Semesterschlusskonzert von Chor und Orchester der Universität Bamberg
Chor und Orchester der Universität Bamberg begeisterten die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Konzert- und Kongresshalle mit einem außergewöhnlichen Konzerterlebnis zum Semesterschluss.
„Aus der Finsternis ins Licht“ – das Thema des vergangenen Semesterschlusskonzerts, das am 18. Juli in der Konzerthalle stattfand, passte in mehrerlei Hinsicht: Ob als sommerliches Abendkonzert die lebendige Hochstimmung von Natur und Mensch preisend oder die Situation vieler Universitätsangehöriger in der aktuellen Klausurenphase portraitierend. Das Motiv des Abends gab viel Raum, der von Orchester und Chor der Universität Bamberg unter der Leitung von Dirigent Wilhelm Schmidts eindrucksvoll gefüllt wurde.
Den Anfang machte die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ op. 27 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Von den ersten Takten an bannte das Orchester die Hörer durch ein gespenstisches Adagio und versetzte sie so in die aussichtslose Lage eines bei windstiller See verlorenen Schiffs: „Todesstille fürchterlich!“ Erst im behutsam aufbauschenden Streichen und Blasen des Windes erlaubte das Orchester dem „Schiffer“ Wilhelm Schmidts, mit fester Hand in Richtung Land zu steuern.
Nach dieser musikalischen Verbildlichung einer Metamorphose von Dunkelheit zu Licht in der Natur wandte sich das Programm nun mit Robert Schumanns „Requiem für Mignon“ op. 98b einem eben solchen Prozess im Innern des Menschen zu. Und in welch gesteigerter Dramaturgie! Denn in dieser Szene aus Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ist die Lage nicht mehr zu retten: Die verstorbene Mignon, durch ihr hermaphrodites Wesen und intensives Fühlen Sinnbild der Menschlichkeit, wird musikalisch beweint. Das erstmalige Einsetzen des stimmgewaltigen Chors steigerte diese vermittelte Trauer erheblich.
Im Dialog mit dem harmonisch zusammenklingenden „Knabenchor“, dargestellt von den durchweg exzellenten Solistinnen Silke Evers (Sopran I), Anna Nesyba (Sopran II), Nora Meyer (Alt I) und Tamara Kellmann (Alt II) entstand ein Aufschaukeln der Klage über den Tod dieses idealen Menschen einerseits und ein Lobpreis seiner unermesslichen Schönheit andererseits. Erst das beherzte Eingreifen des Tenors Martin Platz – „Entflieht der Nacht!“ – ließ durch seinen Gesang die Trauer der vier „Knaben“ weichen, weckte in ihnen wieder die Sehnsucht nach Tag und Leben und führte so auch in diesem Werk das Motto des Semesterschlusskonzertes herbei.
Im zweiten Teil des Konzerts wandte sich die Perspektive von der Schöpfung und dem Menschen schließlich auf den Schöpfer selbst, und fand in Mendelssohns „Lobgesang“, seiner Symphonie-Kantate op. 52, den Höhepunkt seiner musikalischen Ausgestaltung. Dass auch hier der Chor zunächst stumm blieb, erzeugte wiederum eine erwartungsvolle Spannung, die Wilhelm Schmidts hervorragend für die Musiker und das Publikum zu nutzen wusste.
Es war beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit sein Orchester die drei vorangestellten sinfonischen Sätze interpretierte und so das Publikum vorbereitete auf den in der Kantate wuchtig einsetzenden Chor: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ Der abschließende Kantatenteil wurde seiner finalen Stellung mehr als gerecht. In den glänzend vorgetragenen Arien und Chören kam das göttliche Licht, von Mendelssohn so bewegend in seinem Werk dargestellt, zum Ausdruck. Nur beispielhaft seien dabei die von Martin Platz höchst empfindsam vorgetragene Arie „Er zählet unsere Tränen in der Not“ und das von Silke Evers und Anna Nesyba homogen wie auch einfühlsam gestaltete Duett „Ich harrete des Herrn“ erwähnt.
Nach dem gewaltigen Schlusschor bedankten sich die begeisterten Zuhörer mit langanhaltenden stehenden Ovationen für ein großartiges Konzerterlebnis.
Mattis Fichte
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