetzt an allen in der katholischen Kirche, der Ökumene und der Gesellschaft, dieses Schreiben zu lesen, zu verstehen und es in die Praxis umzusetzen.