Gebäudereiniger in Oberfranken: Mit dem Turbo-Putzen soll Schluss sein
Sechs Sekunden, um einen Mülleimer zu leeren oder zwei Minuten, um ein ganzes Büro zu saugen: Viele der gut 10.000 Gebäudereiniger in Oberfranken erleben jeden Tag, was „Turbo-Putzen“ heißt. „In den letzten Jahren hat der Druck auf die Beschäftigten enorm zugenommen. Das geht auf die Gesundheit“, sagt Gerald Nicklas. Für den Vorsitzenden der IG BAU Oberfranken steht fest: „Mit dem Turbo-Putzen muss Schluss sein.“ In laufenden Tarifverhandlungen setzt sich die IG BAU für klare Leistungsgrenzen, besseren Arbeitsschutz und ein kräftiges Lohn-Plus für die Gebäudereiniger ein. Dazu startet die Gewerkschaft einen Info-Tag am kommenden Freitag 23.10. von 11-16 Uhr im IG BAU- Büro, Starkenfeldstr.21, Bamberg sowie am Samstag, 24.10. von 09-14 Uhr im IG BAU- Büro, Bahnhofstr.1, Bayreuth.
„Bislang haben sich die Arbeitgeber gegen die Forderungen der Beschäftigten gewehrt – gerade beim Turbo-Putzen. Auch die Lohn-Erhöhung soll nach ihrem Willen mit nicht einmal 20 Cent mehr pro Stunde ziemlich dürftig ausfallen“, berichtet Gerald Nicklas. Deshalb werde man weiter Druck machen, so der Gewerkschafter. Beim Info-Tag will die IG BAU Oberfranken den neuesten Stand der Verhandlungen bekannt geben – und über die Arbeitsbedingungen in der Branche informieren.
Auch die heimischen Auftraggeber sind eingeladen. Denn sie stünden besonders in der Verantwortung, so Nicklas. Wer für einen Reinigungsauftrag immer weniger bezahlen will, der macht letztlich beim Preis-Dumping in der Gebäudereinigung mit“, sagt der IG BAU-Bezirkschef. Das hätten dann die Beschäftigten auszubaden – oft durch unbezahlte Überstunden. Gerade bei öffentlichen Aufträgen sei das ein „Unding“. Hier müsse klar sein, dass die Beschäftigten genügend Zeit zum Reinigen haben und dafür einen anständigen Lohn bekommen.
Der Stundenlohn für Reinigungskräfte liegt derzeit bei 9,55 Euro. Ein Glas- und Fassadenreiniger bekommt 12,65 Euro. Die IG BAU verlangt ein Lohn-Plus von 80 Cent pro Stunde für die niedrigste Lohn-Gruppe und eine Erhöhung um 6,4 Prozent für alle anderen Lohngruppen. Außerdem soll die Kürzung der Arbeitszeit bei gleichbleibender Reinigungsfläche untersagt werden.
„Es gibt noch immer Betriebe, die ihren Mitarbeitern tarifliche Leistungen wie das zusätzliche Urlaubsgeld vorenthalten. Wir wollen die Beschäftigten darüber informieren, was ihnen zusteht. Wer zum Beispiel sechs Stunden lang Böden reinigt und dann noch zwei Stunden Fenster sauber macht, der muss für diese zwei Stunden auch 12,65 Euro Stundenlohn bekommen“, betont Nicklas. Kein Chef dürfe so tun, als wisse er das nicht.
„In der Gebäudereinigung muss der Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Arbeitnehmer aufhören“, fordert Gerald Nicklas. Auch in Oberfranken schufteten viele Beschäftigte längst an der Grenze. Zu sauberen Schulen, Krankenhäusern und Büros gehörten auch saubere Arbeitsbedingungen für die Gebäudereiniger, so der Gewerkschafter.
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