Klinikum Bayreuth investiert in moderne Bestrahlungstechnik
Genauer, schonender, schneller: Im Kampf gegen Krebs setzt die Klinikum Bayreuth GmbH Hochpräzisionstherapie nun auf modernstem Stand ein
Die Klinik für Strahlentherapie am Klinikum Bayreuth nahm jetzt die modernisierte Hochpräzisionsbestrahlungsanlage wieder in Betrieb. Vor allem Krebspatienten profitieren von der rund zwei Millionen Euro teuren Investition. „Nachdem bisher die sogenannte Stereotaxiebestrahlung am Hochpräzisionsbeschleuniger nur auf kleine Zielgebiete anwendbar war, können wir jetzt an diesem Gerät ohne Limitationen arbeiten“, betonen Professor Dr. Ludwig Keilholz und Privatdozent Dr. Jochen Willner, Chefärzte der Klinik für Strahlentherapie. Es sei aber nicht alleine die Hightech, die ihre Klinik auszeichne, betonen die Ärzte. Sondern vielmehr die Gesamtheit aus, moderner Medizintechnik, hoch qualifiziertem Personal, vernetzter Zusammenarbeit im Onkologischen Zentrum wie auch die intensiven Gespräche mit den Patienten, die die hohe Behandlungsqualität auf Universitätsniveau ausmache. „Im Mittelpunkt stehen unsere Patienten. Und, die moderne Technik hilft uns dabei, die Behandlungen immer weiter zu optimieren – sie ist unser Handwerkszeug“, sagen Willner und Keilholz. Bevor sich die Patienten für eine Bestrahlung entscheiden, nehmen sich die Ärzte viel Zeit, um alles ausführlich zu besprechen und Fragen zu beantworten.
Eine zusätzliche Neuartigkeit der Hochpräzisionsbestrahlungsanlage ist, dass die Patienten mit ihrer Atmung die Hightechanlage steuern können. Davon profitieren Patienten, bei welchen sich der zu bestrahlende Bereich, das sogenannte Zielvolumen, mit der Atmung bewegt. Dazu zählen Patienten mit Brustkrebs, Lungenkrebs, Speiseröhrenkrebs oder anderen Tumoren, wie Tochtergeschwülsten im Brust- und Bauchraum. Nur in der Atemphase, in der der Tumor exakt im Zielgebiet der Bestrahlung liegt, gibt der Linearbeschleuniger die Strahlung frei. Das erlaubt die sichere Verabreichung höherer Strahlendosen, schont gleichzeitig das gesunde umliegende Gewebe und reduziert Nebenwirkungen, wie Entzündungen oder Funktionsverluste. Darüber hinaus verkürzt sich die Behandlungszeit durch modernste dynamische Bestrahlungstechnik deutlich. Bei komplexen Krankheitsfällen reduziert sich die Dauer von bisher 20 Minuten auf weniger als zehn Minuten. „Mit der neuen Bestrahlungsanlage können wir Tumore genauer bestrahlen und damit unseren Patienten ein Höchstmaß an Behandlungsqualität und Sicherheit garantieren“, betonen Keilholz und Willner.
Zur Erfassung der Atembewegung installierte die Klinikum Bayreuth GmbH bereits im September einen neuartigen Computertomografen mit Lasertechnik. Aus den komplexen Daten, die der Computertomograf liefert, berechnet das Team von Mathias Dierl, Leiter der Medizinischen Physik, für jeden Patienten einen individuellen Bestrahlungsplan. Millimetergenau formen sie daraus das Bestrahlungsfeld aus Einfallswinkeln und Intensität der Strahlen. Die zusätzlich mit einzubeziehenden Kriterien der Atembewegung lassen die Berechnungen zwar anspruchsvoller werden, aber, und das ist Dierl wichtig: Es zahlt sich für die Patienten aus, da die Behandlung schonender wird. Die neue Hochleistungsbestrahlungsanlage erfasst darüber hinaus jede Bewegung des Patienten – innerhalb einer Sekunde wird die Strahlung abgeschaltet, falls sich das Bestrahlungsgebiet auch nur wenige Millimeter verschieben sollte.
Parallel zur Installation der neuen Technik gestaltete die Bauabteilung des Klinikums den Empfangsbereich wie auch die Schaltbereiche und Patientenumkleiden um. Damit gelang es, im Sinne der oft schwer kranken Patienten, Barrierefreiheit zu schaffen und die Intimsphäre besser zu wahren. Für eine angenehmere Behandlungsatmosphäre sorgt die individuell wählbare Raumbeleuchtung. Die Patienten können selbst bestimmen, in welcher Stimmungsfarbe der Bestrahlungsraum ausgeleuchtet werden soll. Wenn gewünscht kann auch die eigene Musik mitgebracht werden, um sich so eine zur Therapie notwendige entspannte Atmosphäre zu schaffen.
Ab 2016: modernste medizintechnische Ausstattung in der Region
In den nächsten Monaten werden die Spezialisten eine weitere komplett neue Hochpräzisionsbestrahlungsanlage aufbauen. Ab voraussichtlich Juli 2016 verfügt die Klinik für Strahlentherapie im Bayreuther Klinikum mit der atemgesteuerten Bestrahlung und weiteren neuen Funktionalitäten über die modernste medizintechnische Ausstattung in der Region. Insgesamt investiert die Klinikum Bayreuth GmbH bis dahin rund 4,5 Millionen Euro.
Strahlentherapie am Klinikum Bayreuth
Die Klinik für Strahlentherapie, die unter der Leitung von Privatdozent Dr. Jochen Willner und Prof. Dr. Ludwig Keilholz steht, behandelt die Patienten mit hochenergetischen Strahlen, die das Tumorwachstum einschränken oder einen Tumor völlig zerstören. Für die Patienten ist die Behandlung völlig schmerzfrei. Je nach Erkrankung benötigen die Patienten bis zu 40 Bestrahlungen, die pro Sitzung etwa zwei bis zehn Minuten dauern. In manchen Krankheitsfällen kann die Strahlentherapie eine offene Operation zur Tumorentfernung ersetzen und lange Krankenhausaufenthalte vermeiden. Daneben lindern kleine Strahlendosen sehr schmerzhafte entzündliche Gelenkbeschwerden und andere gutartige Erkrankungen, wie beispielsweise den schmerzhaften Fersensporn oder Tennisarm. Für Patienten mit monatelangen Schmerzen eine nebenwirkungsarme Alternative.
Im Team der Strahlentherapie arbeiten Ärzte, Medizinphysiker, medizinisch-technische Radiologieassistenten und Pflegepersonal Hand in Hand zusammen. Sie behandeln jeden Tag etwa 90 ambulante und 30 stationäre Patienten.
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