Sonntagsgedanken: Wohltuende Spannung
Als der Apostel Johannes vor seiner Hütte mit einem zahmen Rebhuhn spielte, kam ein Jäger vorbei, sah ihn verwundert an und fragte spöttisch: „Was soll das denn?“ Johannes erwiderte: „Trägst Du Deinen Bogen stets gespannt mit Dir?“ Der Jäger schüttelte unwillig den Kopf: „Das wäre doch unsinnig, denn durch diese Überbeanspruchung würde der Bogen seine Spannkraft verlieren.“ Johannes lächelte: „Siehe, so steht es auch mit dem Denken: Wenn man immer nur grübelte, würde der Geist seine Schärfe einbüßen.“
Diese Weisheit sollten auch wir beherzigen: Das Leben vollzieht sich in fruchtbarer Spannung, denn Sonn- und Werktag gehören ebenso zusammen wie Sommer und Winter, Freud und Leid. Ein Motor, der immer auf Vollgas fährt, geht schnell kaputt. Wer nur arbeitet, sich auch am Wochenende keine Ruhe gönnt, verliert bald Lebenskraft und -freude. So erinnern die Kirchen nachdrücklich an die Sonntagsheiligung. Wer aber immer nur Party feiern, Spaß haben will, den freut bald nichts mehr, denn Überfluss führt zu Überdruss. So brauchen wir eben auch den Alltag, die Arbeit, die freilich nie zum Lebenszweck werden darf. Diese Einsicht findet sich mehr oder minder bei allen Religionen. Was aber ist speziell christlich? Wir glauben an einen Gott, der auch den unbedingt liebt, der nichts mehr arbeiten kann, auch den Versager und schuldig Gewordenen. Darum nennen wir die Botschaft von Jesus Christus Evangelium, also Frohe, ja frohmachende Botschaft.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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