Objekt des Monats Juli im Kunstmuseum Bayreuth
Sex sells – in den Arbeiten von Mel Ramos wird diese eherne Marketingregel seit gut fünfzig Jahren persifliert. Der 1935 in Sacramento/Kalifornien geborene Künstler machte sich die Bildersprache von Pin-Ups zu eigen, um sie mit unverfänglichen Konsumartikeln in Verbindung zu setzen. Die Commercial-Pinups verhalfen dem ehemaligen Plakatmaler zum Durchbruch auf dem internationalen Kunstmarkt. Der Erfolg fand schnell Nachahmer, denen die ironische Hintergründigkeit der Kompositionen von Ramos egal war. Auf Kalenderblättern, die Autoreifen und Kettensägen bewerben, finden Waren- und Objektwelt wieder zu jener simplen Appetenz-Koalition, die Ramos in Arbeiten wie „Quote 60 dash sixer unquote“ noch vorausahnend karikieren konnte.
Das Blatt ist Bestandteil der Mappe Kunstmarkt ˈ68 aus der Prof. Dr. Klaus Dettmann Kunststiftung. Der Kölner Kunstmarkt, Vorläufer der Art Cologne, bot als Messe des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler einen Eindruck aktueller Strömungen am Kunstmarkt. Ramosˈ Berücksichtigung bei der Auswahl der Mappenwerke war kein Zufall. 1967 hatte die Kölner Polizei für beste Publicity gesorgt, als sie die Bilder einer Einzelausstellung mit Tüchern verhängte.
Das Wappenschild mit der Ziffer 66 ist das Signum der Phillips Petroleum Company und deren Produkt Phillips 66. Der Ölkonzern schmückt sich mit einem heraldischen Zitat der Straßenschilder der legendären Route 66, jener rund 4000 Kilometer langen West-Ost-Verbindung quer durch die USA, die über das von Nat King Cole und Chuck Berry popularisierte Lied „Get your kicks on route sixty-six“ weltweite Bekanntheit erfuhr. Mel Ramos kombiniert die Bedeutungsebenen mit der Darstellung eines Pin-Up-Models und verstärkt den erotischen Subkontext. Der explizite Diktatstil des Titels betont die Vielschichtigkeit der Zitate.
Die Lithografie ist im Eingangsbereich des Museums im Original zu sehen.
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