GAL Bamberg: Einstieg in Lärmsanierung an Schulen
Lärmschutz in Klassenzimmern wird erst mal als Inklusionsmaßnahme finanziert
Es ist viel zu wenig, aber immerhin ist es ein Anfang. So könnte man das Ergebnis der jüngsten Kultursenatssitzung zur „Akustik in Klassenzimmern“ bezeichnen. Die Akustik ist nämlich teilweise richtig schlecht, will heißen zu laut. Gesetzliche Normen werden allein durch die Geräusche überschritten, welche die im Klassenzimmer befindlichen Menschen verursachen – also Straßen- oder anderer Lärm von außen gar nicht mitgerechnet. Das hatte ein Gutachten ergeben, für das im Sommer 2014 Messungen an Bamberger Schulen durchgeführt wurden.
Daraufhin stellte Tobias Rausch von der grün-alternativen Stadtratsfraktion GAL einen Antrag auf Sachstandsbericht, mit der Frage nach nötigen baulichen Maßnahmen zur Verbesserung.
Das Problem in den Klassenzimmern sind nämlich vor allem die so genannten „Nachhallzeiten“ der im Raum selbst entstehenden unvermeidlichen Geräusche. Sie verstärken die Geräuschkulisse in erheblichem Maße, können durch bauliche Eingriffe aber deutlich reduziert werden. Freilich kostet das wiederum Geld, und das ist bekanntlich knapp. Auf diesen Standpunkt stellte sich auch die Stadtverwaltung. In der Sitzungsvorlage für den Kultursenat, der das Thema nun auf den GAL-Antrag hin diskutierte, war deshalb kein Geld für Akustik-Sanierungen vorgesehen.
Trotzdem konnte immerhin „der Einstieg in eine Verbesserung der Lärmsituation in Klassenzimmern erreicht werden“, wie Tobias Rausch es formuliert. Die Schulhaussanierung in Bamberg ist in drei Prioritäten aufgeteilt: 1. Brandschutz, 2. Toiletten und 3. Inklusion. Lärmschutzmaßnahmen werden nun in Punkt 3 eingegliedert und zunächst dort umgesetzt, wo Kinder mit einer Hörschädigung unterrichtet werden. Dafür stimmte die Mehrheit im Kultursenat, auch Bürgermeister und Schulreferent Dr. Lange und der Chef des Immobilienmanagements Wonka unterstützen diese Vorgehensweise.
Tobias Rausch ist froh, dass das Problem überhaupt angegangen wird, kaum ein Jahr, nachdem es wissenschaftlich nachgewiesen wurde: „Für das bekannte Tempo der Bamberger Schulhaussanierung ist das geradezu Blitzgeschwindigkeit.“ Die GAL-Fraktion fordert, dass künftig für Lärmsanierung in Schulhäusern extra Geld locker gemacht wird, auch in Klassenzimmern, wo „nur“ gesunde Kinder sind. „Die Gesundheitsgefahren durch Lärm“, so Rausch, „sind nicht zu unterschätzen – und zwar für alle.“ Außerdem seien oft nur kleine und nicht so kostspielige Maßnahmen notwendig, wie das Beispiel Kaulbergschule zeige, wo man in Eigenregie bereits damit begonnen habe.
Neben Kindern mit Hörschädigung gibt es auch Lehrkräfte mit demselben Problem. Und in diesem Zusammenhang ist das Thema schon weit länger als ein Jahr bekannt. Wo bleibt die Wortmeldung der Personalvertretung? Wo bleibt das Eingreifen des Versicherungsträgers, welcher eintreten müßte, sollte die betroffene Lehrkraft auf Grund der Akustikverhältnisse im Schulhaus ihren Beruf nicht ausüben können?
Wieso ist es überhaupt eine Frage, ob bei Verletzung gesetzlicher Normen Handlungsbedarf besteht?
Der Freistaat Bayern betont seit langem, daß er eine Art Bildungswunderland wäre (ebenso lang gehegte Zweifel wurden wiederholt bestätigt). Daß eine Lärmkulisse mit Nachhall und anderen störenden Effekten die Konzentrationsfähigkeit der Schüler deutlich beeinträchtigen dürfte, ist den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung bislang nicht in den Sinn gekommen?