Vortrag am 11.10.2015 zu Oswald Merz im Bürgerhaus in Streitberg
Ein KZ Anzug und sein Träger
Der originale KZ-Anzug von Oswald Merz ist eines von vielen herausragenden Exponaten in der derzeitigen Sonderausstellung des Fränkische Schweiz-Museum „Fürchten, Bangen, Hoffen. Leben auf dem Land um 1945“.
Oswald Merz, geboren 1882, leistete als überzeugter Sozialdemokrat bereits in der Weimarer Zeit Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Als engagierter Pädagoge engagierte er sich im Bayerischen Lehrerverein (BLV). Hierbei kam es immer wieder zu Konfrontationen mit Hans Schemm, dem NSDAP-Gauleiter der Bayerischen Ostmark.
Die Machtübernahme durch die Nazis 1933 hatte verhängnisvolle Folgen für Oswald Merz: sein alter Rivale Hans Schemm leitete persönlich die Verhaftungsaktion in der Nacht vom 9. zum 10. März 1933. Über das Gefängnis Sankt Georgen in Bayreuth wurde März zunächst ins KZ Dachau verbracht, wo er bis September 33 verblieb. Nach seiner (vorübergehenden) Entlassung zog er zunächst nach Frankfurt, durfte aber nicht mehr unterrichten. Bei einem Besuch in Bayreuth am 7. 9. 37 wurde er erneut verhaftet unter dem Vorwand „Vorbereitung zum Hochverrat“ getroffen zu haben, zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und nach Verbüßung der gegen ihn verhängten Strafe erneut in das KZ Dachau gesteckt. Als Dachau vorübergehend geräumt werden musste, weil dort die SS-Totenkopfverbände ausgebildet werden sollten, verlegte man Merz nach Flossenbürg, wo er bis zur Befreiung durch die Amerikaner unter der Häftlingsnummer 414 geführt wurde. Diese Häftlingsnummer sowie ein rotes Dreieck (das Symbol für die politischen Gefangenen) ist heute noch deutlich auf dem Anzug zu sehen.
Weshalb waren die Nationalsozialisten so versessen, Oswald Merz zu verhaften und ihn aus dem Verkehr zu ziehen, indem sie ihn in ein KZ steckten? Welche Dienste hat er erworben, dass in Bayreuth sogar eine Straße nach ihm benannt ist? Was hat er alles erleiden müssen während seiner Gefangenschaft, so dass er schon am 18. Mai 1946 an den Folgen der Haft verstarb?
Diesen und noch weiteren Fragen geht der Historiker Dr. Christoph Rabenstein (MdL) in einem Abendvortrag mit dem Titel „Ein KZ Häftling erlebte das Kriegsende: die Widerstandskämpfer Oswald Merz“ am Sonntag, dem 11. Oktober im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Fränkische Schweiz-Museum und des Historischen Vereins für Oberfranken nach.
Der Vortrag findet im Bürgerhaus Streitberg statt. Er beginnt um 19:00 Uhr. Als Unkostenbeitrag werden 2,50 € erhoben.
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