Zustimmung zum Nationalpark Steigerwald wächst stetig
Baden-Württembergs Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Alexander Bonde berichtete im Steigerwald von den Erfahrungen mit dem Nationalpark Schwarzwald
„Baden-Württemberg hat im Schwarzwald vorgemacht, was wir uns für den Steigerwald seit langer Zeit wünschen: Aufklärungsarbeit, Überzeugungskraft und Bürgerbeteiligung“, sagte der Bamberger Kreisrat Andreas Lösche in seiner Begrüßung. Um sich von diesen Erfahrungen im Schwarzwald ein Bild zu machen, hatten die Grünen nun Alexander Bonde, Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, in den Steigerwald eingeladen.
Welchen Stellenwert die Entwicklung des Steigerwaldes bei den Grünen genießt, war daran zu sehen, dass mit Sigi Hagl auch die Landesvorsitzende dem Besuch des Ministers in Ebrach beiwohnte. Ebenso waren mit Barbara Pfeuffer und Gerhard Schmid die Bezirksvorsitzenden aus Unter- und Oberfranken gekommen. Neben zahlreichen Vertretern des Vereins Nationalpark Nordsteigerwald nahmen auch Bezirkstagspräsident Günther Denzler und Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz, an dem Termin teil. Im Rahmen einer kurzen Waldwanderung erläuterte Georg Sperber, ehemaliger Leiter des Forstbetriebes Ebrach, die einzigartige Bedeutung der alten Buchenwälder im nördlichen Steigerwald.
Alexander Bonde zeigte sich beeindruckt und forderte in seiner Ansprache: „Die Bewahrung der Artenvielfalt ist einer der zentralen Aufgaben der heutigen Generation.“
Daher müsse man ältere Waldstrukturen wie hier im Steigerwald langfristig aus der Nutzung nehmen. Für einen großen Teil der Tier- und Pflanzenwelt sei dies von enormer Bedeutung. „Wir brauchen diese natürlichen Prozesse,“ betonte der Minister, daher müssten Bereiche geschaffen werden, „in denen die Natur auch Natur sein kann und die Motorsäge Pause hat.“
Auch im Schwarzwald habe es enorme Widerstände gegen die Idee eines Nationalparks gegeben. Daher habe man in einem Beteiligungsprozess die Sorgen der Bevölkerung aber auch der Holzwirtschaft aufgenommen. Die meisten Befürchtungen konnte man durch Gutachten entkräften. Heute stehe eine breite Mehrheit dem Nationalpark positiv gegenüber. „Die Zustimmung wächst stetig“, erklärte Bonde. Im Schwarzwald habe man einen Nationalpark-Beirat eingesetzt, paritätisch besetzt mit Vertretern der Landes- und der Kommunalpolitik. Zudem sei die Bevölkerung in die Entwicklung des Schutzgebietes eingebunden. „Seit der Nationalpark da ist, Bevölkerung und Wirtschaft ihn hautnah erleben können und sehen, dass er sich auch wirtschaftlich lohnt, wächst die Bereitschaft immer weiter, sich auf das Projekt einzulassen“, berichtete der Minister.
Sigi Hagl, Landesvorsitzende der bayerischen Grünen, bezeichnete die Buchenwälder im nördlichen Steigerwald als „bundesweit einzigartig.“ Baden-Württemberg habe vorgemacht, wie das Ziel der Bundesregierung, zehn Prozenz der öffentlichen Wälder aus der Nutzung zu nehmen, zu erreichen sei.
Daher hielten die bayerischen Grünen am Ziel eines Nationalparks im Steigerwald fest. Hagl erneuerte die Forderung nach einer Machbarkeitsstudie für einen Nationalpark Steigerwald. Darin würden alle Vor- und Nachteile für die regionale Wirtschaft und den Tourismus bewerten werden. „Das Verfahren zur Gründung des Nationalparks Schwarzwald zeichnete sich durch die starke Einbindung der Bevölkerung und aller Akteure aus, das brauchen wir auch für den Steigerwald.“, sagte sie.
Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz (BN), bezeichnete Bayern als „bundesweites Schlusslicht in Sachen Bürgerbeteiligung.“ Weil es landespolitisch nicht passe, habe man die Regierung von Oberfranken gezwungen, die Schutzverordnung für den „Hohen Buchenen Wald“ zu kassieren. Der BN habe deshalb Klage gegen diese Willkür der Staatsregierung eingereicht.“Es geht der Staatsregierung nicht um den Steigerwald, sondern nur um eine Machtdemonstration“, monierte Mergner. Alexander Bonde und seinem Stuttgarter Ministerium hingegen bescheinigte er eine vorbildliche Arbeit: „Sie haben im Vorfeld alle Fakten und Ängste auf den Tisch gelegt, diese analysiert und dann entsprechend gehandelt.“ So müsse es auch im Steigerwald laufen. „Wir brauchen einen langen Atem, und den haben wir.“
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