Sonntagsgedanken: Technik – Segen oder Fluch?
„Wir müssen eine Ethik des Lebens finden in der technischen Welt. Ihre Grundlage ist nicht neu. Die alte Ethik der Nächstenliebe reicht aus, wenn wir sie auf die Realität der neuen technischen Welt anwenden. Es gibt eine eigentümliche Faszination der Technik, eine Verzauberung der Gemüter, die uns dazu bringt, zu meinen, es sei ein fortschrittliches und ein technisches Verhalten, dass man alles, was technisch möglich ist, auch ausführt. Mir scheint dies nicht fortschrittlich, sondern kindisch .. Reifes technisches Verhalten aber ist anders. Es benützt technische Geräte als Mittel zum Zweck. Den Raum der Freiheit planen kann nur der Mensch, der Herr der Technik bleibt. Wir müssen also ein Bewusstsein für den richtigen, den technischen Gebrauch der Technik gewinnen, wenn wir in der technischen Welt menschenwürdig überleben wollen. Als leitende Regel muss gelten. Kein Mensch ist ein Gerät, und Geräte dürfen nur zum Nutzen, nicht zum Schaden der Menschen gebraucht werden.“ (Carl-Friedrich von Weizsäcker)
Die Technik beherrscht mehr und mehr unser ganzes Leben. Führende Unternehmer wollen sogar aus Wettbewerbsgründen das Verbot der Sonntagsarbeit aufheben. Die Technik bringt natürlich auch Positives mit sich, etwa bessere Behandlungsmöglichkeiten, globalen Datenaustausch. Was wären wir ohne Autos und Flugzeuge, ohne Fernsehen und Computer, ohne Elektroherd, Kühlschrank und Mikrowelle? Wie fühlen sich andererseits die Fabrikarbeiter, deren Job nun eine Maschine billiger, schneller, besser tut? Nicht nur in Katastrophenfilmen gelingt es Computernarren durch Manipulationen ganze Länder ins Chaos zu stürzen. Als Christ aber weiß ich, dass jeder Mensch, auch der alte, kranke und behinderte Gottes geliebtes Kind, ja sein Ebenbild ist. Wenn die Gewaltigen aus Politik und Wirtschaft die Technik missbrauchen, kann was uns zum Segen dienen sollte, zum Fluch ausschlagen. Wer sich aber vor Gott verantwortlich weiß, wird dann auch mit der Technik vorsichtig umgehen und wer darauf vertraut, dass Gott der Herr ist, kann dann auch die Kraft, die Geduld aufbringen, eigenes Fehlverhalten einzugestehen, sich Fehlentwicklungen entgegenzustellen. Resignation und berechnendes Mitläufertum gelten nicht, denn so formuliert Weizsäcker:
„Man kann in dieser Welt, wie sie ist, nur dann weiterleben, wenn man zutiefst glaubt, dass sie nicht so bleibt, sondern werden wird, wie sie (von Gott her) sein soll.“
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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