ADFC Bamberg: Hoher Radverkehrsanteil ist Rückenwind für Fahrradfahrer und sogar gut für den Autoverkehr
Seinen verkehrspolitischen Bericht bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) e.V. begann Vorstandsmitglied Harald Pappenscheller vor fast 40 anwesenden Mitgliedern mit einem Paukenschlag: Laut einer repräsentativen Haushaltsbefragung ist der Radverkehrsanteil in Bamberg auf sensationelle 30 % gestiegen. Diese Steigerung wirkt wie Rückenwind auf die Belange aller Radfahrer. Aber der hohe Radverkehrsanteil kommt allen zu Gute. Die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt steigt durch weniger Lärm und bessere Luft. Und nicht zuletzt profitieren aber selbst Autofahrer davon, wenn man sich nur vorstellt, wenn nur die Hälfte aller Radler ihre Wege mit dem Auto zurücklegen würden, wie die Stadt im motorisierten Verkehr ersticken würde. Daher fordert der ADFC Bamberg, dass dem Radverkehr nun auch mehr Platz im Straßenraum gegeben wird, der zumindest seinem Anteil am Modal-Split entspricht. Und ebenfalls müssen endlich ausreichende Haushaltsmittel für den Radverkehr zur Verfügung gestellt werden. Statt der 5 EUR je Einwohner, wie in der Radverkehrsstrategie der Stadt beschlossen, wurde im aktuellen städtischen Haushalt der „Fahrradstadt Bamberg“ kein einziger Euro eingestellt.
Ausführlich wurde mit den Mitgliedern die Situation an der Kreuzung Starkenfeld-/Annastraße, an der es in den letzten Jahren einige schwere Unfälle gegeben hat, erörtert. Der ADFC setzte sich hier vor allem für Tempo 30 für den Kfz-Verkehr auf der Starkenfeldstraße ein und wandte sich energisch gegen eine Verlängerung der Mittelinsel, die ein Blockieren der vorfahrtsberechtigten Radfurt durch wartenden Autoverkehr fördern wird. Leider hat der Umweltsenat in der Zwischenzeit genau Gegenteiliges beschlossen. Der freie Fluss des Autoverkehrs scheint den Mitgliedern im Umweltsenat wichtiger zu sein als die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern. Durch die Verlängerung der Mittelinsel muss sich der Radler auf der Cityroute 8 künftig zwischen den zurückstauenden Autos durchschlängeln. Da dadurch weder sicheres noch zügiges Radfahren möglich ist, wird sich der ADFC für die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht in der Starkenfeldstraße einsetzen. Zum letztjährigen Dauerthema Lange Straße fordern die Aktiven des ADFC die Umgestaltung der Straße zu einer bordsteinfreien Tempo 20-Zone baldmöglichst anzugehen und das jetzige Provisorium endlich zu beseitigen.
Enttäuschendes konnte Harald Pappenscheller aus dem Bamberger Landkreis berichten. Hier wurde die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) nach der Vorbereisung durch die Bewertungskommission der AGFK durch Landrat Kalb gekündigt. Dies erfolgte letztlich nur, weil man sich das Geld für ein von der AGFK als notwendig erachtetes Radverkehrskonzept sparen wollte. Den Arbeitskreis „Radverkehr im Landkreis“, in dem auch der ADFC vertreten ist, wird es erfreulicherweise weiterhin geben.
Vorstandsmitglied Elke Pappenscheller berichtete über die erstmals im letzten Sommer durchgeführte Fahrrad-Fahrschule für Erwachsene. Hier wurde sechs Frauen, die teilweise noch nie oder seit vielen Jahren nicht mehr Fahrrad gefahren sind, das Radfahren wieder von Grund auf beigebracht, so dass sie sich zumindest stabil auf dem Rad fortbewegen können. In diesem Jahr ist eine Neuauflage der Fahrrad-Fahrschule geplant.
Bei den vereinsinternen Informationen war die Steigerung der Mitgliederzahlen ein weiterer Höhepunkt. So vertritt der ADFC in Stadt und Landkreis Bamberg sowie der angeschlossenen Kreisgruppe im Landkreis Lichtenfels nun über 500 Menschen. Wegen der guten Finanzlage des Kreisverbands konnte im vergangenen Jahr ein Lastenfahrrad angeschafft werden, das von den Mitgliedern des ADFC kostenfrei ausgeliehen werden kann. Dass sich darüber hinaus eine ADFC-Mitgliedschaft lohnt, ist auch durch die neue ADFC-Pannenhilfe begründet, die Mitgliedern eine bundesweite Unterstützung bei Fahrraddefekten rund um die Uhr bietet. Michael Schilling gab bekannt, dass es auch im Jahr 2016 ein umfangreiches Tourenprogramm geben wird. Es beinhaltet wieder Angebote für alle möglichen Zielgruppen vom Anfänger bis zum konditionsstarken Tourenradler, für Mountainbiker über Rennradler und neu auch für Liegeradfahrer. Wie immer wird es auch die beliebten Feierabendtouren geben, aber auch interessante Mehrtagestouren in die Rhön und in Bambergs Partnerstadt Prag. Das Radtourenprogramm wird an der Bamberger Fahrradmesse am 16. April 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bei den abschließenden Vorstandswahlen wurde ein neues Führungsteam für die kommenden zwei Jahre gewählt. Zu den bisherigen Vorstandsmitgliedern Michael Schilling, Elke und Harald Pappenscheller wurden neu in das nun fünfköpfige Vorstandsteam Sarah Swift und Armin Lieb einstimmig gewählt.
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