Positive Entwicklung beim Aalschutz an Main und Regnitz
Gemeinsame Presseinfo von Fischereiverband Unterfranken, Uniper Kraftwerke und Rhein-Main-Donau AG
Freier Aal-Wanderweg auf rund 280 Fluss-Kilometer an Main und Regnitz
Auf Einladung des unterfränkischen Fischereiverbandes informierten die Rhein-Main-Donau AG als Eigentümerin der Wasserkraftwerke an bayerischem Main und Regnitz zusammen mit der Uniper Kraftwerke GmbH (ehemals E.ON Kraftwerke GmbH) als Betriebsführer der Anlagen über die Ergebnisse des 2009 eingeführten Aalschutzmanagements und dessen laufender Verbesserung.
Die aus mehreren Bausteinen bestehenden Maßnahmen zum Schutz der Aale wurden bisher mit Investitionen der Rhein-Main-Donau AG von über drei Millionen Euro ermöglicht. Darin enthalten sind die Kosten für den von unterfränkischen Fischern sichergestellten Aaltransport zum Rhein, die Aufstellung und der Betrieb der vier MIGROMATE (s. Hintergrund) an den Kraftwerken Heubach, Erlabrunn, Garstadt und Hausen a. d. Regnitz, die Unterwasser-Montage und der Betrieb von Zick-Zack-Rohren samt elektronischer Zählsysteme an den Kraftwerken Rothenfels und Limbach sowie der Bau einer „Bottom Gallery“ am Grund des Turbineneinlaufs des Mainkraftwerks Gerlachshausen.
Peter Fösel, Prokurist bei der Rhein-Main-Donau AG und unter anderem verantwortlich für ökologische Verbesserungsmaßnahmen an den 60 Wasserkraftwerken des Unternehmens, zog aus dem Engagement zur Verbesserung des Aalschutzes am Main eine positive Bilanz: “Unser bisheriger Einsatz, die Durchgängigkeit des Mains für abwandernde Aale deutlich zu verbessern, hat sich gelohnt. Wir freuen uns, dass das unabhängige und auch von der Fischerei anerkannte Gutachterbüro BNGF – Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen – in seinen Untersuchungen feststellen konnte, dass unser verbesserter aalschonender Betrieb („ASBplus“) einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der abwandernden Aale leistet. Von Beginn an haben wir den Schutz der Aale als kontinuierlichen Verbesserungsprozess angelegt, bei dem neben unseren eigenen Erfahrungen insbesondere Anregungen aus Wissenschaft und Fachfischerei eingeflossen sind. In diesem Zusammenhang dürfen wir dem Fischereiverband Unterfranken und der Fischereifachberatung von Unterfranken unseren herzlichen Dank aussprechen. Beide haben mit ihrer konstruktiven Begleitung unserer Aalschutzmaßnahmen maßgeblich zu deren Weiterentwicklung beigetragen.“
Richard Berghoff, Leiter der Kraftwerksgruppe Main beim Betriebsführer Uniper Kraftwerke GmbH, erläuterte: “Das Aalschutzmanagement besteht aus mehreren Elementen, die sinnvoll ineinandergreifen müssen. So wird ein durchgängiges System geschaffen, das den Aalen ermöglicht, bei Wanderdrang weitgehend unbeschadet in Richtung Rhein und von dort zu den Laichgründen in der Sargassosee abzuwandern.
Bei der Weiterentwicklung des aalschonenden Betriebs waren die Verbesserungsvorschläge seitens der Fischerei und des Monitoring-Gutachterbüros sehr wertvoll.“
Dr. Peter Wondrak, Präsident des Fischereiverbandes Unterfranken, stellte anlässlich der Ergebnispräsentation fest: „Wir freuen uns, dass der Wunsch der Mainfischer bei der Rhein-Main-Donau AG und Uniper auf fruchtbaren Boden fällt, gemeinsam für eine verbesserte Wanderfähigkeit der Aale zu arbeiten. Weitere 30 Fischarten sind im Main heimisch und bei Wanderungen flussab durch die Turbinen gefährdet. Daraus folgt zwingend, dass in Sachen „Fischabstieg“ nicht nur bei der aktuellen Zielfischart Aal noch viel zu ergründen und zu verbessern ist.
Mit dem gemeinsamen, gesetzlich geforderten Aalschutzprogramm insgesamt, vor allem aber mit unserer Initiative „catch and carry“ abgewickelt und organisiert vom Fischereiverband Unterfranken, bei dem wir konkrete und nachprüfbare Ergebnisse vorweisen können, haben wir ein gutes Beispiel, wie durch sachliches Diskutieren und gemeinsames Handeln erkennbare Verbesserungen beim Aalschutz erreicht werden können. Diesen Weg werden wir zielstrebig fortsetzen. Miteinander nach befriedigenden und tierschutzgerechten Lösungen an den Kraftwerken zu suchen und gefahrlosen Fischabstieg auch für die anderen, genauso schützenswerten Fischarten zu realisieren, darin liegt unsere Hoffnung für die Zukunft..“
Begleitung durch Gutachter
Der Gutachter stellt in seinem aktuellen Monitoringbericht fest, dass der nun praktizierte, erweiterte aalschonende Betrieb ASBplus eine weitere Optimierung des Aalschutzes im bayerischen Maindreieck bringen wird.
Seit Installation der MIGROMATE wird das Aalschutzprogramm der Rhein-Main-Donau AG zwischen den Kraftwerken Ottendorf und Steinbach von unabhängigen, auch in Fischereikreisen anerkannten Gutachtern wissenschaftlich begleitet. So wird auf Empfehlung des Gutachterbüros BNGF seit der Wandersaison 2013/14 der aalschonende Betrieb (ASB) zusätzlich auch dann ausgelöst, wenn der mit Kontrollfängen beauftragte Fischer im Unterwasser der Wehranlage Harrbach Aalfänge von mehr als 10 kg Blankaale in einer Nacht meldet. Dieser erweiterte aalschonende Betrieb (ASBplus) funktioniert seit der Saison 2014/2015 reibungslos. Damit wurde auch aus Sicht des Gutachters hinsichtlich Aalschutz und Aalabwanderung das bislang beste Resultat seit der Wanderperiode 2011/2012 erreicht. Ab der Saison 2015/2016 ist auf Anregung der Fischer und des Gutachters die Fangmenge, ab der aalschonender Betrieb ausgelöst wird, auf eine Stückzahl von 15 Aalen umgestellt worden.
Die Wirksamkeit des aalschonenden Betriebs lässt sich durch die Aufzeichnungen sowohl der beauftragten Fischer als auch durch die minutiöse Dokumentation in der Warte Langenprozelten nachvollziehen. Protokolliert werden der Eingang der Alarmmeldungen, die tatsächlichen Start- und Endzeiten für den aalschonenden Betrieb je Kraftwerk sowie die Abflussaufteilung zwischen Turbinen und Wehranlagen gemäß Betriebsvorschrift des Kraftwerksbetreibers Uniper Kraftwerke GmbH.
Ferner sind alle Steuerungsbefehle, auch die im aalschonenden Betrieb, im Leitsystem der Warte automatisch gespeichert und die signifikanten Daten wie Abflüsse, Turbinenleistungen etc. im Langzeitarchiv gesichert.
Aus den Aufzeichnungen der Wassertemperaturen an der Messstelle Erlabrunn konnte bisher kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Temperaturgang und den beobachteten Wanderwellen festgestellt worden. Ebenso ist keine Korrelation zwischen Neumondphasen und Aalabwanderungen feststellbar. Die Wanderwellen werden erwartungsgemäß von einer deutlichen Zunahme des Abflusses ausgelöst.
Durch die enge, aber immer noch weiter zu optimierende Verzahnung von physischer Fangkontrolle und elektronischer Erfassung der prämigratorischen Unruhe (Wanderdrang) der in den MIGROMATE jeweils ca. 60 gehälterten Blankaale konnte im Laufe der vergangenen vier Wandersaisons immer bessere Ergebnisse erreicht werden. Optimierungspotenzial besteht in der Reduzierung der Blindalarme der MIGROMATE (=Alarmmeldung, ohne dass tatsächlich Aale abwandern). Sie verursachen unnötig mehrere hundert Betriebsstunden im Jahr im aalschonenden (= reduzierten) Kraftwerksbetrieb, wodurch entsprechend weniger umweltfreundlicher Wasserkraftstrom ins Netz eingespeist wird.
Dennoch haben in der Wandersaison 2014/2015 die MIGROMATE als Signalgeber für einen zielorientierten aalschonenden Betrieb erstmals bei allen Wanderwellen mit guter Genauigkeit Beginn und Verlauf der Wanderwellen angezeigt. Gesteuert durch die Alarmmeldungen und die Rückmeldungen der Fischer von den Fangerfolgen der Aalschokker konnte der aalschonende Betrieb nahezu optimal gefahren werden, so dass damit rund 90 Prozent der Aalabwanderung abgedeckt wurden.
Das Gutachterbüro hob in diesem Zusammenhang in seiner Bewertung besonders hervor: „Der Schutz der abwandernden Aale wurde wesentlich verbessert, da während der beobachteten Abwanderwellen der aalschonende Betrieb mit hoher bis sehr hoher Übereinstimmung der Wanderaktivität (beobachtet durch die Fangerfolge der Aalschokker) folgte.“
Peter Fösel von der Rhein-Main-Donau AG stellt zusammenfassend fest: „Wir entwickeln unser Aalmanagement kontinuierlich weiter und gehen davon aus, dass in der Wandersaison 2015/16 erstmalig auch belastbare Daten aus den Aalzähleinrichtungen bei den Zick-Zack-Rohren in Limbach und Rothenfels vorliegen werden. Diese Informationen könnten bei der künftigen Steuerung des aalschonenden Betriebs berücksichtigt werden. Wir sind überzeugt, dass wir mit den von uns ergriffenen Maßnahmen zum Aalschutzmanagement bei heutigem Wissens- und Kenntnisstand eine sehr gute Möglichkeit gefunden haben, den Aalschutz zu verbessern.“
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