Sonntagsgedanken: Jesus der Herr der Naturmächte
Glauben Sie an Wunder? In unserem kühlen, naturwissenschaftlichen Weltbild haben sie keinen Platz und doch sehnen wir uns alle danach der Totkranke ebenso wie der Lotto-Spieler. Das deutsche Wort „Wunder“ leitet sich ab vom „wundern“, d. h. ein Mensch wundert sich über ein unbegreifliches Geschehen, so dass er das Wunderbare bewundert.
Die Bibel erzählt uns viele Ereignisse, wo Jesus solche „Wunder“ tut, wo er Kranke heilt, wo er die Naturgewalten überwindet.
Wir könnten all diese Geschichten als einfältige Legenden abtun. Der Mensch der Antike fühlte sich kosmischen Gewalten ausgeliefert, die er bald verehrte, bald fürchtete, die ihn von außen bedrängten und zugleich von innen her, aus den Tiefen seiner Seele ansprachen. Der Mensch des Altertums konnte noch ehrfürchtig staunen, fühlte sich zugleich als Teil der Natur und als Ansprechpartner der Gottheit. Wir dagegen entdecken erst ganz langsam unsere Angewiesenheit auf die Natur wieder, die wir mit aller Technik nicht beherrschen, wohl aber zu unserem eigenen Schaden zerstören können. In unserer Vermessenheit meinen wir, die Herren unseres Lebens zu sein und fühlen uns zugleich unabänderlichen Naturgesetzen ausgeliefert.
Wenn wir Jesus als den „Herrn der Naturmächte“ bekennen, so drücken wir damit aus, dass letztlich eben nicht die geheimnisumwitterten Sterne, die kalte Naturwissenschafft, das ewige Gesetz von Werden und Vergehen uns steuern, dass wir weder eine Maschine noch ein triebgesteuertes Tier sind. Zugleich bewahrt uns diese Einsicht auch davor, den christlichen Glauben nur als eine Art religiöse Philosophie zu betrachten. Wir erinnern uns an die schöne alte biblische Aussage, dass die Vögel mit ihrem Gesang, die bunten Blumen mit ihrem Duft, das Meer mit seinem Rauschen den Lobpreis Gottes singen. Phantasievoll und mutig hat es der französische Katholik Teilhard de Chardin ausgedrückt, dass unser ganzes Universum mit seiner Entstehungsgeschichte auf Christus hinrolt als dem Mittelpunkt, der Kraftquelle der Evolution. Zu Ehren der Schöpferkraft Gottes kann man singen und in manchen Teilen der Welt sogar tanzen, zu Ehren der unpersönlichen, berechnenden Wissenschaft nicht.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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