NGG Oberfranken: Bäckerei-Beschäftigte befürchten "Horror-Katalog"
Bäcker-Innung kündigt Tarifvertrag – NGG: „Drastische Einbußen für Beschäftigte“
Mehr Arbeit am Sonntag, bis zu zehn Tage weniger Urlaub und kein Urlaubsgeld mehr: Die Bäcker und Verkäuferinnen in Oberfranken stehen vor enormen Einschnitten. Das hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitgeteilt. „Die bayerische Bäcker-Innung hat den Tarifvertrag gekündigt. Das ist ihr gutes Recht, jedoch haben die Arbeitgeber ohne jeden Grund einen wahren Horror-Katalog vorgelegt. Danach sollen sogar Krankheitstage von den Urlaubstagen abgezogen werden“, sagt Michael Grundl. Für den Geschäftsführer der NGG-Region Oberfranken schneiden sich die Arbeitgeber mit ihren Angriffen „ins eigene Fleisch“: Man könne nicht die Tradition im Bäcker-Handwerk hochhalten und gleichzeitig Fachkräfte durch schlechte Arbeitsbedingungen vergraulen, so Grundl.
Bislang gilt in bayerischen Bäckereien ein Manteltarifvertrag für alle Mitarbeiter – vom Bäcker über die Verkäuferin bis zur Reinigungskraft. „Auch im Kreis Kulmbach haben die Beschäftigten dadurch Sicherheit im Job. Wenn es nach den Bäcker-Chefs geht, soll damit ab Oktober Schluss sein“ sagt Michael Grundl. Konkret sieht der Vorschlag der Bäcker-Innung vor: Das Urlaubsgeld von bis zu 142 Euro soll komplett gestrichen, die Sonntagsarbeit ausgeweitet und die Probezeit verdoppelt werden, so die NGG Oberfranken.
„Der Gipfel ist die geplante Urlaubsregelung. Von 30 Urlaubstagen sollen bis zu zehn Tage mit einzelnen Krankentagen verrechnet werden“, sagt der NGG-Geschäftsführer. Und sogar wer über längere Zeit krank sei, dem blieben dann nur noch 20 Urlaubstage. Gerade in einer Branche mit hoher körperlicher und psychischer Belastung sei das eine „enorme Zumutung“ für die Beschäftigten. Die NGG werde sich dagegen mit aller Kraft zur Wehr setzen, so Grundl.
„Wer zum Bäcker geht, der bekommt Qualität und eine freundliche und fachkundige Bedienung – anders als in einem Billig-Backshop. Deshalb müssen die Beschäftigten auch angemessen bezahlt werden. Gerade wenn man junge Leute für die Ausbildung gewinnen will, muss der Job in der Bäckerei attraktiv bleiben“, betont Michael Grundl. Schon heute gebe es den Trend, dass im Verkauf immer weniger Fachkräfte arbeiten wollen. Darunter litten am Ende auch die Kunden. „Die Arbeitgeber sollten ihre Angriffe zurücknehmen und sich lieber Gedanken machen, wie man gemeinsam die Arbeitsbedingungen in der Branche verbessern und damit gutes Fachpersonal gewinnen kann.“
Die aktuelle Situation: Mitglieder der NGG haben auch nach Oktober Anspruch auf die Vorteile des alten Tarifvertrags, der dann jedoch nicht mehr automatisch für alle Beschäftigten gilt. „Jetzt kommt es darauf an, gemeinsam dagegen zu halten. Nur so lassen sich die Arbeitsbedingungen aller Bäckerei-Angestellten in Oberfranken und in ganz Bayern schützen“, sagt Michael Grundl.
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