Sonntagsgedanken: Das Himmelreich ist nahe
Ein Klosterbruder schwitzte beim Geschirrspülen in der Küche. Da trat ein Engel zu ihm und sprach freundlich: „Lieber Bruder, Gott schickt mich, Dich zu holen!“ Doch der Mönch verwies auf das schmutzige Geschirr und meinte: „Hat das Himmelreich noch etwas Zeit, bis ich hiermit fertig bin?“ Der Engel entschwand. Später schuftete der Mönch im Klostergarten, jähtete das Unkraut, goss die Blumen. Erneut trat der Engel an ihn heran mit derselben Botschaft. Doch der Klosterer zeigte auf den noch unbestellten Garten und erbat sich erneut mehr Zeit, auch diesmal mit Erfolg. Wiederum später versorgte der Fromme die Kranken im Hospital, machte das Bett, maß Fieber, fütterte die Notleidenden, tröstete die Sterbenden. Als der Engel erschien und mitansah, wie der Mann sich abrackerte, ging er von selbst wieder. Schließlich nach langer Zeit streckte sich der gealterte Mönch müde und verbraucht auf seinem Lager nieder und betete: „Lieber Gott, jetzt, wenn Du mich noch willst, kannst Du mich holen lassen!“ Kaum gesagt, stand der Engel auch schon neben ihm. Freudig ergriff der Gläubige seine Hände und flehte: „Bring mich nun ins Himmelreich!“ Der Engel aber antwortete: „Du bist doch schon mitten drin!“
Vielleicht enttäuscht Sie das Ende dieser Legende: Soll das alles sein, nach einem mühevollen, gottgefälligen leben! Die „Moral von der Geschicht“ verstehe ich dagegen so: Wer Gutes tut, wer sich mit aller Kraft an die Gebote Gottes hält, der erlebt schon heute etwas von der neuen Welt Gottes, vielleicht nur ganz andeutungsweise, uns oft unbewusst. Wo Menschen nicht immer nur an sich denken, an ihre Sorgen und Wünsche, da wird es hell und warm im unserem Leben, da wächst Vertrauen, da bildet sich Gemeinschaft. Wir müssen uns Gottes neue Welt nicht verdienen, denn Christus hat sie für uns durch Kreuz und Auferstehung erworben. Doch sollten wir nicht spekulieren, wie es „im Jenseits“ aussieht.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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