Sonntagsgedanken zum 1. Sonntag in der Passionszeit: Die Versuchung Jesu
An diesem Tag lesen wir Christen die Geschichte von der Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste:
Jesus hatte 40 Tage und Nächte lang in der Wüste gefastet, um sich auf seinen schweren Gang vorzubereiten, der ihn dann auch ans Kreuz führen sollte. Ich kann auch uns nur raten, jeden Tag damit zu beginnen und zu beenden, dass wir uns in die „innere“ Wüste zurückziehen, auf Gottes Wort hören, unsere Sorgen, unsere Bitten, aber auch unseren Dank betend vor Gott bringen.
Nun aber kommt der Teufel ins Spiel: Doch gibt es ihn überhaupt? Es gibt jedenfalls dämonische Kräfte: Ich denke an den zermürbenden Stress, an den blinden Jähzorn, an rasende Eifersucht, an die lähmende Angst, wenn der Arzt uns eine niederschmetternde Diagnose gestellt hat, ich denke an den Massenwahn im „Dritten Reich“ oder an die Volkskrankheit Nr. 1, den Alkoholismus.
Wenn wir den Teufel als solchen erkennen, dann hat er schon seinen Schrecken verloren. Der Teufel in der Versuchungsgeschichte Jesu geht raffiniert vor: Dem Ausgehungerten Jesus fordert er auf, Steine in Brot zu verwandeln. Essen und Trinken, die Sorgen und Freuden des Alltags spielen bei vielen die Hauptrolle: Arbeit, Hobby, Familie, Gesundheit. All das ist wichtig, darf unser Herz aber nicht gefangen nehmen.
Dann zitiert der Teufel sogar die Bibel: Gott soll doch mal zeigen, was er kann! Aber Gott lässt sich zu nichts zwingen. Die häufig gehörte Behauptung: „Wenn es Gott gäbe, dann müsste es ganz anders zugehen“, ist eine Gotteslästerung, denn Gott ist der HERR, nicht ich, und wer so stolz auf seine Freiheit ist wie der Mensch von heute, muss eben auch die Konsequenzen tragen bzw. allein zurecht kommen. Eva im Paradies ließ sich auf eine Diskussion mit der Schlange ein und das war falsch: Nüchtern, kritisch über den Glauben diskutieren, Beweise für die Existenz Gottes zu verlangen, das geht nicht, denn wer so diskutiert, stellt sich schon über Gottes Evangelium. Es genügt auch nicht, mit Bibelsprüchen um sich zu werfen. Wir müssen Gottes Wort durchkauen, durchkneten, bis wir spüren, was es jetzt für uns persönlich, konkret bedeuten kann.
Der dritte Angriff des Teufels ist der Gefährlichste: Alle Macht der Welt verspricht er Jesus, wenn er ihn verehrt. Tatsächlich: „Geld regiert die Welt“. Nach diesem Sprichwort lebt die große Mehrheit der Menschen und es tut mir weh, wenn ich miterlebe, wie schon die kleinen Kinder nur auf das Äußerliche schauen, wer die teuerste Kleidung, das modernste Handy hat, wenn sie einander deshalb beneiden oder verachten.
Es geht stets um die Frage, woran ich „glaube“, was meinem Leben Sinn, Halt und Ziel gibt. Haben Sie diese Frage für sich persönlich beantwortet?
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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