Durstlöschen ist Sache des Chefs: „Wasser-Flatrate“ für Baustellen
„Hitze-Einmaleins“: Tipps für die heißesten Jobs von der IG Bau Oberfranken
Sonnen-Alarm für alle, die unter freiem Himmel arbeiten: Bauarbeiter, Dachdecker, Gärtner, Straßenbauer… – sie haben die „heißesten Jobs“. Wer bei hohen Temperaturen und in praller Sonne körperlich hart arbeitet, lebt gefährlich. Vom Sonnenstich und Kreislaufkollaps bis zum Hautkrebs: Das Risiko für „Sonnenarbeiter“ ist enorm, warnt die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Die Gewerkschaft hat deshalb jetzt das „Hitze-Einmaleins für Open-Air-Jobs“ herausgegeben. Die Tipps der IG BAU Oberfranken auf den Punkt gebracht: viel trinken, viel Schatten, viel eincremen.
„Wer schwer schuftet und schwitzt und dann zu wenig trinkt, der riskiert eine Menge: Kopfschmerzen, Konzentrationsverlust, Benommenheit, Übelkeit – Wassermangel kann schnell zum Hitzschlag führen“, sagt Gerald Nicklas. Der Bezirkschef der IG BAU Oberfranken hat eine Faustregel für die heißen Arbeitstage parat: alle 15 bis 20 Minuten ein volles Wasserglas. „Das Durstlöschen ist dabei Sache des Chefs. Er muss für eine ‚Wasser-Flatrate‘ sorgen. Mineralwasser oder kalte Tees gratis – das gehört zu jedem Sommerprogramm beim Arbeitsschutz“, so Nicklas. Arbeitgeber seien bei Hitzearbeit dazu verpflichtet, Wasser oder andere nicht alkoholische Getränke zur Verfügung zu stellen. Das sei in der Arbeitsstättenverordnung klar geregelt.
Sonnenschutz ist Arbeitsschutz, so die IG BAU Oberfranken. Die Gewerkschaft warnt davor, das Risiko UV-Strahlung „auf die leichte Schulter“ zu nehmen. Die Gefahr, im Job Hautkrebs zu bekommen, werde immer noch enorm unterschätzt. „Wer in praller Sonne arbeitet, muss höllisch aufpassen. Denn das Entstehen von Hautkrebs hängt ganz wesentlich davon ab, wie hoch die Gesamtdosis an Sonneneinstrahlung ist, der ein Mensch im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist. Die Haut vergisst nichts“, sagt Gerald Nicklas. Er appelliert daher an alle, die unter freiem Himmel auf Baustellen, auf dem Feld, in Garten-, Sport- und Parkanlagen arbeiten, sich optimal zu schützen: „Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor gehört griffbereit in jede Arbeitshose. Und dann heißt es regelmäßig eincremen, eincremen, eincremen.“
Gerade der helle Hautkrebs ist ein „Berufsrisiko“, so die IG BAU Oberfranken. Die Gewerkschaft habe lange dafür gekämpft, die Situation von Betroffenen zu verbessern. Mit Erfolg: „Seit diesem Jahr ist der helle Hautkrebs eine anerkannte Berufskrankheit“, macht Nicklas deutlich. Betroffen seien oft ältere Menschen, die im Job viele Jahre intensiver UV-Strahlung ausgesetzt waren. „Der helle Hautkrebs braucht oft Jahrzehnte, bis er sich entwickelt. Deshalb sind Beschäftigte – vom Maurer, über den Gerüstbauer und Erntehelfer bis zum Glasreiniger – häufig erst zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr betroffen“, so der IG BAU-Bezirkschef. Es sei daher auch für Rentner wichtig, zu wissen, dass sie jetzt Ansprüche auf Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung haben.
Die IG BAU hat im Rahmen der Aktion „Faire Arbeit – Jetzt!“ das Sonnen-Arbeitsschutzprogramm „Hautkrebs – Nein danke!“ gestartet. Die Gewerkschaft klärt darin intensiv über die Gefahren vom hellen Hautkrebs auf: Betroffen seien insbesondere die so genannten „Sonnenterrassen des Körpers“, Stellen also, die besonders stark dem Sonnenlicht ausgesetzt sind: Nase, Stirn, Schläfen, Ohren, Handrücken. Auch der Nacken und eben die Glatze bei Männern gehörten dazu.
„Es ist daher wichtig, auf eine vernünftige Kopfbedeckung zu achten. Und auf eine Kleidung, die möglichst viel vom Körper bedeckt“, erklärt Nicklas. Hier gebe es mittlerweile Profibekleidung mit UV-Schutz. Die IG BAU rät darüber hinaus, die Arbeit möglichst im Schatten zu erledigen – und dafür notfalls Sonnensegel zu spannen. „Die pralle Mittagssonne kann den stärksten Bauarbeiter umhauen. Es macht Sinn, die Arbeitszeiten zu verschieben und lieber morgens früher anzufangen oder abends länger zu machen“, sagt Gerald Nicklas.
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