Erzbischof Schick besucht 6. Europäischer Workshop der Maximilian-Kolbe-Stiftung in Oświęcim/Auschwitz
„Kirche hat die Aufgabe, ihren Platz an der Seite der Opfer von Gewalt einzunehmen“
Zum sechsten Mal hat die Maximilian-Kolbe-Stiftung im polnischen Oświęcim/Auschwitz den europäischen Workshop „Umgang mit der gewaltbelasteten Vergangenheit von Auschwitz“ durchgeführt. Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz stand die Frage nach den bis in die Gegenwart andauernden Prägungen und Verletzungen, die von Auschwitz und dem Zweiten Weltkrieg ausgehen, im Zentrum der bis heute (Sonntag, 16. August 2015) dauernden Begegnung, an der 30 Vertreter aus zwölf ost- und westeuropäischen Ländern teilgenommen haben. Die Diskussion wurde auch um einen angemessenen Umgang mit der oft schwierigen Gegenwart dieser Geschichte geführt.
Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Erfahrungen der verschiedenen europäischen Gesellschaften tauschten sich die Teilnehmer über die grundlegenden Perspektiven von Gewaltüberwindung und Versöhnung aus. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es ist, nicht vorschnell und oberflächlich von Versöhnung zu sprechen. Die Versöhnungsperspektive bleibt unverzichtbar, wenn man nicht der Gefahr erliegen will, sich resignativ mit den Folgen der Gewalt abzufinden.
Am Workshop nahm auch der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und Vorsitzende des Stiftungsrats der Maximilian-Kolbe-Stiftung, Erzbischof Ludwig Schick, teil. Er betonte: „Es gehört wesensmäßig zur Kirche, dass sie in den Herausforderungen und Verletzungen der Zeit ein glaubwürdiges, konkret erfahrbares Zeugnis von der Möglichkeit der Versöhnung ablegt. Zu dieser Glaubwürdigkeit gehört, dass sich die Kirche auch ihren eigenen Prägungen durch die Gewaltgeschichte stellt, ihren Platz an der Seite der Opfer von Gewalt einnimmt und die damit verbundenen Konflikte angemessen austrägt.“
Mit Blick auf die aktuelle Lage in Osteuropa befassten sich die Teilnehmer auch mit dem russisch-ukrainischen Konflikt. An den konkreten Spannungen und Ängsten, die damit verbunden sind, bewährte sich im Workshop das Bemühen um gegenseitiges Verständnis und die Bereitschaft zuzuhören. Der Workshop wurde so zu einem Beitrag zwischengesellschaftlicher Konfliktbearbeitung.
Über den konkreten Ort Auschwitz hinaus haben die Gespräche eine exemplarische Bedeutung für den Umgang mit Gewalterfahrungen und ihren Folgen. Dies wurde – wie schon in den Jahren zuvor – im Gespräch mit den Partnern aus Bosnien-Herzegowina deutlich, die den Umstand, dass Deutsche und Polen in Oświęcim als Partner einen europäischen Workshop ausrichten können, als große Ermutigung für den eigenen schwierigen Versöhnungsprozess erlebten.
Der jährliche Workshop ist ein Beitrag zur Stärkung eines europäischen, auf Heilung und Versöhnung zielenden Dialogs. Die Begegnungen helfen zugleich, ein europäisches Netzwerk zu bilden.
Hintergrund
Die Maximilian-Kolbe-Stiftung wurde 2007 mit Unterstützung der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Ziel der katholischen Stiftung ist es, Beiträge zur Stärkung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa zu leisten und sich für Opfer von Unrecht und Gewalt zu engagieren. Der hl. Maximilian Kolbe gab 1941 sein Leben stellvertretend für einen Mithäftling im Konzentrationslager Auschwitz und setzte damit ein Zeichen, dass Hass und Gewalt nicht das letzte Wort haben.
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